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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Andenken, aber das Letzte, das ich an ihn habe.«
    »Nur ein Andenken, so?« Der Sklavenhändler verzog spöttisch die Lippen. »Es muss ein sehr guter Freund gewesen sein, wenn er dir ein so kostbares Andenken schenkt. Es ist pures Gold.«
    »Ich möchte ihn behalten«, sagte Robin. »Bitte.«
    Das letzte Wort kam ihr so schwer über die Lippen, dass es wohl selbst dem Sklavenhändler auffiel, denn er hörte auf, den Ring in den Fingern zu drehen, und sah sie einen Moment lang mit auf die Seite gelegtem Kopf an. Sie wusste, dass sie von diesem Mann keine Gnade und schon gar kein ritterliches Verhalten zu erwarten hatte. Wenn er ihr den Ring wegnehmen wollte, dann würde er das tun, und alles Bitten und Flehen würden ihr nicht helfen. Wahrscheinlich würde er ihn schon allein deshalb behalten, weil sie ihn darum gebeten hatte. Robin verfluchte sich in Gedanken dafür, es überhaupt getan zu haben.
    Omar sah sie noch immer nachdenklich an, dann schloss er die Faust um den schmalen Goldring und wandte sich mit einer Frage an Naida. Die alte Araberin antwortete, woraufhin der Sklavenhändler die Schultern hob und die Hand wieder öffnete, um den Ring erneut zu betrachten. Naida wandte sich von ihrem Herrn ab. Sie streifte Robin mit einem Blick, der ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Die Templerin wusste nicht, woher das Gefühl kam, aber irgendwie ahnte sie, dass Naida ihrem Herrn nicht die Wahrheit gesagt hatte, was diesen Ring anging.
    »Ein Andenken an einen Freund also«, sagte der Sklavenhändler nachdenklich. »Gut, dann magst du ihn behalten, solange du tust, was man von dir verlangt.«
    Robin musste sich mit aller Gewalt beherrschen, um den Ring nicht an sich zu reißen, als er ihr die Hand entgegenstreckte. So ruhig, wie es ihr möglich war, nahm sie den Ring, streifte ihn wieder über den Finger und schloss schützend die Faust darum. Der Sklavenhändler sah ihr wortlos zu. Sein Gesicht blieb unbewegt, aber Robin meinte ein sonderbares Glitzern in seinen Augen wahrzunehmen, wobei sie nicht sicher war, ob es sich um einen Ausdruck von Spott oder Herablassung handelte.
    »Danke«, sagte sie.
    »Du wirst gleich zu essen bekommen«, erklärte Omar, ohne noch weiter auf den Ring einzugehen. »Für den Rest des Tages magst du dich ausruhen, aber schon morgen früh wirst du anfangen, unsere Sprache besser zu lernen.« Er deutete auf die alte Frau. »Naida ist eine ausgezeichnete Lehrerin, wenn auch manchmal etwas ungeduldig. Tu, was sie von dir verlangt, und es wird dir gut gehen. Wenn sich erweist, dass du es wert bist, wird noch ein weiterer Lehrer kommen, der dich in die Dinge unterweist, die eine Frau wissen sollte.« Der Sklavenhändler lächelte anzüglich. »Im Übrigen werde ich nach einem Heilkundigen schicken, der sich deine Wunden ansehen soll. Du siehst ja aus, als sei eine Herde wilder Pferde über dich hinweggetrampelt.«
    »Zu gütig«, murmelte sie leise.
    »Versteh mich nicht falsch. Ich habe einen Namen zu verlieren und kann es mir nicht leisten, dass man mir nachsagt, ich hätte meine Kunden mit schadhafter Ware oder schlimmer noch… Gütern aus zweiter Hand beliefert.« Damit drehte er sich herum und wollte das Zimmer verlassen, aber Robin rief ihn noch einmal zurück. »Herr?«
    Der Sklavenhändler blieb stehen, drehte sich widerwillig herum und warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. »Was ist denn noch?«
    Robins Herz begann zu pochen. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie dabei war, einen schweren Fehler zu begehen. Nach den Ereignissen der vergangenen Tage hätte sie jetzt ebenso gut gefesselt und halb verhungert bei den anderen Sklaven unten im Keller sein können. Sie war vermutlich gut beraten, wenn sie den Bogen nicht überspannte und das Schicksal, das es so unerwartet gut mit ihr gemeint hatte, nicht noch zusätzlich auf die Probe stellte. Dennoch fuhr sie mit leiser, fast unterwürfiger Stimme fort: »Darf ich noch eine Bitte äußern?«
    Auf dem Gesicht ihres Gegenübers war deutlich abzulesen, wie sehr Robin seine Geduld strapazierte. Dennoch nickte er knapp und Robin fuhr fort: »Nemeth. Das… das Mädchen aus dem Fischerdorf. Erinnert Ihr euch? Ihr habt sie mitgenommen.«
    »Und?«
    »Ich… würde sie gerne besuchen«, sagte Robin. »Vielleicht nur… ab und zu.«
    Der Sklavenhändler dachte einen Moment über ihre Bitte nach, dann machte er eine Bewegung, von der sie nicht ganz sicher war, ob sie ein Nicken oder ein Kopfschütteln darstellte. »Wenn

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