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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldkirch Verlag
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ja?“ Wagner spürte, wie peinlich seinem Kollegen dieser Gefühlausbruch war. Ohne noch ein weiters Wort zu verlieren, verließ Menzel das Büro.
    Zuhause vertilgte Theobald Wagner im Zeitraffertempo die mitgebrachte Pizza, Schafskäse und Peperoni. Die ideale Grundlage für einen ordentlichen Schluck Whiskey. Dr. Kremer hatte ihn angerufen, als er gerade die Pizza zu seiner Wohnung hinaufschleppte. Seine Vermutung hatte sich bestätigt. Der Abdruck aus der Wunde zeigte die breite Klinge eines Schwertes. „Er tötet mit antiken Waffen. Erst ein Dolch, dann das Schwert. Vielleicht liegt hier ein Zusammenhang“, hatte der Gerichtsmediziner angemerkt. Händler für antike Waffen. Das hatte Wagner noch schnell auf einen Zettel gekritzelt, bevor er sich der Pizza widmete. Anschließend arbeitete er halbherzig die Akten durch. Zudem war er wieder den ganzen Abend nicht fähig gewesen, einen klaren Gedanken zu fassen. Lutz Hartmann verschwendete keine Zeit. Wagners Leute wurden bereits vorsorglich auf diverse Teams der Abteilung verteilt. Wie viel Zeit würde sein Chef ihm noch geben? Der vierte Whiskey on the Rocks brachte zwar keine Klarheit, aber dafür einen ruhigen Schlaf.

Der Mann stieg in sein Reich hinab. Hier unten war sein Zuhause! Seine Zuflucht!
    Das war schon immer so gewesen. Auch damals, als er noch Kind war, und oft stundenlang hier ausharrte. Damals hatte er meist in die Ecke gedrückt neben dem Wäscheschrank gehockt, die geschwollenen Hände in seinem Schoß versteckt. Der Schmerz war unerträglich gewesen und jetzt, beim Gedanken daran, wieder gegenwärtig
.
    Der Mann rieb sich unwillkürlich die Handrücken. Der Großvater war so unerbittlich gewesen. Letztendlich war ihm das allerdings zugute gekommen
.
    Heute, als erwachsener Mann, sah er die Dinge klarer. „Disziplin, Albert. Disziplin.“
    Diese Worte des Großvaters hallten in seinem Ohr, während der schwere Holzdeckel des Klaviers auf seine Kinderfinger sauste
.
    Der Mann griff nach seiner Krawatte und lockerte den Knoten. Er hockte sich einen Moment lang in seine kalte Ecke und lauschte der Stille. Damals war es hier unten nicht so still gewesen. Der kleine Albert hatte oft der Stimme seines wütenden Großvaters gelauscht
.
    Damals, als Kind, hatte der Mann die Bedeutung der Worte, die sein Großvater unaufhörlich brüllte, während er immer wieder die gleiche Strecke abschritt, nicht begriffen
.
    Der Junge hatte alles deutlich gehört. Die Schritte, die Worte. Diese schweren Schritte - Wohnzimmer, Flur, Küche. Hin und her! Diese Worte - Bastard. Hure. Immer wieder!
    Zwischendurch war das laute Aufwimmern seiner Großmutter zu hören. Vermutlich hatte sie damals in der Küche gesessen, an ihrem Platz neben der Tür. Den Rücken an die Wand gelehnt, weil der Schemel keine Lehne hatte. Die Augen vom Weinen gerötet. Die rauen Hände im Schoss ihrer Kittelschürze ineinander verkeilt. Die Knöchel ganz weiß. Welchen Grund zu weinen hatte sie gehabt? Scheinbar war sie an allem schuld gewesen. Der Großvater hatte es immer wieder gebrüllt. „Du hattest nur diese eine Aufgabe und du hast es nicht fertig gebracht. Du bist zu nichts nutze! Ich hätte es wissen müssen, schon damals, als ich den Fehler beging, dich zu heiraten!“ Die Großmutter hatte wieder gewimmert und geweint. Sie war ein schwacher Mensch gewesen
.
    Das hatte den jungen Albert stets abgestoßen. Gleichzeitig hatte er die Art geliebt, wie sie ihm Geschichten erzählte und ihn zudeckte, wenn er zu Bett ging. Später dann, als Heranwachsender, begriff er die Worte seines Großvaters. Hure! Bastard! Es war schmerzhaft gewesen festzustellen, dass er selbst dieser Bastard war. Aber auch dieser Schmerz war nicht von langer Dauer, denn er wurde von Mal zu Mal besser kontrollierbar
.
    Für Albert wurde es mit der Zeit immer unwichtiger, was andere Menschen von ihm hielten
.
    Er war über sie alle hinausgewachsen, auch über seinen Großvater. Inzwischen war er sogar über sich selbst hinausgewachsen. Das verdankte er vor allem seiner Disziplin. Zwar musste er einräumen, dass er noch heute von der harten Schule seines Großvaters profitierte, allerdings hatte er die Technik seiner eigenen Disziplinierung selbst weiter verfeinert. Dieser Disziplin hatte er auch seine Zuflucht zu verdanken. Der Mann sah sich zufrieden um. Alles war so, wie er es wollte. Automatisch schaltete seine Hand die Stereoanlage an
.
    Es zog ihn vor den Spiegel, wo er sein ebenmäßiges Gesicht betrachtete.

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