Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Das ist gut. Sie trinken alleine? Das ist schlecht. Versprechen Sie mir, das in Zukunft auch weiterhin zu lassen? Es bekommt Ihnen gut! Und wenn sich in dieser Stadt keine passende Gesellschaft findet, um eine gute Flasche Rotwein mit Ihnen zu leeren…, Sie wissen ja, wo Sie mich finden.“ Lächelnd nahm Lara wieder Abstand von seinem Ohr und wandte sich einem wartenden Kunden zu, der sie vom Schalter nebenan mit offen stehendem Mund beobachtet hatte.
„Service des Hauses?“, fragte der Kerl jetzt frech.
„Nur für ganz spezielle Kunden“, antwortete Lara kurzangebunden und zwinkerte Wagner zu, dem gerade bewusst wurde, dass er immer noch wie ein Idiot den Tresen blockierte. Er nickte zum Abschied und verschwand so schnell er konnte aus dem Coffeeshop. Lara hatte ihm nun endgültig den Kopf verdreht. Er hatte sowieso schon häufig an sie denken müssen, aber bisher waren es keine konkrete Gedanken, eher allgemeine Dinge, Alter, Interessen, Studienfachgebiet und Ähnliches. Auf der Fahrt ins Revier malte er sich nun aus, wie ein Rendezvous mit ihr ablaufen könnte und wie sie sich anfühlen würde, nackt auf seinem Körper. Er überlegte sich verschiedene Varianten ihres Zusammentreffens und jede endete mit erotischen Fantasien.
Er wurde diese Hirngespinste erst los, als er mit seinem Team am Tisch saß. Die Problematik der beiden ungeklärten Fälle holte ihn unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück. Vorher hatte er jedoch beschlossen, unauffällig Laras Alter in Erfahrung zu bringen. Was hatte sie damit gemeint, als sie sagte, dass ihre Partyzeit schon eine Weile zurücklag? War sie vielleicht älter als er angenommen hatte? War dies eventuell ein Aufbaustudium? Sein Herz schlug beim Gedanken daran, dass sie bereits an die dreißig heranreichte, unwillkürlich schneller.
Mit diesen jungen Dingern um die Zwanzig herum hatte er immer nur Schwierigkeiten gehabt. Zu Beginn war es stets aufregend und unkompliziert mit ihnen gewesen. Spätestens aber, wenn es um tiefschürfendere Gesprächsthemen oder um die unvereinbar unterschiedlichen Freundeskreise ging, taten sich Abgründe auf. Es blieben nur zwei Möglichkeiten. Entweder war Lara sehr reif für ihr Alter, oder genau die richtige Generation für seinen Geschmack. Sollte sie nicht mindestens neunundzwanzig Jahre alt sein, würde er es bei seinen erotischen Fantasien belassen. Andernfalls würde er sie eines Tages tatsächlich um eine Verabredung bitten, sobald er den Mut dazu fand.
„Wie geht’s weiter, Chef?“ Menzel riss ihn aus den Gedanken. Hauptkommissar Wagner sah in die Runde. In jedem Gesicht derselbe Ausdruck. Ratlosigkeit gepaart mit einem hauchzarten Funken Hoffnung. „Tja, was soll ich sagen? Dieser Schweinehund ist verdammt gerissen. Er hinterlässt keine unbeabsichtigten Spuren am Tatort. Er verrät sich nicht durch abgedrehte Bekennerschreiben. Er tötet offenbar lautlos und schnell. Er nimmt sich anschließend allerdings viel Zeit, um den Tatort auszuschmücken. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass dieses Ritual wichtiger für ihn ist, als der Mord selbst. Der Täter fordert uns auf, sein Rätsel zu lösen, so kommt es mir zumindest vor. Als würde er sich diese Mühe vor allem für uns machen. Es ist für ihn vielleicht wie eine Art Spiel. Katz und Maus, oder so was Ähnliches. Es geht ihm offenbar nicht um Geld. Wahrscheinlich hat er eine Art höheres Ziel. Und wenn wir in der Lage wären, seine Zeichen zu deuten, wüssten wir auch, worum es sich dabei handelt.“ Wagner lehnte sich zurück und blickte in die Runde. „Du denkst also, dass er psychopatisch veranlagt ist?“ Ben war noch nicht lange bei der Mordkommission. „Wer sagt eigentlich, dass es ein Kerl ist? Glaubt ihr, dass Frauen hierzu nicht fähig sind?“ Das war Rosalie, ganz die Feministin, die alle kannten und schätzten. Energisch pochte sie mit dem rechten Zeigefinger auf den Tatortfotos herum, als wollte sie ein Plädoyer für Gleichberechtigung auch bei Massenmorden führen. „Es werden weitere Morde folgen, stimmt´s, Theo? Und Hartmann reißt uns jedes Mal wieder mit Vergnügen die Köpfe ab. Wir müssen irgendwas tun!“ Jetzt redeten alle durcheinander.
Theobald Wagner schwieg und beobachtete sie.
Sie brannten alle darauf, etwas zu unternehmen und waren frustriert, dass sie nicht weiterkamen, weil die minimalen Fakten keine brauchbaren Ergebnisse erlaubten.
„Wir müssen auf den nächsten Mord warten. So blöd das klingen mag. Wobei wir hoffen
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