Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Kerl ein bisschen provozieren. Vielleicht als psychopathisch bezeichnen. Das mögen Psychopathen gemeinhin gar nicht.“ Hartmann nickte anerkennend.
„Gute Idee. Vielleicht scheuchen wir ihn so auf.“
Das war leichter gewesen, als Hauptkommissar Wagner zunächst angenommen hatte.
Sofort versuchte sein Chef, den Staatsanwalt zu erreichen. Als er ihn endlich an der Strippe hatte, vertieften sich die beiden Männer zunächst in eine Diskussion über das Eishockey-Spiel des vergangenen Abends in der SAP-Arena. Die Adler hatten offenbar verloren. Tja,
shit happens
!
Nach einer Weile legte Hartmann auf und blickte triumphierend zu Wagner herüber.
„Was so ein bisschen Sport alles auslösen kann. Wir haben volle Rückendeckung von der Staatsanwaltschaft und sind ermächtigt zu tun, was immer nötig ist! So, jetzt zisch ab. Ich muss hier noch einiges vorbereiten. Wir sehen uns auf der Pressekonferenz. Ich lasse dich den Termin schnellstmöglich wissen.“ „Was soll ich denn bei dieser Pressekonferenz? Was PR-Arbeit angeht bin ich nicht sonderlich hilfreich, das weißt du selbst am besten.“
Lutz Hartmann schüttelte den Kopf. „Nein, das bist du wahrlich nicht! Aber der ganze Quatsch hier war deine Idee. Es sind deine Ermittlungen! Und… für den Fall, dass deine Theorie nur purer Mist ist, halte ich meinen genialen Kopf gewiss nicht alleine hin. Du wirst da sein, schön brav den Mund halten und dann und wann nicken. Den Rest mache ich, okay?“ Wagner seufzte und erhob sich.
Auf dem Weg in sein Büro grübelte er über die Zusammenkunft mit der Presse nach.
Es war ihm mehr als zuwider, in deren grellem Licht zu sitzen und wie ein Zirkusaffe an der passenden Stelle zu nicken. Aber sein Chef hatte Recht.
Es war sein Fall. Zeit, Position zu beziehen.
Der Mann lehnte in einer Ecke seiner Werkstatt
.
Die wie ein L geformte Arbeitsplatte war perfekt aufgeräumt und gereinigt. Er verabscheute Unordnung und Schmutz zutiefst! An den Pinwänden oberhalb des Arbeitsplatzes hingen Vergangenheit und Zukunft. Fafner, Mime, Siegfried und Hagen hatte er bereits besiegt
.
Alberich und Wotan blieben nun noch übrig. Lange sollten diese beiden ihr schändliches Dasein allerdings nicht mehr genießen können. Aus seinen Augen sprühten Hass und Abscheu. Der Mann sah sich die Fotos dieser Männer zum x-ten Mal aufmerksam an. Fein säuberlich hatte er sie neben seine handschriftlichen Auflistungen ihrer lächerlichen Gewohnheiten aufgehängt. Unmittelbar darunter befanden sich jeweils Fotografien und höchsteigen angefertigte Skizzen der Wohnhäuser
.
Diese beiden Drecksäcke wohnten wahrlich feudal
.
Mit den Händen strich der Mann über die präzisen Pläne und hielt plötzlich inne
.
Seine Augen hafteten starr auf der Pinwand, während die Kiefer wie ein geschlossener Schraubstock fest aufeinander gepresst waren. In einer ähnlichen Villa musste damals auch sein eigener Vater gelebt haben. Oft genug hatte der Mann als Kind die Flüche seines Großvaters gehört, wenn er in einer Ecke seines Kinderzimmers gehockt hatte und am liebsten ein anderer gewesen wäre. Die Worte des Großvaters waren deutlich gewesen, nur ab und an vom Gewimmer der Großmutter unterbrochen. „Da sitzt er jetzt in seinem Schloss, der Hurenbock! Unbehelligt von dem Balg hockt der feine Herr auf seinem Geldberg, und wir müssen diesen Bastard statt seiner groß ziehen. Leugnen tut der feine Herr seine Vaterschaft! Dem werde ich noch helfen!“
Damals war dem Kind die Bedeutung dieser Worte nur zum Teil klar gewesen. Sein Vater war reich gewesen und er hatte ihn und die Mutter nicht haben wollen. Diese Ablehnung hatte lange an ihm genagt, denn er war damals zu jung gewesen, um die tiefere Bedeutung seiner Herkunft zu begreifen
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Als Heranwachsender hatte der Mann dann endlich etwas viel Wichtigeres begriffen
.
Er war von vornehmer Abstammung, nur das allein war von Bedeutung
.
Sein Vater war eben auch nur einer dieser ehrlosen Vertragsbrecher gewesen
.
Hart und trocken hallte sein Lachen durch den kargen Raum. Als Jugendlicher hatte er so viel Zeit und Energie verschwendet! Umsonst! Trotz großer Bemühungen war der Mann nie hinter die Identität dieses Menschen gekommen, der sein Vater gewesen sein musste
.
Sein Vater blieb für alle Zeit ein fremder Mann, der einst sein Vergnügen mit einem Hausmädchen gehabt hatte, das im Dienste der Familie gestanden hatte
.
Daraus hervorgegangen war er selbst - der Bastard. In seiner Geburtsurkunde
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