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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldkirch Verlag
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Feind
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    Sein Körper bebte von der Anstrengung und er rang nach Atem. Die blonden, kinnlangen Haare klebten in seinem verschwitzten Gesicht und am Hals. Langsam befreite er sich von den Boxhandschuhen
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    Er verabscheute diese Dinger zutiefst, doch er musste seine Hände schonen
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    Er hatte es allein seiner eisernen Disziplin zu verdanken, dass er den Sandsack eben nicht mit bloßen Fäusten bearbeitet hatte
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    Der Mann dachte an Erda, während er zusah, wie ein Handschuh nach dem anderen auf den Boden fiel. ‚Erda, was hast du getan?‘
    Er griff nach der Wasserflasche und trank gierig in großen Schlucken, wobei ein Teil des Wassers über Kinn und Hals auf die Brust hinunterlief. Das kühle Wasser auf seinem Körper tat gut. Bevor er duschen ging, schaltete der Mann seine Musik ein. Die Ouvertüre zu Rheingold erklang aus den Boxen, während er sich aus der durchnässten Hose schälte und unter die kalte Dusche stieg. Dort fand er seine Ruhe wieder. Disziplin!
    Der Mann beschloss während er sich abseifte, dass er sich über die kläglichen Fortschritte der Polizei freuen sollte. Bisher hatte dieser Bulle ihn bloß gelangweilt
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    Und dann dieser Name! Wagner!
    Wer erlaubte diesem Nichts eigentlich, den Namen des Meisters zu tragen?
    Genau das hatte der Mann schon bei seiner ersten Begegnung mit der Polizei gedacht
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    Damals war er diesem Hauptkommissar Wagner unter dem Schutz seiner Maske gegenüber gestanden. Es war die erste wirklich harte Erprobung seiner Künste gewesen, und es wurde ein voller Erfolg. Dieser tumbe Bulle reichte ihm zum Abschied die Hand, ebenso ahnungslos wie zur Begrüßung. An dieser Tarnkappe arbeitete der Mann, solange er denken konnte
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    Immer wieder musste er Korrekturen vornehmen, um seine tatsächliche Identität nicht zu verraten
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    Sein wahres Ich sollte diese Welt erst später kennen lernen. Diesen Zeitpunkt wollte er allein bestimmen. Der Mann schlüpfte jedesmal in diese Maske, sobald er seinen Keller verließ. Er war ein guter Bürger, freundlicher Nachbar, erfolgreicher und angepasster Kollege. Was immer die Situation von ihm verlangte, er konnte es sein
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    Dieser tumbe Bulle war dem Mann deshalb ebenso wenig auf die Schliche gekommen, wie seine langjährigen Kollegen und Vorgesetzten - und sein Chef. Ja, sein Chef
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    Gerne erinnerte der Mann sich an das blöde Gesicht dieses Lackaffen, bevor er ihn in jener Nacht gerichtet hatte
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    Für diesen kurzen Moment hatte der Mann seine Maske abgelegt und dem Chef seine wahre Identität preisgegeben. Am nächsten Morgen saß dann die Tarnkappe wieder perfekt. Als die Polizei sich nach den ersten Zeugenvernehmungen nicht mehr blicken ließ, hatte der Mann seinen Jahresurlaub genommen. Die Kollegen hatten großes Verständnis gehabt. Er war dem Chef besonders nahe gestanden! Ha!
    ‚Das alles hast du deiner Gesellschaftstarnkappe zu verdanken, Albert. Auch wenn du sie noch so sehr hasst, musst du ihren Wert schätzen‘, dachte der Mann als er sich abtrocknete
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    Eigentlich hätte er lieber gleich gekündigt, statt nur den ganzen Urlaub auf einmal zu beantragen. Das Endgültige, die Gewissheit nicht wiederzukehren, hatte ihn gereizt
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    Doch seine Disziplin hatte es ihm verboten. Er durfte nicht auffallen, und keinesfalls seinen Plan gefährden. Der Mann betrachtete sich im Spiegel. Die nassen, blonden Haare lagen in seinem Nacken
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    ‚Erda, was hat du getan? Hintergehst du mich? Wir wissen beide, dass du dem tumben Bullen geholfen hast. Nie wäre er ohne deine Hilfe auf meine Spur gekommen. Hörst du diesen Namen? Wagner heißt der! Verstehst du diese Beleidigung für unseren Meister nicht? Würde ich dich nicht im Auge behalten, wüsste ich nicht einmal von eurer Verschwörung. Hast du dich gegen mich verschworen, Erda? Jetzt behalte ich diesen Wagner ebenfalls im Auge. Irgendwie ist es belustigend, diesen Idioten zu verfolgen! Er macht es mir leicht, dieser Wagner-Kasper. Mein Plan ist ohnehin voll entwickelt. Der benötigt nur noch wenig Aufmerksamkeit. Siehst du nicht, dass ich das einzig Richtige tue? Erda, du bist die Ur-Mutter, der Welt weisestes Weib. Du solltest mich unterstützen. Wir wollen doch dasselbe.‘
    Der Mann legte sich auf die Recamière und schloss die Augen. Der grobe Stoff kratzte auf seiner nackten Haut
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    ‚Erda, verzeih´ mir! Du kannst meine Vorhaben noch nicht verstehen. Nie haben wir miteinander gesprochen. Das wird sich ändern. Ich muss mein Wissen mit dir teilen. Wenn du erst einmal verstehst, dass ich

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