Der Ring um das Auge Gottes
schon wüßten. Ich habe es zurückgehalten für den Fall, daß ich mich irrte, aber jetzt …«
»Okay. Klingt vernünftig. Sonst noch was?« »Nur die Mitteilung an Weigle. Die sollte herausgehen, solange Ostindien noch willig und fähig ist, sie zu übermitteln.«
»Das sollte es tun«, sagte Chris Blaine. Er hielt einen Nachrichtenwürfel in der Hand. »Alle Alderson-Daten, die wir finden können, einschließlich des Zeugs von Alexandria. Der Admiral sollte keine Mühe haben, den neuen Narrenpunkt zu finden. Jetzt sind Sie an der Reihe, Captain. Erinnern Sie sich: Die Pflicht ruft. Und das kann man nicht dick genug auftragen.«
Renner nahm den Würfel entgegen. »Danke! Es wird eine Weile dauern, und ich muß allein sein.« Er wartete, bis die andern fort waren. Dann steckte er den Würfel in den Recorder und fing an zu diktieren.
»Und das ist die Situation, wie wir sie sehen«, schloß er. »Die Splits sind für eine Allianz reif. Es ist heikel, aber vielleicht gibt es nie eine bessere Chance.
Ich glaube nicht, daß wir die Macht haben, die Splits auszurotten. Es sind ihrer zu viele, zu viele unabhängige Familien über die Felsen und die Monde und die Kometen verstreut.
Wir können sie nicht ausrotten; und wir haben nie vorgesehen, die Blockade für immer aufrecht zu erhalten. Und jetzt würden wir zwei Blockaden brauchen. Meine Meinung ist, daß wir uns besser um eine Allianz bemühen sollten und den Wurm des Narrenpunktes einsetzen zwecks Geburtenkontrolle für die Splits. Natürlich wissen wir nicht, wie die Splits auf den Wurm reagieren werden; und das werden wir in den nächsten vierzig oder fünfzig Stunden auch nicht erfahren. Ich glaube nicht, daß ich so lange warten sollte. Gerade jetzt arbeiten Medina und Ostindien zusammen, um dies zu senden; und sie haben die Mittel, die Mitteilung durchzubringen. Gott weiß, was in fünfzig Stunden geschehen kann.
Kevin J. Renner, Captain des Kaiserlichen Marine-Sicherheitsdienstes; amtierender Commodore der zweiten Split-Expedition. Beglaubigung folgt.«
Die Beglaubigung machte mehr Arbeit als die Mitteilung.
Renner legte sich ein Metallband um die Stirn und schloß dessen Kabel an einen kleinen Handcomputer an. Dann stöpselte er einen Kopfhörer ein und lehnte sich zurück, um sich zu entspannen.
»Hi!« sagte ein Kontra-Alt. »Ihr Name?«
»Kevin James Renner.«
»Essen Sie lebende Schnecken?«
»Ich würde alles essen.«
»Wo wurden Sie geboren?«
»Dionysius.«
»Sind Sie allein?«
»Völlig allein.«
»Wie lautet das Wort?«
»Stockrosen.«
»Bestimmt nicht Rosenknospen?«
»Stockrosen.«
»Meine Instruktionen lauten, mich zu vergewissern, daß Sie ruhig und ungezwungen sind.«
»Verdammt – ich bin ruhig und ungezwungen.«
»Richtig. Würden Sie mich mit dem Recorder des Nachrichtenwürfels verbinden …«
»Angeschlossen.«
»Warten Sie. Dies könnte eine Weile dauern.«
Renner wartete, während sieben Minuten verstrichen.
»Erledigt. Sie können die Verbindung trennen.«
Renner nahm den Nachrichtenwürfel heraus. Er war in einem Code chiffriert, der nur von einem Admiral oder im Hauptquartier eines Marinesektors gelesen werden konnte. Und der Beglaubigungscode identifizierte ihn als von einem sehr hohen Offizier des Sicherheitsdienstes der Navy kommend. Die einzige Möglichkeit, diese Beglaubigung zu erlangen, bestand darin, das Verschlüsselungsgerät zu überzeugen, daß man das wirklich wollte. Jede Abweichung vom Text hätte eine Beglaubigungsequenz ausgelöst, die verkündete, der Sender stünde unter Zwang oder wäre nicht der richtige Sender. So etwa hatte man Renner gesagt.
Renner drückte das Interkom. »Okay, Blaine. Hier ist es. Sind Sie sicher, daß die Splits dies auf große Distanz duplizieren können?« Falls das nicht ginge, müßte der Würfel selbst geschickt werden. Und das würde Tage erfordern, wenn er überhaupt durchkäme.
»Sie sind sich sicher. Wir haben die Details des Systems für Nachrichtenwürfel an die Ostindiengruppe beim Narrenpunkt geschickt. Die haben ein Aufzeichnungsgerät gebaut. Jetzt schicken wir die codierte Mitteilung, sie speichern sie einem Würfel ein und jagen sie durch.«
»Fein!«
»Was jetzt?« fragte Joyce.
»Jetzt warten wir«, sagte Renner. »Auf die Tataren.«
5. Die Waffen der Moschee von Medina
Diplomatie ist die Kunst, »Ein hübsches Hündchen« zu sagen, wenn man einen Felsen findet.
TALLEYRAND zugeschrieben
Vor zwei oder drei Tagen mußte die Große
Weitere Kostenlose Bücher