Der Ring um das Auge Gottes
nach seinem diagnostischen Ärmel. Noch nicht.
»Jawohl, es gibt eine Bedrohung der Blockade. Auf verschiedene Weisen. Vielleicht können wir zu einem Abkommen gelangen. Haben Sie die neuen Nachrichtenstories von Alysia Joyce MeiLing Trujillo gelesen?«
»Sie sind die zweite Person, die mich das in ebenso vielen Tagen fragt. Nein, aber das werde ich tun, sobald ich wieder in meinem Quartier bin.«
»Gut! Exzellenz, jene – wißbegierige Reporterin hat uns die Hölle heiß gemacht. Ich will nicht sagen, daß sie nicht irgendeinen Grund dafür gefunden hätte, aber verdammt! Die Narrenpunktschwadron ist schon immer draußen gewesen. Blockadedienst ist der schlimmste Dienst, den die Navy anordnen kann. Ständige Möglichkeit von Gefahr, aber meistens Langeweile. Nichts passiert und wieder nichts – und dann …«
»Sind Sie dort gewesen?«
»Vor fünfzehn Jahren. Das schlimmste Jahr meines Lebens. Ich hatte Glück, daß es nur ein Trainingskommando war. Manche Schiffe und Besatzungen steckten draußen schon seit Jahren! Das mußte so sein; denn wenn wir zu oft auswechseln, gibt es niemanden mit Erfahrung. Wenn man sie aber zu lange dort läßt … Exzellenz, es ist kein Wunder, daß sie Leute gefunden hat, die durchdrehen. Jeder unterliegt der Versuchung. Ich bin überrascht, daß es nicht noch schlimmer ist. Aber sie rückt uns in ein sehr schlechtes Licht.«
Bury wußte, daß er die Artikel von MeiLing am vorigen Abend hätte lesen sollen. Er war zu aufgeregt gewesen. »Ihre Verlautbarungen kommen aus Neu-Schottland, nicht wahr? Was hat sie gefunden? Bestechung, Leistungsschwäche, Nepotismus, Vetternwirtschaft?«
»Alles dieser Art. Wir hatten keine Wahl. Wir mußten ihr ein Ticket zum Besuch der Schwadron geben. Ich dachte, es wäre nicht übel, sie dorthin zu lassen.«
Bury dachte darüber nach. »Je mehr sie erfährt, desto größeren Schaden kann sie anrichten.«
»Das könnte sie. Oder sie könnte sehen, wie hingebungsvolle Marinesoldaten die Front gegen eine schreckliche Bedrohung halten. Und man hat mir gesagt, daß Sie Mittel haben, die überzeugend sind. Wir können Ihnen sehr vollständige Akten über diese junge Dame geben. Und ihre Familie. Und Freunde.«
Bury lächelte dünn. Er zweifelte nicht, daß dieser Raum sicher wäre und daß sein Rollstuhl magnetischen Feldern ausgesetzt würde, die alle möglichen Aufzeichnungen des Gesprächs löschen müßten. Er hatte in der Tat auch gar nicht versucht, welche zu machen. Er sagte: »Und für zwei oder drei Monate würde es überhaupt keine Verlautbarungen geben.«
Cunningham nickte. »Bis zu der Zeit, da sie Neu-Schottland wiedersieht, werden wir das meiste von dem in Ordnung bringen, worüber sie Klage führt.«
»Ich werde mein Bestes tun. Wir sind uns natürlich nicht begegnet. Sie könnte mich beim ersten Anblick verabscheuen.«
Cunningham lächelte. »Falls Sie sie nicht becircen können, kann es Kevin Renner. Wir sind uns also einig? Dann möchte ich mit Sir Kevin sprechen, und wenn wir Glück haben, ist der ganze Rest Formsache.«
»Formsache?«
Cunningham zuckte die Achseln. »Lord Blaine hat gebeten, daß man ihn in Kenntnis setzt. Er würde doch sicher keine Einwände erheben? Ich weiß, daß Sie ihn seit vielen Jahren kennen.«
»Mehr als fünfundzwanzig Jahre«, sagte Bury. Und er empfand einen kalten Schauder im Magen.
Es war Standardpraxis, Abwehroffiziere einzeln zu befragen, ganz gleich, wie eng sie zusammenarbeiten mochten. Man war so höflich gewesen, Renner und Bury durch getrennte Eingänge hereinzulassen. Renner erspähte Burys Rollstuhl, als er in den Empfangsraum fuhr. Dann wurde er in Cunninghams Büro geleitet.
Cunningham stand auf. »Ich begrüße Sie, Captain. Hoffe daß es Ihnen gut geht.«
»Fein!« Kevin blickte unbehaglich auf seine teure Zivilkleidung. »Ich wußte nicht, daß der Dienstgrad zu erkennen war.«
Cunningham wollte unmutig eine Frage stellen.
»Vergessen Sie es!« Renner nahm im Besuchersessel Platz und holte eine Pfeife heraus. »Stört es?«
»Nein. Machen Sie weiter!« Cunningham blickte zur Decke.
»Georgio, Ventilatoren, bitte.« Er drückte auf Tasten unter einem Schirm, der von Renner abgewandt war. ›Georgio‹ setzte eine frische Brise in Bewegung. »Jetzt, Captain, könnten Sie bitte einige Punkte hinsichtlich Maxroys Purchase klären?«
»Ich bin sicher, daß es sich nicht lohnt, sich deswegen Sorgen zu machen«, schloß Renner. »Meine formale Meinung ist
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