Der Ring von Ikribu
des Schutzes gegen das Übel beraubte!«
»Wir müssen uns alle von bedrückenden Gedanken freihalten oder befreien«, riet Sonja. »Wir sind stark, jeder einzelne von uns. Wir haben Schwerter und Rüstung und den Willen zu siegen.«
Olin fühlte sich nach ihren Worten viel leichter. Er stand auf, legte eine Hand auf ihre Schulter und sagte: »Es hilft vielleicht, wenn ich die Runde mache und mit den Männern in kleinen Gruppen spreche und sie aufmuntere.«
»Eine gute Idee.« Sonja drückte kurz ihre Hand auf Olins. Beide spürten die warme Verbundenheit miteinander. Sonja lächelte.
Olin stiefelte über den Moosboden zu den anderen Lagerfeuern.
Sonja aß ihr gebratenes Rebhuhn, spülte es mit Wein hinunter und entspannte sich. Sie würde heute Nacht gut schlafen, das spürte sie, selbst inmitten dieses unheimlichen Waldes. Ihre Gedanken wanderten über die bisherigen Ereignisse, seit sie sich von Allas hatte anwerben lassen, und beschäftigten sich auch eine Weile mit dem Abend, an dem sie und Olin gegeneinander gekämpft hatten – dieser Kampf aus Liebe, der der Stygier wegen zu keiner Entscheidung gekommen war. Sie fragte sich, ob Olin, wenn dieser Feldzug erst vorbei war, sie wieder an seine Liebe erinnern würde und an ihren unterbrochenen Kampf des Willens und der Schwerter.
Ihr unterbrochener Kampf … Die Priester Ikribus fielen ihr ein und der Ring in ihrem Beutel. Sie stand auf, schaute sich wachsam um, streckte sich und schritt fort vom Lagerfeuer. Die kühle Luft tat gut nach der Hitze des Feuers, obgleich Stechmücken und andere Insekten in der feuchten Dunkelheit summten. Abseits des Feuerscheins und der Soldaten zog Sonja den Ring aus dem Beutel und untersuchte ihn kurz in dem Halblicht. Er funkelte und blitzte und strahlte aus sich heraus.
Als sie Schritte hinter sich hörte – Olins, wie sie annahm –, steckte sie den Ring gleichmütig in den Beutel zurück und drehte sich lächelnd um, um zu fragen, wie seine ermutigenden Worte aufgenommen worden waren.
Die Schritte hielten an. Vor ihr stand Herzog Pelides, dessen Maskengesicht im Widerschein der Feuer ein gespenstisches Schimmern überzogen hatte.
9.
DAS GESICHT DES GRAUENS
Sonjas Gedanken überschlugen sich. Hatte Pelides den Ring gesehen? Hatte er sein Licht bemerkt, das in Wellen über die Dunkelheit ringsum gespült hatte? Einen unmessbaren Moment starrte sie in die schwarze Maske, die schwarzen Augenschlitze, die nichts dahinter verrieten. Sonjas Herz verkrampfte sich. Sie beschloss, sofort die Klinge zu ziehen, falls Pelides eine feindselige Bewegung machte oder auch nur höhnte, grimmig lachte oder zu knurren begann.
Pelides starrte sie lange an, als lese er ihre Gedanken und überlege, was er tun oder sagen solle. Schließlich beendete er diese wortlose Auseinandersetzung, indem er mit einem Nicken auf den Wald deutete und mit seiner tiefen, hohlen Stimme sagte: »Die Lichter im Süden sind näher.«
Sonja hielt nicht nach ihnen Ausschau. »Was wollt Ihr, Pelides?« fragte sie barsch.
Er bewegte sich nicht. »Olin spricht mit den Soldaten«, entgegnete er ruhig. »Er ermutigt sie.«
»Und?« Ihre Hand lag um den Schwertgriff, und sie wusste, dass Pelides ihre Bereitschaft zum Kampf spürte.
»Töricht anzunehmen, dass tausend Schwerter Asroth besiegen könnten. Es ist Wahnsinn und Selbstmord, uns durch den Sumpf zu kämpfen, mit keinem anderen Schutz als unserem Stahl.«
Sonja beobachtete ihn. Ihre blauen Augen funkelten.
»Wir brauchen den Ring, Hyrkanierin! Ohne ihn haben wir keine Chance.«
»Ich bin es leid, Euch ständig ins gleiche Horn stoßen zu hören, Herzog Pelides.«
»Und ich bin der Ausflüchte müde. Ich will den Ring!«
»Genau wie Asroth.«
»Ihr wisst, wo der Ring ist. Der Stygier verriet es Euch, ehe er starb.«
»Das hat er nicht!«
»Ihr lügt!« Pelides’ Stimme war ein tiefes Knurren, wie das eines gestellten Raubtiers.
Sonja blieb fest. »Versucht auch nur einen Schritt näher, Pelides, und Ihr werdet Asroths Festung nicht zu Gesicht bekommen, das verspreche ich Euch!«
Sie hörte seinen Atem unter dem Helm. »Ihr schickt all diese Männer in den sicheren Tod!« zischte er. »Sie vertrauen Euch, und doch seid Ihr ihr Schlächter. Diese Männer werden in schrecklichen Qualen sterben, gnadenlos vernichtet, und alles Euretwegen, Teufelin …«
»Genug, Pelides!« brüllte Sonja, erschrocken über dasselbe Schimpfwort, mit dem bereits Emros sie bedacht hatte.
»Euretwegen,
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