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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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kleiner Tiere war zu hören und in der Ferne das Knurren größerer, sowie die unheimlichen Schreie fremdartiger Vögel. Ganze Schwärme flogen über den Baumkronen oder hockten in den Ästen, als folgten sie ihnen und beobachteten sie.
    Doch kein neuer Anfall von Wahnsinn war zu verzeichnen. Die spürbare Wirkung, die dieser Wald auf sie zu haben schien, war, dass er auf ihr Gemüt drückte und die Männer bei Kleinigkeiten aufbrausen ließ, wenn sie nicht stumpfsinnig dahinzogen.
    Tias beschwerte sich fast ständig, dass sie ausgerechnet diesen Weg hatten nehmen müssen, und obgleich Allas sich bemühte, seine eigene Gereiztheit im Zaum zu halten, ärgerte er sich doch über ihre Äußerungen. Som ritt mit ihnen. Er erzählte Witze oder Geschichten aus seinem abenteuerlichen Leben, um Tias ein bisschen aufzuheitern und sie von dem anstrengenden Ritt und der irgendwie drohenden Umgebung abzulenken. Aber er stieß auf wenig Anerkennung.
    Olin achtete auf den Weg voraus. Er versuchte, durch die Schatten und Nebelschwaden zu spähen, die häufig seine Sicht behinderten. Der kaum als solcher erkennbare Pfad wand sich bald durch schwammiges Moos sanft abwärts zu fast stehenden Bächen und führte dann über ebenes Gelände mit niedrigen Bäumen, vorbei an Teichen, über denen Mücken und andere Insekten tanzten.
    »Wie weit noch?« fragte Olin Pelides immer häufiger, denn der Wald drückte auch auf sein Gemüt.
    »Zuerst müssen wir das Sumpfland erreichen.«
    »Können wir es in einem Tag überqueren?«
    »Wenn unbedingt nötig. Aber der Sumpf ist gefährlich. Es wäre besser, ihn zu umgehen …«
    »Wie viel Zeit würden wir dazu mehr brauchen?«
    »Zwei oder drei Tage.«
    Olin schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich möchte Asroth so schnell wie möglich tot sehen.«
    »Aber wir müssen sehr vorsichtig im Sumpfland sein. Es gibt dort Kreaturen …«
    »Welcher Art?« erkundigte sich Olin gereizt.
    »Asroth weiß von unserem Kommen. Seine Geschöpfe erwarten uns.«
    »Ich habe eine ganze Armee«, erinnerte ihn Olin. »Und jeder Mann davon ist zumindest soviel wert wie zwei der Feiglinge, die uns im Stich ließen.«
    »Auch Asroth hat seine Armee«, entgegnete Pelides, doch dann schwieg er.
    Sie schlugen ihr Lager am Abend auf einer Erhöhung im Herzen des riesigen Waldes auf, wo es mehr oder weniger trocken war. Der Wind trug den Sumpfgestank bis hierher. Die Luft war mit ihrer Feuchtigkeit und den vereinzelten Nebelschwaden feuchter als in der vorherigen Nacht.
    Durch das dichte Laubwerk der breiten Baumkronen waren keine Sterne zu sehen. Zwar wurden in der schnell hereinbrechenden Dämmerung Feuer entzündet zum Wärmen, Kochen und Beleuchten, aber die Luft des tiefen Waldes dämpfte sie, schien sie hier nicht haben zu wollen. Unwillkürlich senkten die Soldaten ihre Stimmen und wurden spürbar gereizter.
    Als Sonja ein Rebhuhn über dem offenen Feuer briet, setzte Olin sich zu ihr. Ihm erging es nicht besser als seinen Soldaten. Immer wieder brach sein Grimm durch. »Verdammter Asroth!« fluchte er ständig aufs neue. »Ich bringe seinen Schädel auf einer Lanze zurück und stell ihn auf Suthads Westmauer zur Schau!«
    »Ich glaube, es ist nicht nur Asroth, der dir zu schaffen macht, sondern die Stimmung dieses Landes«, sagte Sonja.
    »Was soll das heißen?« fragte Olin scharf.
    Sonja lächelte trocken. »Ich habe es bereits einmal Allas erklärt und erfuhr es selbst von einem khorajanischen Poeten: Die Stärke eines Zauberers liegt in der Hervorrufung von Furcht. Wenn es ihm gelingt, die Seele seiner Feinde zu entblößen, zu ergründen, wovor sie sich am meisten fürchten, dann hat er bereits die Hälfte seines Vorhabens erreicht.«
    »Du meinst, so wie gestern mit Emros?«
    »Ja, vielleicht. Aber auch mit unserer ganzen Armee, Olin. Schau dir deine Soldaten doch an! Sie sind niedergeschlagen, müde und gereizt. Dieses Land beeinflusst ihre Stimmung, erweckt den Eindruck, dass jeden Augenblick irgend etwas passiert. Vielleicht, dass ein Sturm ausbricht; dass plötzlich eine ganze Armee sich ihnen entgegenstellt; dass Asroth persönlich erscheint, um uns aufzuhalten. Solche Ängste fressen sich ins Gemüt wie Maden in Fleisch. Sie entzünden und schwären. Und das ist für Asroths Zwecke von großem Nutzen.«
    »Ja.« Olin spürte, wie er ruhiger wurde, als er die Wahrheit ihrer Worte erkannte. »Ja, Sonja, du hast recht. Mein Geist hat sich so mit Gedanken an Böses belastet, dass er mich schwächte und mich

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