Der Ring von Ikribu
Teufelin, weil Ihr nicht sagen wollt, wo der Ring versteckt ist!«
»Schweigt jetzt, Pelides, oder ich hacke Euch die Zunge ab!«
Er lachte hohl. »Das werdet Ihr nicht!« zischte er. »Ihr braucht mich. Olin braucht mich. Euer Schwert vermag mir nichts anzuhaben, Rote Sonja, nicht solange Asroths Bann auf mir liegt. Ihr wisst, wo der Ring ist, und Ihr werdet es mir sagen, ehe wir die Festung erreichen!«
Mit verengten Augen schüttelte Sonja abfällig den Kopf.
Nachdem er gesagt hatte, weswegen er gekommen war, tat Pelides, als wollte er gehen. Er drehte sich halb um, doch dann wandte er sich Sonja wieder zu. »Ich werde Euch sagen, was ich vermute, Hyrkanierin. Ich werde es in Euren Augen lesen, wenn ich recht habe. Ich glaube, der Priester sagte Euch, wo der Ring war, und Ihr habt ihn gefunden, ehe wir Suthad verließen!«
Sonja starrte ihn schweigend an.
»Jemand im Lager hat den Ring jetzt. Dass Asroth ihn nicht besitzt, weiß ich. Sopis kam nach Suthad, um ihn zu holen. Er wusste, wo er sich befand und musste ihn bereits an sich gehabt haben, als Ihr ihm begegnet seid. Er könnte ihn versteckt haben, ehe er starb, oder …«
»Vielleicht hat einer der Ikribu-Akoluthen ihn, Pelides.«
»Nein«, antwortete er überzeugt. »Sie sind hinter uns her, genau wie hinter Asroth. Ohne den Ring können sie dem Hexer nichts anhaben. Nein, Sopis sagte Euch, wo der Ring ist, oder Ihr habt ihn auf andere Weise gefunden. Wie, spielt keine Rolle. Dagegen spielt es eine große, dass ich Olin nicht für so dumm halte, nur mit Muskeln und Stahl gegen Asroth vorgehen zu wollen. Er hat erlebt, wozu Asroth fähig ist. Er würde seine Truppen nur gegen ihn führen, wenn er sicher ist, dass er sie schützen kann. Also muss der Ring hier sein!«
Sonja schluckte. Ihre Finger zuckten danach, das Schwert zu ziehen.
»Ihr seid verrückt, Pelides. Und selbst wenn Ihr recht hättet, was würde der Ring nutzen, ohne das Wissen, wie seine Kräfte sich einsetzen lassen? Wir sind keine Zauberer.«
»Genauso wenig wie ich.«
»Was hättet Ihr dann von dem Ring?«
»Ihr kennt die Antwort«, sagte Pelides verächtlich. »Der Zauber, der den Ring vor Hexerei schützt, beschützt gleichzeitig seinen Träger davor. Nur die Akoluthen Ikribus können seinen Schutz aufheben. Wenn ich ihn erst habe, kann ich Asroths Festung betreten, ohne befürchten zu müssen, dass er mich durch Magie entdeckt oder dass ich durch seine Trugbilder aufgehalten werde, die er zu seinem Schutz errichtet. Dann brauche ich keinen Zauber, ihn zu töten.«
»Vielleicht. Aber weshalb wollt ausgerechnet Ihr persönlich ihn töten, Pelides? Es gibt andere, die ein gleiches Recht darauf haben …«
»Nein!« zischte der Herzog. Dann fügte er mit ruhigerer Stimme hinzu: »Nicht einmal Lord Olin, der eine Stadt und all seine Untertanen verloren hat, litt mehr unter Asroths Hexerei als ich, der ich nicht nur meine Menschlichkeit einbüßte, sondern vermutlich auch meine Seele. Nur mir steht es zu, Asroth zu töten, und dazu brauche ich die Kraft des Ringes.«
»Vielleicht steht Euch eher ein Platz im Höllenfeuer zu, Pelides«, sagte Sonja hart. »Nicht um Olin zu helfen, habt Ihr Euch uns angeschlossen, sondern um uns zu benutzen, wie Ihr nur könnt, damit Ihr Eure persönliche Rache auszuüben vermögt. Und jetzt lasst mich allein – oder ich schicke Euch schneller zur Hölle, als Asroth es wird!«
Pelides lachte freudlos. Statt zu gehorchen, trat er einen Schritt näher und rieb die Hände zusammen. »Ich werde weder Olin noch euch andere benutzen, Hyrkanierin, denn ich brauche euch nicht. Nur den Ring brauche ich.« Seine Stimme klirrte von Hass. »Wisst Ihr, weshalb ich so versessen auf Rache bin, Rote Sonja?«
»Verschwindet, Pelides!« knurrte Sonja.
»Nein.« Seine Summe sank zu einem Wispern. »Ich werde es Euch selbst beurteilen lassen.«
Sonja holte Luft. Pelides hob die Hände und zog an seinem Helm. Ihr Herz drohte zu stocken. Ganz laut erklang in der Stille ein zweimaliges leises Klacken.
Wollte er sein Gesicht vor ihr entblößen? Wieder überschlugen sich Sonjas Gedanken. War das eine neue List? Wollte Pelides sie entwaffnen? Stimmte es, dass ein Blick auf sein Gesicht in den Wahnsinn führte?
Pelides’ Helm drehte sich. Ein schmatzender Laut war zu hören, als er ihn mit den behandschuhten Fingern hochzog. Sonja drehte den Kopf seitwärts und beobachtete Pelides aus den Augenwinkeln. Sie wollte ihn nicht aus den Augen lassen, andererseits aber
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