Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
weiß und blau und orange und rot gewesen.
    Dann war die Vision verschwunden.
    Die Nacht war kalt und feucht gewesen und erfüllt von der fremdartigen Geruchsmischung aus Rauch, brennendem Holz und verkohltem menschlichem Fleisch.
    Sie hatte ein Geräusch hinter sich im Gestrüpp gehört.
    Nackt und fröstelnd in der Dunkelheit war Sonja aufgestanden. Sie hatte sich wieder in die angesengten Decken gewickelt. Sie wärmten sie. Und dann hatte sie auch noch ihr tiefer Grimm gewärmt, das Blut, in dem Rachedurst brannte.
    Es war einer der Söldner gewesen. Er war zurückgekommen, um das zu tun, was sein namenloser Führer verboten hatte.
    Das Dickicht hatte sich geteilt. Ein keuchendes, dunkles Gesicht mit harten Augen war plötzlich wie wuchernder Wuchs aus dem Buschwerk aufgetaucht und hatte kehlig gelacht. »Ah, ich sehe, dass es manchmal ganz gut ist, ein wenig zurückzubleiben.«
    Sonja war aufgestanden.
    »Keine Angst, Rotschopf. Ich werde dich besser erregen, als unser Hauptmann es getan hat.«
    Sie hatte nach ihres Vaters Schwert gegriffen. Es hatte ihr selbstverständlich geschienen, dass es da war. Und doch konnte sie sich nicht erinnern … Hatte sie es bei ihrer wilden Flucht mitgenommen, ohne dass sie sich dessen bewusst gewesen wäre? Oder …?
    Sie hatte das Schwert ihres Vaters angehoben, als wiege es nicht mehr als ein Zweig – das gleiche Schwert, das sie eine so kurze Weile zuvor nicht aufzuheben vermocht hatte.
    Der Söldner hatte angehalten. »Pass auf, Mädchen!«
    Die Klinge war leicht und willfährig in ihrer Hand gewesen, wie ein Teil von ihr. Sonja hatte ihr wahres Gewicht gefühlt, jede Scharte, jeden Blutfleck darauf. Mit ihr in der Hand spürte sie erneut, wie all die Kraft der Erscheinung in ihr Herz floss und ihren Körper mit Stärke erfüllte.
    Der Söldner schien sein Vorhaben neu überlegt zu haben. Er schaute hinter Sonja, blickte dahin und dorthin, als erwarte er Verstärkung kommen zu sehen.
    »Tarim!« fluchte er unterdrückt.
    Da war Sonja auf ihn zugesprungen. »Schwein! Tarim verdamme deine Seele!«
    Der Söldner war zurückgewichen, hatte hastig seine eigene Klinge gezogen, um Sonjas Ansturm zu begegnen. Ihr war gewesen, als wäre dieser Mann geschickt worden, ihren Schwur auf die Probe zu stellen.
    Nachdem der Söldner seine Überraschung überwunden hatte, ging er zum Angriff über. Es war ihm unvorstellbar, dass ein Krieger wie er, der so viele Feinde in den Tod geschickt hatte, nun gegen ein unreifes Mädchen kämpfen sollte, das vor einer kurzen Weile noch, ein winselndes Bündel Tränen und Blutergüsse gewesen war und so leichte Beute zu werden versprochen hatte. Dieser Gedanke ergrimmte ihn.
    Die Schwerter klirrten in der mondhellen Lichtung. Das Scharren und Malmen von Stiefelsohlen, das Keuchen des Söldners klang laut in der Nacht. Die kleinen Nachttiere kauerten lautlos zwischen den Büschen, und der Wald selbst schien lauschend diesen seltsamen Kampf zu beobachten.
    Mühelos hatte Sonja ihr Schwert geschwungen, als wäre sie dazu geboren, Kriegerin zu werden, ebenbürtig den besten Kämpfern.
    Der Söldner war keuchend zurückgewichen. Speichel war ihm über den Bart getropft. Überraschung, Wut und Furcht hatten sich auf seinen Zügen abgewechselt. »Es kann nicht sein!« Mit der Flinkheit der Verzweiflung war er auf Sonja eingestürmt – und schon durch die Wucht seines Angriffs glitt Sonjas Klinge bis zum Griff in seine Brust.
    Aber sie hatte sie auch richtig geführt, wie sie es bei ihrem Vater gesehen und selbst im Dunkel der Nacht geübt hatte.
    Oder war ihr diese Geschicklichkeit durch die Erscheinung gegeben?
    Schnell hatte sie ihr Schwert zurückgezogen und war nach hinten gesprungen. Der Söldner hatte sich an einem Zweig festgehalten, um nicht zu fallen und ohne zu ahnen, dass er bereits so gut wie tot war. Seine im Todeskampf verzerrten Lippen hatten fast ausgesehen, als grinsten sie überrascht. Einen Herzschlag lang hatte er Sonja erstaunt angestiert, dann war er zusammengesackt – tot.
     
    »… überhaupt etwas?« fragte Olin.
    »Was?« Sonja blickte ihn scharf an.
    Olin hob die Brauen. »Ihr habt vor Euch hingeträumt«, stellte er fest. »Ich fragte, ob Ihr überhaupt etwas von dem gehört habt, was ich sagte.«
    Da fielen ihm die Schweißperlen auf ihrer Stirn auf, ihre Anspannung, ihr Gesichtsausdruck: Hass, Grimm und …
    »Ja, ich habe vor mich hingeträumt«, gestand sie Olin und zwang sich zu einem Lachen, bis sie sich wieder gefasst

Weitere Kostenlose Bücher