Der Ring
können wir nicht wissen.
Doch. Quant schluchzt. Ich habe es gesehen.
Was ist mit Mother Redds Erinnerungen? Wir wissen doch, wer abgedrückt hat – das Militärduo.
Und ich weiß, was ich in seinen Gedanken gesehen habe!
»Apollo? Ist alles in Ordnung?«, fragt Khalid.
»Moment noch«, sagt Meda. Es hilft nichts, wir müssen weiter nachdenken, auch wenn es als taktlos gilt, soziale Kontakte zugunsten eines ausführlichen Konsenses zu ignorieren.
Wir wissen, was wir wissen, meint Manuel. Wir müssen uns damit abfinden und danach handeln.
Nein, erwidert Meda, wir können unser Wissen ignorieren. Wir können ihn abwimmeln und den Mund halten.
Manuel ballt die Fäuste. Vergiss es. Erst horchen wir ihn richtig aus. Gegen uns fünf hat er keine Chance.
Nein!, kommt wieder das Veto von Moira. Ein Unrecht ist schon schlimm genug. Hört auf damit!
Aber was sollen wir tun?, fragt Strom.
Stellen wir ihn zur Rede, antwortet Meda. Sagen wir ihm, was wir wissen. Dann sehen wir schon, wie er reagiert.
Quant nickt. Ja. Ihre Wut hat auf den gesamten Pod übergegriffen.
Meda richtet sich gerade auf. »Wir wissen, was Sie Mother Redd angetan haben.«
»Wie bitte?« Khalid zieht die Augenbrauen zusammen. »Was soll ich …«
»Sie sind schuld an ihrem Tod.«
»Schwachsinn.« Seine Nervosität ist verflogen, er wirkt selbstsicher wie eh und je. »Jeder weiß, was damals passiert ist. Ein abtrünniges Militärduo hat die Vierte von Mother Redd im Auftrag der Anti-Ring-Fraktion des OG getötet. Eigentlich hatten sie es auf die Quintettembryonen abgesehen – also auf dich. Eine tragische Geschichte, ich weiß, aber damit müssen wir uns leider abfinden.«
Währenddessen konstruiert Quant ein mentales Bild – Marthas Erinnerung an die Sekunden vor Scarlets Tod. Scarlet blickt hinauf zum Fenster und buchstabiert in Zeichensprache : E-s w-a-r …
Es war Khalid. Er hat das Duo angeführt. Scarlet hat ihn gesehen, die anderen nicht.
Quant zweifelt nicht an ihrer Schlussfolgerung, und die Kraft ihrer Überzeugung reißt den Rest von uns mit. Schnell berechnet sie Perspektiven und Blickwinkel: Es wäre kein Problem gewesen, das Labor zu betreten, ohne vom Gebärmutterraum aus entdeckt zu werden.
Meda muss unsere Gedanken nur noch aussprechen. »Redd hatte das Eugenikministerium informiert. Das wussten Sie. Sie wussten, früher oder später würde alles auffliegen. Ihre Karriere stand auf dem Spiel, und Ihre einzige Chance war, uns zu opfern. Deshalb haben Sie das Duo engagiert. Scarlet wurde in Ihrem Auftrag ermordet.«
»Das ist doch Schwachsinn! Ich könnte dir niemals wehtun! « Seine Nervosität ist zurückgekehrt, Schweißtropfen glänzen auf seinen Augenbrauen, Manuel beobachtet seine zuckenden Pupillen. Als Khalid seinen durchdringenden Blick bemerkt, wendet er sich unwillig ab. »Denkt doch mal nach: Ich habe Redd zu eurer Mentorin gemacht. Warum sollte ich erst versuchen, sie zu töten, und dann mit ihr zusammenarbeiten?«
»Sie konnten nicht wissen, dass sie nach Scarlets Tod als Heldin dastehen würde. Und dass sich alle Welt für uns interessieren würde.«
»Sie war eine gute Freundin!«
»Nein, sie war Ihre schärfste Konkurrentin. Sie wollte Ihre illegalen Forschungen ans Licht bringen.«
»Gut, wir waren Kollegen, nichts weiter. Aber doch keine Feinde!«
»Sie haben dem DNA-Code der Ring-KI vertraut. Blind, ohne zu wissen, wer oder was wir sein würden. Deshalb ahnen Sie auch nichts von unseren wahren Fähigkeiten. Aber ob Sie es glauben oder nicht: Wir durchschauen Sie.«
»Was faselst du denn da? Das …«
»Unser Design war und ist Ihnen ein Rätsel. Bis heute wissen Sie nicht, was Sie da eigentlich geschaffen haben. Seit Jahren fragen Sie sich, ob der Ring eigene Pläne für uns hatte. Und deshalb haben Sie auch Malcolm Leto auf uns angesetzt.«
»Das … das ist ja eine ungeheuerliche Unterstellung!«
»Was ist mit McCorkle? Und der Lawine?«
Khalid schweigt, aber seine Körpersprache spricht Bände, eigentlich müssten wir seine Gedanken gar nicht mehr lesen. Trotzdem geht Meda auf ihn zu, die Hand ausgestreckt, das Handgelenk mit dem feuchten, geröteten Pad nach oben gekehrt. »Nehmen Sie meine Hand, Doktor. Beweisen Sie Ihre Unschuld.«
Seine Gedanken umgeben uns wie ein Wirbelsturm, aber wir hören nicht hin. Er muss einwilligen, er muss unsere Hand aus freien Stücken nehmen.
»Warum?«, fragt er. »Was willst du?«
»Tun Sie nicht so. Sie wissen, was wir sind. Nehmen Sie meine
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