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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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ausgerechnet in dieser Wüste, wo uns die Hände gebunden sind. Vor ein paar Jahren mussten wir dem Druck der Singletons nachgeben – wir haben ihnen weitgehende Autonomie zugestanden. Natürlich ohne zu ahnen, dass wir damit ein perfektes Schlupfloch für Kriminelle aller Art schaffen würden. Aber gut, bisher halten sie sich halbwegs an die Regeln. Sie lassen sogar brav die Inspekteure des Umweltministeriums rein. Da unten ist alles im Wandel, die ganze Wüste soll neu begrünt werden. Aber so was dauert.«
    »Und irgendwo mittendrin versteckt sich Leto.«
    »Exakt. Nach seiner Begegnung mit euch, also nach Khalids kleinem …«, Krypicz’ Gesicht verhärtet sich, »… Experiment, ist er nach Green Idaho geflohen. Aber dann hat ihn sein Aircar einfach in Grisholm abgesetzt, und er musste schleunigst die Kurve kratzen.«
    Das war ich!, triumphiert Quant, die Letos Bordcomputer umprogrammiert hatte.
    »Seine juristischen Machenschaften sind natürlich im Sande verlaufen«, fährt der Colonel fort. »Als ob wir ihm einfach so den Ring überlassen würden. Ich meine, dann könnte er uns aus der Luft attackieren! Aber dass er ein Psychopath ist, wussten wir damals wirklich nicht. Das wusste niemand, Apollo.«
    Meda nickt schweigend.
    »In Idaho hat er ein paar Gleichgesinnte kennengelernt, die ihn in den Kongo geschleust haben, in die autonome Zone. Inzwischen hat er sich dort ein beachtliches Gefolge aufgebaut. Ein Interface-Kult, lauter Netzwerk-Junkies. Gehirnwäsche und Massenkontrolle, noch nicht ganz auf dem Level der Community, aber dafür mit sadistischem Einschlag. Ein paar Tausend Anhänger hat er schon. Und er hat Zugang zur Technologie der Community.«
    »Warum hat er sich dann nicht längst im Ring eingenistet?«
    Unterdessen schätzt Strom die militärische Schlagkraft ab, über die Leto dort oben verfügen würde. Raketen, Gleitbomben, strukturelle Elemente des Rings selbst, alles findet sich in seinen Szenarien wieder. Sogar Felsbrocken.
    Felsbrocken?, fragt Meda.
    Der Ring kann mit potenzieller Energie arbeiten. Alles, was er auf die Erde schleudert, verfügt beim Aufprall über eine enorme Bewegungsenergie.
    Quant fasst seine Überlegungen in einer Grafik zusammen: Der Bereich unter dem Ring läge in der unmittelbaren Schussbahn, jeder andere Punkt auf der Planetenoberfläche in Raketenreichweite. Die Geschosse könnten mit einem Minimum an Treibstoff und einem Maximum an Sprengstoff beladen werden, da sie am höchsten Punkt ihrer Flugbahn starten würden. Ein Traum für jeden Ballistiker.
    Ganz zu schweigen von den Energiewaffen, fügt Strom hinzu.
    Der Pod stößt Verwirrungspheromone aus. Was für Energiewaffen? Davon war noch nie die Rede.
    Wir profitieren doch von der Solarenergie, die der Ring sammelt und an die Empfangsstationen schickt – und zwar in Form von hochenergetischen Mikrowellenstrahlen. Strahlen, die alles zerstören, was ihnen in die Quere kommt, wenn sie ausnahmsweise nicht auf eine Paraboloidschüssel treffen.
    Natürlich erinnern wir uns an die Empfangsstationen – und an die vielen Stöckchen, die wir zum Spaß in den Strahl geschleudert haben, wo sie wunderschön in Flammen aufgingen. Aber nur Strom hat das zerstörerische Potenzial erkannt.
    Der Colonel lässt uns Zeit zum Nachdenken. Erst als Meda aufblickt, nickt er. »Wir haben keine Ahnung, warum Leto sich nicht längst auf den Ring zurückgezogen hat. Alle unsere Nachforschungen sind gescheitert.«
    »Und warum greifen wir nicht einfach an, solange er noch auf der Erde ist?«
    »Wenn es sein muss, werden wir angreifen. Aber wenn es nach mir geht, ist Gewalt wirklich die allerletzte Option. Wie gesagt, Leto hat Zugang zur Technologie der Community. Damit ist er uns waffentechnisch haushoch überlegen. Niemand hat die Genkriege vergessen, und eins kannst du mir glauben, das will man kein zweites Mal erleben. Wir dachten ja, damals seien alle Waffen zerstört worden, aber wie es aussieht, hat er noch das eine oder andere Lager entdeckt. Tja, das ist die militärische Seite. Dann wären da noch die politischen Aspekte …«
    »Die Singletons.«
    »Exakt. Nach dem Exodus ist alles in sich zusammengebrochen. Nur wir Pods konnten uns halbwegs halten. Aber die Singletons waren ja auch noch da. Das ließ sich leider nicht ändern.«
    »Colonel!« Mother Redds Tonfall erinnert uns stark an unsere Kindheitstage.
    »Ich fantasiere doch nur ein bisschen, Madame Redd. Bitte nicht allzu ernst nehmen. Jedenfalls protestieren die

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