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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Hand.«
    Einer von ihm hebt den Arm, zuckt aber im letzten Moment zurück. »Nein!«
    Jetzt hat er Angst, Angst vor uns.
    Na gut, sendet Quant, lassen wir ihn laufen.
    »Hauen Sie ab, Dr. Khalid«, sagt Meda. »Fliehen Sie, so schnell Sie können. Das ist Ihre einzige Chance.«
    Hastig sammelt er seine Taschen zusammen, immer ein riesiges, fast weißes Auge auf uns gerichtet. Die Hand an der Klinke der Labortür, dreht er sich noch einmal um. »Ich musste es einfach wissen. Ich musste in Erfahrung bringen, was du bist. Und anscheinend hatte ich Recht. Du bist ganz anders als die normalen Pods, stimmt’s? Ich hatte Recht, von Anfang an.«
    Meda schüttelt den Kopf. »Mord, Vergewaltigung, Verrat. Dafür gibt es keine Rechtfertigung.«
    Er zuckt zusammen, das Blut weicht aus seinen Gesichtern. Als er die Tür öffnet, kollidiert er beinahe mit Mother Redd.
    »Was ist denn das für ein Geschrei?«, fragt sie.
    Khalid drängelt sich um sie herum, bis er im Flur innehält und erst uns, dann Mother Redd anblickt. »Es tut mir leid, Redd. Wirklich.«
    »Wie bitte?«, fragt sie, während die Tür hinter ihm ins Schloss fällt.
    Scarlet, sendet Quant.
    Redd schaut uns an. Quant hält ihr eine Hand hin – ein Angebot, keine Aufforderung. Sie zögert, studiert unsere Gesichter, versucht, unsere Absichten einzuschätzen. Schließlich streckt sie den Arm aus.
    »Nein!«, schreit sie, als wir ihr zeigen, was wir wissen, und wir halten sie fest, bis ihre Tränen versiegen.
     
    Frühmorgens am nächsten Tag wird Colonel Krypicz eingeflogen, ein ranghoher Militär, der sowohl dem Raumfahrtals auch dem Verteidigungsministerium zugeordnet ist. Wir erinnern uns an unsere letzten Begegnungen mit dem dunkelhäutigen, kräftigen Trio. Krypicz ist nicht ganz so groß wie Strom, aber noch breiter gebaut.
    Nach einer nüchternen Begrüßung geht er voraus ins Wohnzimmer, wo wir uns setzen, während Mother Redd in der Tür zur Küche stehen bleibt. Das heißt, eine von ihr bleibt stehen, die anderen setzen Kaffee auf. Sie verhält sich auffällig zurückhaltend.
    »Apollo«, fängt Krypicz an, um gleich wieder zu verstummen. Als sein Interface lächelt, sind wir so überrascht, dass wir sofort in unseren Erinnerungen kramen – und zu dem Schluss kommen, dass er tatsächlich noch nie gelächelt hat, zumindest nicht in unserer Gegenwart. Jetzt unternimmt er einen zweiten Anlauf. »Apollo. Dieser Arzt im Amazonasgebiet, der dir diesen … Wirkstoff gespritzt hat.« Sein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse. »Dieser Arzt hat nicht in unserem Auftrag gehandelt. Der hat sich dafür bezahlen lassen, genau wie seine Komplizen. Alles dreckige Söldner.«
    »Wir glauben Ihnen, Colonel.«
    »Da bin ich froh.« Er lehnt sich erleichtert zurück.
    Er sagt die Wahrheit, sendet Quant.
    Halt dich von seinen Gedanken fern, kommt es sofort von Moira zurück.
    Quant schüttelt sich. Das mache ich nie wieder. Versprochen.
    »Und diesen McCorkle«, fährt Krypicz fort, »haben wir in Gewahrsam genommen. War nicht leicht. Ich hasse Soldaten, die meinen, sie müssten sich selbstständig machen. Dieser hinterhältige Mistkerl hat sich offenbar als Auftragskiller verdingt.«
    »Was ist mit Khalid?«, fragt Meda. Mother Redd wirft uns einen flüchtigen Blick zu, ehe sie in der Küche verschwindet, Kaffee holen.
    »Tja, bisher konnten wir keine Verbindung zwischen Khalid und McCorkle herstellen. Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. McCorkle will keine Fragen beantworten. Das ist eine schlimme Sache, Apollo. Wirklich schlimm. Du hast das OG ganz schön aufgescheucht. Die Fraktionen belauern sich gegenseitig, jeder fragt sich, wer wen verraten hat. Ein Trauerspiel.«
    Mother Redd reicht jedem von ihm eine Tasse Kaffee, er bedankt sich höflich. Als wir ihre Handbewegungen und Blicke registrieren, wissen wir plötzlich, was sie für ihn empfindet. Seit wir in ihre Erinnerungen eingetaucht sind, hat sich unser Bild von ihr verändert: Wir haben sie in den Armen ihres Liebhabers Nicholas gesehen, wir haben sie als Wissenschaftlerin, als eifrige Forscherin erlebt. Aber diese Zuneigung zu dem rauen, behäbigen Colonel geht uns doch ein bisschen zu weit. Unwillkürlich lächeln wir, was sie mit einem fragenden Blick quittiert.
    »Hättest du auch was gewollt?«
    »Nein, danke.«
    Krypicz nimmt einen Schluck Kaffee. »Tja, was Dr. Baker angeht, haben wir uns natürlich das Labor angeschaut. Beziehungsweise das, was davon übrig geblieben ist. Der Kaffee ist

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