Der Ring
Enklaven schon seit Ewigkeiten gegen die Einschränkung ihrer Bürgerrechte. Deshalb haben wir ihnen irgendwann die Kongo-Wüste abgetreten, wie gesagt mit weitgehender Autonomie. Da können wir nicht einfach so einmarschieren. Die wollen ihre Probleme selbst lösen.«
»Und was wollen Sie von uns, Colonel?«, fragt Meda.
Er will uns auf eine Geheimmission schicken.
Wir sollen Malcolm Leto stoppen.
Medas Nackenhaare stellen sich auf, aber sie schottet ihre Emotionen sofort ab.
»Ich brauche deine Hilfe«, sagt Krypicz. »Wir wissen nicht, was Leto vorhat. Ohne weitere Informationen sind uns die Hände gebunden.«
»Wir haben Ihnen alles gesagt, was wir wissen. Und nach dem Vorfall mit Leto gab es eine ausführliche Nachbesprechung.«
»Ja, ja, ich weiß. Aber wenn uns nicht bald was einfällt, läuft alles auf die militärische Option hinaus, und das will ich auf jeden Fall vermeiden. Wir wissen nicht, wo er sich genau aufhält, wir kennen sein Arsenal nicht. Vielleicht verfügt er über Nanowaffen. Oder über biologische Kampfstoffe.«
Wir können es schaffen, sendet Strom.
Wir haben eine Interface-Buchse, meint Manuel.
Quant nickt. Das könnte der Schlüssel sein.
Aber wir sind ein Pod. In Moiras Gedanke schwingt viel Sorge um ihre Schwester mit. In der Singleton-Enklave fallen wir auf wie ein rosa Bär.
Schon gut, schickt Meda an Moira, während sie für den Rest hinzufügt: Wenn wir tatsächlich helfen können, Leto aufzuhalten …
Mit einem Mal steht der Konsens fest – als hätten wir unser Leben lang darauf gewartet, diese eine Entscheidung zu treffen.
»Wir übernehmen das«, sagt Meda.
»Darum wollte ich dich eigentlich gar nicht …«
»Schon gut, Colonel. Es ist unsere einzige Chance.«
Mother Redd schüttelt den Kopf. »Das musst du dir nicht antun, Kind.«
»Doch. Wir müssen.«
Als Krypicz nickt, ist ihm sein innerer Kampf anzusehen. »Das Overgovernment ist dir zu großem Dank verpflichtet, Apollo. Natürlich werden wir dich nicht alleinlassen. Wir stellen ein Team auf, das dich unterstützen wird.«
»Als Pod werden wir früher oder später sowieso auffallen.«
»Jein. In der Enklave arbeiten ein paar Pods als Agrarökologen oder Genetiker. Wir besorgen dir einen Platz in der nächsten Einwanderergruppe.«
»Aber wir gehen nicht als Quintett.«
»Nein, das wäre wohl zu auffällig.«
»Wir haben uns schon öfter als Trio und Duo durchgeschlagen. Oder allein.«
Der Colonel nickt. »Ich weiß.«
Unsere einzige Chance.
»Also, wann brechen wir auf?«
Mit dem Suborbital geht es vom Institut nach Rabat, in eine der wenigen Podsiedlungen auf dem afrikanischen Kontinent. Afrika ist großteils unbewohnt, und die wenigen Regionen mit höherer Bevölkerungsdichte stehen unter der Kontrolle von Singletons.
Seit unserer Ankunft in der Stadt achten wir darauf, uns nicht mehr wie ein Quintett zu benehmen. Strom grinst. Überraschend einfach, was? Der Gedanke ist an Manuel gerichtet; die Mädchen reagieren nicht, können aber natürlich mithören.
»Zeus Rhinefaust?«, fragt die Singleton-Frau hinter dem Schalter.
»Ja?«, antwortet Strom.
»Und wer ist deine Begleitung?«
Erst denken wir, sie meine Meda, Moira oder Quant, aber ihre Augen sind auf Manuel gerichtet.
»Wir sind Zeus Rhinefaust«, erwidern Strom und Manuel aus einem Mund.
Sichtlich genervt, zerreißt sie das Formular, das sie schon zum Teil ausgefüllt hatte, während wir überrascht feststellen, dass hier noch mit Papier gearbeitet wird. »Ach so, ihr seid ein Schwarm. Dann brauchen wir natürlich ein anderes Formular«, erklärt sie in einer Mischung aus Nervosität und Arroganz. Hinter uns und den drei Mädchen wartet nur noch ein weiteres weibliches Trio vor dem Schalter der KBG, der Kongo-Begrünungs-Genossenschaft, die ein kleines Gebäude in der Nähe des Flughafens bezogen hat. In Anbetracht der Tatsache, dass man der Genossenschaft nur hier und in einem weiteren Büro in einer anderen Stadt beitreten kann, erscheint uns der Raum ziemlich klein.
»Wie viele Leute werden hier jährlich in die KBG aufgenommen?«, fragt Strom.
Wortlos schiebt die Frau eine Broschüre über die Theke, die Manuel für den Pod studiert: Die KBG umfasst 124 000 Mitglieder und befindet sich im sechsten Jahr eines Fünfundzwanzigjahresplans zur Wiederherstellung des Kongo-Stroms und des dazugehörigen Ökosystems. Nichts, was wir nicht schon von Colonel Krypicz wüssten, und kein Wort über den Durchsatz des Büros in
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