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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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reichen.
    »Ich hab den Tank nicht ganz aufgefüllt. Wir wollten ja gleich wieder zur Station zurück.«
    »Ist das nicht ein typischer Landrattenfehler?«, fragte Meda.
    Flora lachte. »Was du nicht sagst.«
    »Wie lange hast du noch?«
    »Eine Stunde. In den Anzügen zwei Stunden.« Ihrer Stimme war deutlich anzuhören, dass sie die Anzüge als absolute Notlösung betrachtete. Sie würden das Trio auseinanderreißen, denn es würde dann nur noch über Stimmen kommunizieren können, und Stimmen waren einfach zu … oberflächlich. Ohne chemische Erinnerungen, ohne Pheromone fiel der Datendurchsatz viel zu stark ab.
    Das reicht nicht. So schnell kann Aldo nicht hier sein. Ich erstellte eine mentale Karte des Problems und reichte sie herum.
    Floras Klauen funktionierten nicht mehr. Und unsere konnten wir nicht lange genug abkoppeln, um die Sleds neu auszurichten und die Schleusen miteinander zu verbinden. Außerdem hatten wir kaum noch Reaktionsgas.
    Sie müssen einzeln rüber. In den Anzügen.
    Ich blickte mich um. Schon jetzt war es im Sled einigermaßen eng, aber zur Not würden die drei noch reinpassen.
    Meda aktivierte den Funk. »Flora, kannst du die Anzüge anlegen und rüberkommen?«
    »Wir haben zwei gebrochene Beine und viele gebrochene Rippen. Vielleicht, aber das wird kein Kinderspiel.« Sie musste gar nicht erst aussprechen, dass sich ein verletzter Pod nur im Notfall trennte.
    Egal. Sie müssen hier rüber, und wir müssen zurück zur Station.
    In diesem Moment hatte ich die Erleuchtung. Das Schienenmobil!
    Als wir Spinnenköpfe sammeln waren, hatte Aldo uns immer beim Kabel abgeliefert, an dem wir unseren Sled mit dem Schienenmobil, einem speziellen Aufsatz für die Klaue, angekoppelt hatten. So konnten wir wie auf Schienen auf und ab fahren, während wir Abfall aufklaubten und in den Müll warfen.
    Wenn es uns gelang, das Schienenmobil richtig anzusetzen, würden wir mit einer Geschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde am Kabel heruntergleiten können. In ein paar Stunden wären wir dann zurück auf der Station.
    Floras Luft reicht trotzdem nicht.
    Dann holen wir sie rüber.
    Aber wie?
    Eigenhändig, meinte ich. Ich mach das schon …
    Nein, wir beide machen das, berichtigte Strom.
    Jedenfalls binden wir die Sleds aneinander und koppeln die Luftschleusen zusammen. Dann lösen wir die zweite Klaue von Floras Sled, bringen den Aufsatz, das Schienenmobil, darauf an, und schon geht’s los.
    Außer Manuel, der ebenfalls mitkommen wollte, hatte niemand Einwände.
    Nein, sagte ich. Du musst dich um die Klaue kümmern. Strom malte ein Bild: Manuel mit Klauenhänden.
    »Na, danke.«
    Meda versiegelte Stroms Helm, Moira half mir mit meinem und drückte mir dabei einen Kuss auf die Wange. »Keine fliegt wie du. Keine andere wird die Consensus steuern.«
    Elliott O’Toole will es zumindest mal versuchen, erwiderte ich. Elliott, unser Klassenkamerad und Konkurrent, der gerade ein Praktikum in der lunaren Aluminiumschmelze absolvierte. Elliott hinterm Steuer der Consensus ? Kein schöner Gedanke.
    Moira gab mir ein privates Bild mit auf den Weg: eine elegante Gedankenpostkarte, auf der ein dreifaches Pendel zu sehen war. Lächelnd klappte ich den Visor herunter und sperrte die anderen aus.
    »Keine Sorge, Quant«, hörte ich Stroms Stimme über den Anzugfunk. »Wir sind gleich wieder zurück.«
    Ich nickte. Strom hielt es am längsten allein aus, hasste das Alleinsein aber zugleich am meisten. Obwohl wir Handschuhe trugen, berührten wir uns noch einmal an den Händen, bevor ich die Luftschleuse betrat.
    Der Druckausgleich. Ich lauschte auf das Ploppen der entweichenden Luft, bis ich nur noch meinen Atem hörte.
    Die äußere Tür öffnete sich. Sonnenschein flutete mein Gesicht; der Visor verdunkelte sich, während mein Körper noch großteils im Schatten lag. Drei Meter über mir schwebte Floras Sled, zwei Meter neben mir befand sich unsere Klaue, fest an den Andockring in Floras Hülle gekoppelt. Als ich sah, wie mich eine von Flora durchs Fenster beobachtete, gab ich ihr ein kurzes Zeichen – Daumen nach oben. Sie winkte.
    Die leichte Zentripetalkraft, die an mir zerrte, erinnerte mich daran, dass ich noch die Sicherheitsleine anlegen musste. Danach taumelte ich in einer Mischung aus Sturz und Purzelbaum aus der Schleuse und musste zusehen, wie sich die Tür hinter mir schloss und mich abermals von den anderen abschnitt.
    Ich schüttelte den Trennungsschmerz ab, schnappte mir eine zweite Leine und ließ mich

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