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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Neptun. Keine Chance, unsere Bestimmung zu erfüllen.
    »Warum er?«, fragte Meda. »Warum nicht wir?«
    Hilton hat uns angeschwärzt.
    Wir sind besser als Elliott.
    Wir waren immer besser als Elliott.
    Warum Elliott?
    Wegen der Interface-Buchse.
    Wegen der Vergewaltigung.
    Plötzlich ergab alles Sinn. Einen schrecklichen Sinn.
    Das ist deine Schuld, Meda!, schrie ich. Sie fuhr herum und blickte mir in die Augen, und kaum sah ich ihre Tränen, ihr schreckstarres Gesicht, war meine Wut verraucht. Ich war die Pilotin, aber das Schiff hatten wir alle verloren. Tut mir leid.
    »Malcolm Leto«, flüsterte Meda. »Das Interface. Deswegen haben sie Elliott genommen, oder?«
    »Ach was«, sagte Mother Redd, aber jeder konnte sehen, dass sie log. »Das war es nicht …«
    »Doch. Sie können nicht ausschließen, dass wir beschädigt worden sind. Das Interface macht ihnen Angst. Sie glauben, es könnte uns kontrollieren und womöglich den Pod zerstören.«
    Mother Redd schwieg.
    »Aber das ist nicht wahr. Zumindest jetzt nicht mehr. Ja, damals konnte er mich steuern, aber nur, weil das Interface noch so neu für mich war. Außerdem war ich allein. Wehrlos. Mittlerweile haben wir die volle Kontrolle.«
    »Manche Fraktionen im Overgovernment trauen der Ring-Technologie einfach nicht über den Weg«, erklärte Mother Redd. »Die hätten euch am liebsten sofort aus dem Projekt ausgeschlossen.«
    Hätten sie das mal getan.
    Aber die Consensus basiert auch auf Ring-Technologie!
    Nutzlos. Wir sind nutzlos.
    »Die Consensus basiert auch auf Ring-Technologie. Genau wie das Rift«, sagte Meda.
    Langsam verlor Mother Redd die Geduld. »Das ist mir bewusst. Hört mal, ich weiß, das ist ein Schock. Aber da müsst ihr jetzt durch. Und ihr könnt mir glauben, ich habe bis zuletzt für euch gekämpft.«
    Meda nickte. »Danke, dass du uns die Wahrheit gesagt hast.« Sie schaltete den Bildschirm ab und drehte sich um, ich schloss sie in die Arme. Kurz darauf klammerten wir uns alle heulend aneinander.
    Es tut mir so leid.
     
    Am nächsten Morgen fühlten wir uns leer und ausgelaugt, aber Strom trieb uns an, trotzdem aufzustehen, zu duschen und in unsere Overalls zu schlüpfen.
    Wir haben noch ein paar Wochen Dienst vor uns. Und wir werden unsere Pflicht tun.
    Vor lauter Müdigkeit konnte ich nicht antworten, noch nicht mal verächtlich schnauben wie Manuel. Stattdessen blieb ich in meinem Hängenetz liegen und sah zu, wie der Terminus über die Erdoberfläche glitt.
    »Komm schon, Quant«, sagte Meda. »Wir müssen ins Labor.«
    Sie ist abgedriftet.
    Mal wieder.
    Aber doch nicht, wenn wir bei ihr sind?
    Wir müssen sie zurückholen.
    Ich drehte mich um, plötzlich nur noch wütend. »Behandelt mich nicht wie ein kleines Kind! Versteht ihr das denn nicht? Ich habe alles verloren! Alles, was mir einen Sinn gegeben hat!«
    Nein, sandte Strom, das ist nicht wahr.
    Ich bin nicht wie ihr. Ich wurde zu einem ganz bestimmten Zweck konstruiert – als Mathematikgenie, als intuitives Medium der physikalischen Gesetze. Als Pilotin der Consensus . Dafür wurde ich geschaffen. Auf der Erde bin ich ein Nichts. Überflüssig, nutzlos. Ohne euch wäre ich nicht mal ein richtiger Mensch.
    Nein, Quant, oh nein, sandte Moira. Du irrst dich. Ohne den Pod wäre keiner von uns ein ganzer Mensch.
    Ich blinzelte durch die Tränen. Wirklich?
    Meda blickte mich an. Auf immer und ewig.
    Moira und Meda führten mich in die Dusche, wo sie mich nach allen Regeln der Kunst verwöhnten. Beim Anziehen nahmen sie mir sogar die Bürste ab und kämmten mir das Haar. Die Leere in meinem Inneren war noch da, aber sie war nicht mehr ganz so groß – der Pod hatte sie zum Teil ausgefüllt.
     
    Als wir kurz darauf wieder im Labor saßen, bekamen wir eine Nachricht: Wir sollten sofort bei Hilton erscheinen. Widerwillig schüttelte ich die Zahlenkolonnen ab, in denen ich schon wieder versunken war, die Diagramme über Zugfestigkeit und Netzgitter.
    Das ist kein gutes Zeichen, meinte Manuel.
    Wir verstauten die Ausrüstung und loggten uns aus. In der Verkehrssicherung, an der wir auf dem Weg zu Hiltons Büro vorbeikamen, saß ein Trio vor den Bildschirmen und beobachtete die Schiffe, die den umliegenden Raum durchkreuzten. Die grafische Darstellung der Newton-Körper zog mich in ihren Bann, bis ich selbst zu einem kreisenden Vektor im Panorama der Kräfte wurde.
    Quant! Moira war umgekehrt, um mich zu holen.
    Bin auf dem Weg. Sorry, aber da …
    Ich weiß. Los, komm.
    Morgen legt

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