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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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auf. Sollen wir etwa aufgeben? Dann hätten wir gleich auf Columbus Station bleiben können.
    Natürlich nicht! Aber wo sollen wir hin?
    Zur Farm, meinte Strom. Zu Mother Redd.
    Meda schüttelte den Kopf. Da suchen sie uns als Erstes.
    Wer soll uns suchen?, erwiderte ich scharf. Was, wenn wir uns das alles nur einbilden? Ausgelöst durch die Instabilität des Pods?
    Quant blickte mich an. Hast du Anderson McCorkle vergessen? Der wollte uns umbringen!
    Seit der Sache mit dem Interface, seit unserer Begegnung mit Leto, hat es irgendwer auf uns abgesehen, sandte Moira. Und zwar nicht nur auf politischer Ebene.
    Plötzlich brodelte es in Stroms Erinnerungen, und wir sahen ein Bild der Lawine, die uns beinahe umgebracht hätte. Wäre er nicht aufgebrochen, um Hagar Julian zu retten, hätte er nicht den Spinnenseidefaden um den Baum gewickelt, wäre unser Zelt in den Abgrund gestürzt. Noch dazu hatte er unmittelbar vor dem zweiten Lawinenabgang einen Blitz gesehen – und zwar auf dem Abhang über uns. Er hatte ihn für das Signallicht eines zweiten Rettungsaircars gehalten, und wir hatten nie an seiner Deutung gezweifelt, warum auch? Aber was, wenn es eine Explosion gewesen war? Wenn jemand eine Sprengladung gelegt hatte, um uns unter den Schneemassen zu begraben?
    Das war vor dem Interface, meinte Quant.
    Paranoia, sandte ich. Falscher Konsens. Aber wirklich überzeugt war ich nicht. Ich war vor allem müde und wütend und, als ich den Dschungel näher betrachtete, verängstigt.
    Nein, widersprach Meda, das ist keine Paranoia!
    Aber wir können doch nicht so tun, als wäre uns die ganze Welt auf den Fersen.
    Tun wir ja auch nicht.
    Moira ging dazwischen. Stopp. Manuel hat gar nicht so Unrecht. Was tun wir hier eigentlich?
    Wir fliehen.
    Zu Mother Redd.
    Aber sie will uns nicht mehr. Wir haben versagt.
    Zu unserem Raumschiff können wir auch nicht, überlegte Quant wehmütig.
    Aber zu den Bären, sandte Strom.
    Kaum hatte er es gedacht, stimmten alle in den Konsens ein. Die Bären hatten uns geholfen, sie hatten sich ganz bestimmt nicht gegen uns verschworen, und sie waren ein ungelöstes Rätsel. Wer hatte sie gezüchtet? Und warum?
    Meda sprudelte über vor Aufregung. Ein wissenschaftliches Mysterium!
    Gleichzeitig verdüsterten sich Stroms Gedanken. Die Explosion auf dem Abhang. Beweise für die Verschwörung.
    Quant nickte. Noch ein Grund, in die Rocky Mountains zurückzukehren.
    Vorsichtig wies ich darauf hin, dass wir uns auf dem falschen Kontinent befanden.
    Wenigstens haben wir ein Ziel, sandte Moira. Eine Aufgabe, die sie uns nicht nehmen können.
    Eine Welle des Konsenses lief durch den Pod, eines gültigen Konsenses, dem ich mich nicht widersetzen konnte. Mit einem Nicken stand ich auf, während Quant schon mögliche Routen und die jeweils benötigte Zeit berechnete. Zahlen und Transportmöglichkeiten sickerten aus ihrem Kopf. Vielleicht könnten wir ein Suborbital stehlen?
    Unwahrscheinlich.
    Gehen wir. Jetzt, wo wir endlich ein konkretes Ziel vor Augen hatten, verlor Strom schnell die Geduld.
    Der Pfad führte geradewegs in den Dschungel. Kaum hatten wir die Synbetoneinfassung verlassen, verschluckte uns das Smaragdgrün der Pflanzen, und in unseren Ohren dröhnte ein vielstimmiger Chor aus Vögeln und Insekten.
    Was für ein Gestank!
    Ein dickflüssiges, Übelkeit erregendes Gemisch fremdartiger Gerüche umgab uns.
    Dieser Wald lebt.
    Die Erde sei wüst und leer, hatten wir in der Schule gelernt, nur die ständige Aufsicht und Pflege durch den Menschen könne die Natur vor dem Untergang bewahren. Doch hier am Amazonas strotzte sie vor Leben.
    Aber dieser Gestank, fügte ich hinzu.
    Am Rand des Pfads stand ein dicker Baum. Die Rinde war kreuz und quer von Schnitten durchzogen, aus denen ein weißer Saft sickerte.
    Ein Kautschukbaum, meinte Quant.
    Warum bauen die nicht einfach eine Gummifabrik? Warum so altmodisch?
    Am Ufer des Amazonas weitete sich der Pfad. Breit, behäbig und matschig braun schob sich der Fluss vorwärts, das Gefälle war offenbar sehr gering. Schlamm trieb über die Wasseroberfläche, in der Mitte hing eine Dunstwolke, die den Blick auf die andere Seite verdeckte. Hier und da ragten Inseln oder Halbinseln aus dem Nebel hervor.
    Wenigstens haben wir nicht die Regenzeit erwischt, meinte Strom.
    Boote!
    Tatsächlich, ein Stück flussaufwärts lag ein kleines Dorf mit einem eigenen Steg, neben dem ein paar morsche Boote schaukelten.
    »Das ist ein naturbelassener Regenwald«, erklärte

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