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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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sowieso nicht einsetzen.
    Hier, im Schatten des Lifts, war es noch genauso stickig wie am Morgen.
    Hunger, sandte Strom.
    Im Ernst, wir sollten ihm Strom anbieten, meinte Quant. Damit würden wir unseren Nahrungsmittelbedarf um fünfzig Prozent reduzieren.
    Fisch!
    Ohne auf weitere Anweisungen zu warten, holte Strom sein Universalwerkzeug aus der Tasche, schnitt einen kräftigen Zweig ab und reichte ihn weiter, damit ich ihn anspitzen konnte. Bald hatten wir zwei ordentliche Speere.
    Danach liefen wir hinunter zum Amazonas und weiter flussabwärts, bis wir eine Stelle gefunden hatten, wo das Wasser über einen umgestürzten Baum strömte und den Schlamm fortspülte. Meda kletterte hinaus auf den Stamm und stand auf, die Augen auf die Wasseroberfläche gerichtet.
    Zwischen uns flirrte ein Bild hin und her: der Wasserstrom als Impulswand.
    Quant postierte sich auf der anderen Seite des Stamms, Moira ein Stück flussaufwärts. Über Triangulation von Wellen, Blasen und silbern schimmernden Schuppen berechneten die drei eine Karte des Flusses. Hier wimmelte es von Fischen.
    Währenddessen standen Strom und ich mit geschlossenen Augen da, in die Karte unserer Podpartner versenkt.
    Strom stach als Erster zu. Treffer! Schnell schleuderte er seinen Fang an Land: eine Art Katzenfisch, dreißig Zentimeter vom Schwanz bis zu den Bartfäden.
    Stroms Vorspeise.
    Als Nächstes rammte ich meinen Speer ins Wasser, und ein paar Minuten später wanden sich ein Dutzend Fische auf dem Ufer.
    Als viel schwieriger erwies es sich, trockenes Feuerholz zu finden, denn im feuchten Urwaldklima hatte sich jeder Grashalm vollgesogen. Nur an der Böschung entdeckten wir eine Art Schilf, das gut und schnell brannte. Also schichteten wir ein paar Steine auf und brieten unseren Fang.
    »Vielleicht können wir den alten Mann mit Fisch bezahlen«, meinte Meda – und erstarrte. Was war das?
    Sie hatte als Erste Alarm geschlagen, aber Quant hatte das Geräusch schon erkannt und identifiziert: ein Aircar.
    Hierher!, sandte Strom. Wir huschten unter einen Baum.
    Das Feuer! Das sehen sie bestimmt.
    Auch Singletons machen Feuer.
    Auf der anderen Seite des Flusses, südlich von uns, tauchte ein Aircar auf, das eine langsame Runde über dem Ankergebäude flog, bevor es in nördlicher Richtung abdrehte.
    »Suchen die nach uns?«
    Natürlich. Sie wissen, wo wir runtergekommen sind.
    Hunger. Aircar hin oder her, Stroms Magen knurrte immer noch.
    Wie sich herausstellte, konnte man die Fische nicht gerade als Delikatesse bezeichnen. Ihr Fleisch war mehlig und übelriechend, grau und fleckig, und so schmeckte es auch. Aber es füllte unsere Mägen.
    Am Schluss warfen wir die Gräten in den Fluss.
    Was war das?
    Das Wasser war schlagartig aufgeschäumt, um sich im nächsten Moment wieder zu beruhigen.
    Kaimane, Alligatoren. Piranhas.
    Meda schüttelte sich. Wenn ich das gewusst hätte, als ich auf den Stamm geklettert bin.
    »Essen? Was gibt’s?«
    Als wir uns umdrehten, entdeckten wir den alten Mann, der uns von der Böschung aus beobachtete.
    »Katzenfisch!« Meda hielt ein halbverspeistes Filet hoch.
    »Katzenfisch?«, entgegnete er. »Wohl eher Scheißfisch. Ich hoffe, ihr habt Klopapier dabei?«
    »Äh …«
    »Bloß keine Lipoblätter nehmen. Schlimmer als Scheißfisch.«
    »Was wollen Sie für die Fahrt zum Highway?«
    »Was habt ihr?«
    Strom hielt ihm sein Universalwerkzeug hin. »Hab ich schon.«
    Widerwillig löste Quant den Spinnenkopf-Anstecker von ihrem Kragen.
    »Nee, brauch ich nicht.«
    »Sonst haben wir nichts.«
    »Hm. Na dann wohl nicht. Außerdem sind eure Freunde in Aircar morgen früh hier. Werden sich um euch kümmern.«
    »Ein Aircar?«
    »Ja. Sind auf Wiese weiter oben gelandet, wo Fluss nicht hinkommt. Laufen von da runter zu Dorf.«
    »Wir müssen hier weg, bevor sie da sind.«
    »Nur gegen Bezahlung.« Der Mann kicherte in sich hinein und schlenderte Richtung Dorf.
    Warum klauen wir nicht einfach sein Boot?, fragte Quant.
    Moira war schockiert. Nein!
    War doch nur ein Scherz.
    »Ich muss mal«, ächzte Strom.
    »Du kannst im Ankergebäude gehen.«
    Weil ich direkt neben Meda stand, spürte ich ihr Zögern. Alles, was mit dem Ring zu tun hatte, jagte ihr Angst ein, die sie aber sofort unterdrückte. Trotzdem legte ich ihr eine Hand auf die Schulter.
    Quant und ich stützten Strom, der sich vor Magenschmerzen kaum noch auf den Beinen halten konnte. Natürlich bekamen wir alle etwas davon ab, zwar nicht die eigentlichen Beschwerden, aber

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