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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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doch einen Nachhall davon. Wir konnten von Glück sagen, dass wir deutlich weniger Katzenfisch gegessen hatten als er.
    Meda musste ihr Interface einstöpseln, um das Tor zum Hof zu öffnen. Im Eilschritt stürmten wir das Gebäude und kurz darauf die riesige Unisex-Toilette, wo wir Strom in eine Kabine verfrachteten.
    »Uff«, stöhnte er, als er sich der drei Katzenfische entledigte.
    Er braucht Klopapier.
    Ich sah in den anderen Kabinen nach, fand aber weder Klopapier noch Halterungen für Klopapier. Überhaupt hatten die Toiletten wenig Ähnlichkeit mit den runden Schüsseln, die wir gewohnt waren – sie waren flacher, schnittiger und in meinen Augen viel zu hoch, und dahinter baumelten Interface-Stecker aus der Wand. Warum sollte man sich beim Kacken nicht mal kurz einklinken?
    Hier ist nichts zu holen. Ich schau mich mal ein bisschen um.
    Rund um die Rampe, die sich zum Aufzug hinaufwand, hatte ich auch keinen Erfolg, und in dem weitläufigen Saal, von dem die Toilette abzweigte, stieß ich nur auf ein paar Glasskulpturen. Hoch oben schwebte eine kristallene Libelle mit drei Metern Flügelspanne, beschienen von der Sonne, die auf die transparente Decke knallte. Und trotzdem war es hier drinnen erstaunlich kühl; die Klimaanlage funktionierte offenbar einwandfrei, aber Klopapier gab es keins.
    Hinter der Rampe entdeckte ich eine Nische, in der sich Tische und Stühle um eine weitere, kleinere Skulptur gruppierten, und dahinter eine Art begehbaren Schrank voller Glasteller und Trinkgefäße. Die ganze Anlage wirkte, als hätten die Bewohner nur einen kleinen Ausflug gemacht und würden jeden Moment zum Brunch zurückerwartet. Keine Spur von Staub oder Spinnenweben, die letzte automatische Reinigung lag sicher noch nicht lange zurück. Selbst nach Jahrzehnten warteten die Roboter noch auf die Rückkehr der Community.
    Endlich fand ich einen Stapel Handtücher. Ich schnappte mir ein paar und lief zurück zur Toilette, wo sich Strom mit einem gepressten Ächzen bedankte.
    Ich glaube, ich weiß jetzt, wie wir die Fahrt bezahlen, sandte ich und zeichnete ein mentales Bild der Skulpturen.
    Quant ging hinaus in den Saal und musterte die Kristalllibelle. Die wiegt locker ein paar Hundert Kilo. Wie willst du das Ding transportieren?
    Und wenn wir die kleine Figur da hinten nehmen?
    Moira schüttelte den Kopf. Das ist Diebstahl!
    Und von wem stehlen wir?, erwiderte Meda.
    Das tut nichts zur Sache. Wir haben kein Recht dazu.
    Meda tippte sich auf den Nacken. Ich gehöre zur Community.
    Nein. Du gehörst zu Apollo Papadopulos.
    Aufhören, sandte ich. Wenn überhaupt, stehlen wir von Malcolm Leto, und da hält sich mein schlechtes Gewissen ehrlich gesagt in Grenzen.
    Moira seufzte. Dann sollten wir wenigstens was Nützliches klauen.
     
    »Wir wollen so schnell wie möglich aufbrechen«, sagte Meda. »Am besten gleich.«
    »Ja, ja, weiß schon.« Der alte Mann hockte vorm Feuer und briet einen Fisch, dessen Fleisch nicht schmutzig gefleckt, sondern weiß und flockig war. Immer wieder riss er kleine Stückchen herunter und spuckte Gräten aus, ein Anblick, der bei Strom Magenkrämpfe auslöste.
    »Wie wäre es mit diesem Besteck?«
    »Hm. Kompletter Satz. Späte Community. Nee, danke. Passt nicht zu Hütte.«
    Die Sonne war schon zu drei Vierteln untergegangen. Wenn wir nicht sofort aufbrachen, würden wir der Besatzung des Aircars in die Arme laufen.
    Zeig ihm die Skulptur.
    »Aber so was haben Sie noch nicht, oder?« Meda holte die kleine Kristallskulptur aus der Tasche und ließ sie im schwindenden Sonnenlicht glitzern.
    Ein anderer Dorfbewohner schnappte nach Luft. »Ich fahr euch in Kanu!«
    Der alte Mann spuckte aus. »Nicht schlecht, aber …« Meda ignorierte ihn und wandte sich an den anderen Dorfbewohner. »Könnten wir gleich aufbrechen?«
    »Sofort!«
    »Sein Kanu hat keinen Motor!«
    »Aber wenigstens kommen wir sofort los.«
    Der alte Mann musterte seinen Rivalen mit einem abschätzigen Blick. »Na gut. Aber ich kriege alles. Und ihr tragt alles in Hütte. Ich bin alter Mann, ich kann das nicht.«
    »Okay. Aber dafür brechen wir sofort auf.«
    »Abgemacht.«
     
    »Apollo Papadopulos!«
    Sofort übernahm Strom die Kontrolle. Instinktiv spürten wir seine Position und formierten uns hinter ihm, um tote Winkel abzudecken, die Umgebung nach behelfsmäßigen Waffen abzusuchen und potenzielle Angriffs- und Fluchtwege auszuspähen.
    Auf der einen Seite befand sich der Dschungel, aus dem die Stimme gekommen war, auf

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