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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Geschwollenes, vielen Dank.«
    »Und ob. Was bist du, ein Yankee?«
    »Ich komme aus London, England.«
    Sie sah mich ungläubig an. »Ich werd verrückt. Ein Engländer. Brat mir doch einer’nen Storch.« Dann runzelte sie die Stirn. »War ich das?«
    »Was denn?«
    »Da, deine Seite.«
    Ich hob den Arm und sah zu der Stelle, wo ich den Streifschuss davongetragen hatte. Der Stoff war feucht von frischem Blut. »Bis zu deinem Überfall ist das eigentlich ganz gut verheilt.«
    »Ist jemand mit dem Messer auf dich losgegangen?«
    »Es ist eine Schusswunde.«
    »Lass mal sehen«, sagte sie und stand auf. Ich ließ sie nicht aus den Augen, auf jeden Trick gefasst. Als sie stand,
versuchte sie ihr Hemd zu schließen. Jedoch fehlten die Knöpfe, also schlug sie beide Hälften übereinander und stopfte sie in die Hose. Dann trat sie auf mich zu.
    »Keine faulen Tricks«, warnte ich sie.
    »Ich will’s mir nur mal ansehen.«
    Ich war nicht so dumm, das Hemd hochzuziehen, damit sie dann mühelos an meine Colts herankam. Ich zog beide Revolver und hob erst dann die Arme.
    Sie blieb vor mir stehen. Unsere Augen befanden sich auf gleicher Höhe; ihre waren smaragdgrün. So nahe hatte ich sie noch nicht gesehen. Ihr Blick war derart scharf und klar, dass sich in meinem Inneren alles irgendwie zusammenzog.
    »Du bist aber vorsichtig«, sagte sie.
    »Ich habe nicht vor, mich von einem Mädchen aufs Kreuz legen zu lassen.«
    Das brachte sie zum Lächeln. Ihre Lippen waren trocken und aufgesprungen. Eine Ecke war aufgerissen, wohl von meiner Faust. Ihre Zähne waren gerade und schimmerten weiß.
    »Heute habe ich noch keinen aufs Kreuz gelegt«, sagte sie.
    Dann hob sie mein Hemd hoch und betrachtete die Wunde.
    »Aber das ist doch bloß ein Kratzer. Ich wette, das war in Wirklichkeit nur ein Dornbusch.«
    »Da, wo du herkommst, müssen sie aber große Dornen haben.«
    »Und ob«, erwiderte sie. Dann kam sie noch näher heran und blies auf die Wunde, die eher eine tiefe Schramme als ein Kratzer war. Ihr Atem fühlte sich gut an. Sie tat es noch einmal.

    »Was machst du da?«, fragte ich.
    »Es ist Sand reingekommen, der nicht abgeht. Wenn du Wasser übrig hast, mache ich die Wunde sauber. Wenn dir das nicht passt, kannst du meinetwegen Wundbrand bekommen und sterben.«
    »Das würde mir gar nicht zusagen.«
    »Dann hol das Wasser.«
    Sie ließ mein Hemd los und trat zurück. Ihre Augen funkelten durchtrieben, was mich vermuten ließ, dass sie etwas vorhatte. »Warte hier«, sagte ich, schob die Colts in die Holster und eilte los, um General zu holen.
    Ich dachte kurz daran, das Mädchen mitzunehmen. Vermutlich hatte sie gar nicht die Absicht, meine Wunde zu säubern, sondern wollte sich aus dem Staub machen.
    Ehrlich gesagt hoffte ich sogar, dass sie genau das tat. Dass sie einfach floh und sich versteckte. Ich wusste sowieso nicht, was ich mit ihr anstellen sollte. Sie hatte mir bereits genug Ärger gemacht. Je schneller ich sie los war, desto besser.
    Also ging ich ganz langsam zu General. Er war ein Stück weiterspaziert und gerade damit beschäftigt, einen Busch von seinen Blättern zu befreien, und ich ließ ihn gewähren. Als ich ihm so zusah, verspürte ich nicht übel Lust, aufzusitzen und fortzureiten, dann wäre ich das Mädchen auf jeden Fall losgewesen. Das einzige Problem dabei war, dass ich bei ihrem Angriff meinen Hut verloren hatte und nicht vorhatte, ihn zurückzulassen.
    Davon abgesehen war ich neugierig.
    Vielleicht auch noch mehr.
    Der Hut war nichts weiter als ein Vorwand.
    Nach einer Weile nahm ich die Zügel und führte General zum Durchgang zwischen den Felsen. Unterwegs fand
ich den Hut und hängte ihn erst einmal auf den Sattelknauf, da ich die Beule nicht vergessen hatte.
    Die nächsten Schritte brachten mich durch den Durchgang. Das Mädchen lehnte mit verschränkten Armen an einem Felsen.
    »Du bist ja gar nicht abgehauen«, rief ich und wusste nicht, was ich davon halten sollte.
    »Wo sollte ich denn hin?«
    »Also hast du keine Angst vor mir?«
    »Oh, das wäre ja noch schöner.«
    »Vielleicht solltest du aber«, sagte ich und griff nach dem Wasserbeutel.
    »Du bist doch bloß ein Junge .«
    »Das war einmal.«
    Sie sah mich an. Obwohl sie weder lächelte noch grinste, lag ein frecher Ausdruck auf ihrem Gesicht. »Und wie alt bist du?«, wollte sie wissen.
    »Wie alt bist du?«
    »Ich habe zuerst gefragt.«
    »Älter als du, so viel steht fest.«
    »Hah!«
    »Ich bin neunzehn, fast schon zwanzig«,

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