Der Ripper - Roman
ich sie am Hals, zumindest für den Augenblick.
Und ich war sogar froh, sie am Hals zu haben, obwohl mir das zugleich Sorgen bereitete.
Ich muss einfach dafür sorgen, dass sie nicht getötet wird, sagte ich mir.
Wir ritten weiter. Irgendwann am späten Nachmittag holten wir einen Wagen ein, der von zwei Maultieren gezogen wurde. Er war noch ein ganzes Stück entfernt, als ich sah, dass ein Junge darin saß; auf dem Kutschbock waren ein Mann und eine Frau. Das sah nach einer Familie aus, die möglicherweise nichts gegen einen zusätzlichen Mitreisenden einzuwenden hätte.
Der Junge war etwa acht oder neun Jahre alt. Er hockte zwischen Gepäck und Vorräten, und so ging ich davon aus, dass es der Familie aller Voraussicht nach nichts ausmachen würde, einen zusätzlichen Reisenden zu verköstigen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie etwas dagegen hätten, Jesse mitzunehmen, wenn ich sie für ihre Mühen bezahlte.
Aber es schien nicht richtig zu sein, sie den Leuten ohne Vorwarnung aufzudrängen, und so sagte ich: »Ich könnte mir vorstellen, dass sich diese Familie über deine Gesellschaft freuen würde. Vielleicht sollten wir sie fragen, ob sie dich bei ihnen mitreisen lassen.«
Jesse antwortete nicht. Dafür versetzte sie mir einen Schlag auf die Schulter.
»Hey!«
»Dreckige Klapperschlange.«
»Bei ihnen bist du besser aufgehoben.«
»Ich bin hier auch gut aufgehoben, vielen Dank.« Sie versetzte mir noch einen Schlag.
»Hör damit auf.«
»Du wirst mich nicht bei einem Haufen Fremder abladen. Schlag dir das aus dem Kopf.«
Wir hatten den Wagen fast erreicht - der Junge winkte uns schon zu, und der Mann und die Frau drehten sich um, damit sie uns sehen konnten - als Jesse »Gee-aah!«, schrie und General einen Schlag auf die Kruppe versetzte. Er galoppierte mit einem Ruck los. Ich hatte nicht übel Lust, die Zügel zurückzureißen, doch dann ließ ich ihn weitertraben, bis wir die Fremden ein Stück hinter uns gelassen hatten.
General ging im Schritttempo weiter.
»Ich verstehe nicht, warum du das getan hast«, sagte ich.
Jesse schwieg eine Zeit lang. »Ich hatte geglaubt, du und ich, wir wären Partner«, sagte sie schließlich.
»Bei diesen Leuten wärst du besser aufgehoben.«
»Woher weißt du das, Mister Neunmalklug? Woher willst du wissen, dass der Pa - wenn er das überhaupt ist - nicht achtzehnmal am Tag mit der Pferdepeitsche auf seine Frau und den Jungen eindrischt, nur um in Übung zu bleiben?«
»Es hätte nicht geschadet, mal mit ihm zu sprechen. Vielleicht wären sie ja richtig nett gewesen.«
»Wieso willst du mich mit aller Gewalt anderen Leuten aufdrängen?«
»Ich möchte nicht, dass dir was passiert.«
»Willst du mir was antun?«
»Was? Nein. Natürlich nicht. Doch dir wird mit ziemlicher Sicherheit etwas zustoßen, wenn du bei mir bleibst. Du wirst nicht überleben, es sei denn, du gehst, solange noch Zeit dazu ist.«
»Wieso?«
»Das weiß ich eigentlich auch nicht. Aber ich habe viele Tote hinter mir zurücklassen müssen.«
»Bist du irgendwie krank?«
»Es ist nichts anderes als Pech.«
»Tja, das beruhigt mich. Beinahe hättest du mir Angst gemacht.«
Wir ritten eine Zeit lang schweigend weiter, dann fragte Jesse: »Und was hat all diese Leute das Leben gekostet?«
»Hauptsächlich Revolver und Messer.«
»Aber du hast sie nicht umgebracht, oder?«
»Ich pflege meine Freunde nicht umzubringen. Aber viele von ihnen sind meinetwegen gestorben, also kommt das so ziemlich auf dasselbe heraus.«
»Und wie hast du das angestellt?«
»Irgendwie habe ich sie in Schwierigkeiten gebracht, verstehst du? Nicht, dass ich es absichtlich getan hätte. Aber sie sind gestorben. Ich fürchte, dir könnte das Gleiche passieren.«
»Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
»Ich kann es nun mal nicht ändern.«
»Du wirst nicht für meinen Tod verantwortlich sein, also hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Wenn ich an der Reihe bin, dann nicht deinetwegen. Es wird mein eigener verdammter Fehler sein. Darauf kannst du wetten.«
»Allerdings, es wird dein eigener verdammter Fehler sein, und zwar deine Sturheit. Ich habe dich gewarnt.« Ich
lenkte General zur Seite und drehte mich um. Der Wagen war noch immer ein Stück hinter uns, kam aber näher. »Du solltest es dir nochmal überlegen.«
»Kommt nicht infrage. Ich nehme es lieber mit deinem Pech auf, an das ich sowieso nicht glaube, als mit diesen Leuten da zu reisen.«
»Du hast behauptet,
Weitere Kostenlose Bücher