Der Ripper - Roman
Es
schmeckte wirklich gut, war süß, brannte im Hals und wärmte den Bauch. »Und was kuriert es nun wirklich?«
Lazarus lachte. »Nüchternheit.«
Obwohl ich mich nur allzu gut an meinen Kater nach dem Saufgelage mit den Jungs erinnern konnte, ging ich davon aus, dass ein gelegentlicher Schluck Wunderelixier eine feine Sache sein könnte. Aber dann kam mir der Gedanke, dass Ely vermutlich beim Abfüllen der Flaschen half. Sofort verging mir der Appetit auf das Zeug.
»Mal angenommen, ich zahle Ihnen einen Dollar für die Vorstellung und Sie behalten dafür Ihr Elixier?«
Lazarus runzelte die Stirn und rieb sich den Bart. Dann sagte er: »Ich sage Ihnen was. Sie behalten Ihren Dollar und reiten mit uns. Arbeiten als Scout und erforschen das Terrain. Dann können Sie uns schnell wissen lassen, wenn jemand kommt, damit sich Ely für eine Demonstration des Elixiers fertig machen kann. Wir bezahlen Sie anständig für Ihre Dienste, Sie bekommen zehn Cents von jeder verkauften Flasche. Was sagen Sie dazu, Trevor?«
Ich dachte kurz darüber nach, dann erklärte ich mich einverstanden.
Ich ging zu General, stieg auf und wartete, während sie den Sarg in den Wagen luden. Es war angenehm, sich nicht länger in Elys Nähe aufzuhalten.
Als sich der Wagen in Bewegung setzte, ritt ich voraus.
Das waren zwei prächtige Schlitzohren. Sie hatten mich beträchtlich aufgemuntert.
Eine Zeit lang war ich entschlossen mitzumachen und für sie die Straße zu erkunden. Es würde viel Spaß machen zuzusehen, wie sie die Leute aufs Kreuz legten.
Ich hätte sie bis Tucson begleiten können. Sie schienen nette Gesellschaft zu sein, wenn man Elys Ausdünstungen mal beiseiteließ.
Ich konnte mir vorstellen, dass wir Freunde wurden.
Aber meine Freunde hatten eine geringe Lebenserwartung.
Blieb ich bei ihnen, würden sie am Ende tot sein. Genau wie all die anderen.
Und so entschloss ich mich, ihnen das Leben zu schenken.
Ich war schon ein ganzes Stück von ihrem Wagen entfernt und musste General bloß ein bisschen antreiben. Als ich mich später umdrehte, waren sie außer Sicht.
38
Ich werde überfallen
An diesem Tag begegnete mir niemand mehr. Als sich die Sonne dem Horizont entgegensenkte, verließ ich den Trail und ritt ein ordentliches Stück weiter. Im Bett eines ausgetrockneten Flusslaufs fand ich eine abgeschiedene Stelle. Ich versorgte General und übte mich im Schießen. Dann machte ich Feuer und kochte eine Dose Bohnen.
Jetzt, wo ich meinen Appetit wiedergefunden hatte, waren die Bohnen alles andere als zufriedenstellend. Sie füllten zwar den Bauch, aber ich verspürte ein schreckliches Verlangen nach einem Stück Fleisch.
Nach dem Essen hätte ich gern eine Zigarette geraucht. Doch dazu fehlten mir die nötigen Utensilien. Die waren mit dem Rest von McSweens Besitztümern im alten Lager zurückgeblieben.
Beim Gedanken an McSween trübte sich meine Stimmung.
Also zog ich eine Flasche Whiskey aus der Satteltasche. Sie hatte einst Breakenridge gehört, und ich hatte sie zusammen mit der Munition, dem Geld und einigen anderen Dingen mitgenommen. Ich hatte es nur nicht übers Herz gebracht, McSweens Tabak und Zigarettenpapier einzustecken.
Ich entkorkte die Flasche und trank. Zwar ließ der Whiskey den guten, süßen Geschmack des Wunderelixiers vermissen,
dafür hatte Ely ihn nicht angerührt; ein eindeutiger Vorteil.
Der Whiskey vermochte meine Stimmung auch nicht aufzuheitern.
Ich hörte auf zu trinken, solange ich noch meine Sinne beieinander hatte, und ging schlafen.
Am nächsten Morgen kehrte ich zum Trail zurück. Der Appetit auf frisches Fleisch war mir nicht vergangen, also hielt ich die Augen auf.
Zuerst sah es aus, als müsste ich bis zur nächsten Stadt Bohnen essen. Aber dann, der Mittag war schon lange vorbei, sah ich einen Präriehasen, der in einer Entfernung von etwa fünfzig Yards hinter einem Felsen hervor hoppelte.
Ich galoppierte hinterher.
Der kleine Bursche lieferte mir eine ordentliche Jagd, aber ich kam näher heran, griff zum Colt und schoss. Meine erste Kugel blies ihm das Hirn aus dem Schädel.
Zufrieden stieg ich ab und holte mein Messer. Es hatte Snooker gehört; der hatte es stets am Gürtel getragen. Ich verwahrte es in einer der Satteltaschen, da ich nicht wusste, wo ich es an dem Revolvergurt mit seinen beiden Holstern tragen sollte.
Wie dem auch sei, ich zog dem Hasen das Fell ab. Da ich nicht einsah, warum ich warten sollte, machte ich Feuer und briet ihn auf der Stelle.
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