Der Ripper - Roman
Pferdedieb in Grund und Boden prügeln. Aber da sein Hemd weit aufklaffte, fiel mein Blick zwangsläufig auf den kleinen Busen, der ihm da anscheinend wuchs.
Manchmal bin ich ein bisschen schwer von Begriff.
Einen Augenblick lang dachte ich, der Junge wäre missgebildet. Vielleicht war er ja eine Missgeburt, oder er litt unter einer Krankheit, die seine Brust auf diese Weise anschwellen ließ. Ich hatte mal in einem Buch von der Beulenpest gelesen, bei der dem Erkrankten am ganzen Körper Knoten wachsen. Vielleicht hatte der Junge ja die Pest.
Der Gedanke ließ mich einen Augenblick lang innehalten, denn ich konnte mir Schöneres vorstellen, als mir die Beulenpest zu holen.
Dieser Augenblick war alles, was das Mädchen brauchte.
Sie konnte nirgendwohin, da ich auf ihren Beinen saß, aber sie schoss in die Höhe und setzte mir die Faust mitten ins Gesicht.
Ich fiel zur Seite.
Wir wälzten uns im Staub. Ich war viel zu benommen, um mich erfolgreich wehren zu können, und ehe ich es mich versah, hockte sie auf mir. Sie saß auf meinem Unterleib und deckte mich mit einem wahren Schlaghagel ein, der mein Gesicht in arge Mitleidenschaft zog.
Sie zog eine wilde Grimasse. Allerdings hatte sie ein hübsches Gesicht, und mir wurde klar, dass es sich tatsächlich um ein Mädchen handelte. Es waren Brüste gewesen. Keine Missbildungen oder Pestbeulen. Sie waren schweißbedeckt und wippten auf und ab, als ihre Besitzerin auf mich einschlug, aber ich konnte kein richtiges Interesse für sie aufbringen.
Mädchen oder nicht, ich musste sie aufhalten.
Ich versuchte, nach meinen Revolvern zu greifen, aber ihre Beine waren im Weg.
Schließlich bekam ich ihre Handgelenke zu fassen. Sie waren schlüpfrig vom Schweiß, aber ich hielt sie eisern fest. Das Mädchen kämpfte keuchend gegen meinen Griff an. »Hör auf!«, schrie ich. »Hör auf! Oder … ich muss dir wehtun.«
»Du mir wehtun?« Sie spuckte die Worte förmlich aus, riss ihre Hand zum Mund und biss in meine Knöchel.
Ich schrie auf und ließ los. Doch bevor sie einen weiteren Schlag landen konnte, gab ich ihr einen Kinnhaken
und hatte Glück. Als ihr Kopf zur Seite gerissen wurde, bäumte ich mich auf und katapultierte sie von mir. Ich rappelte mich auf, zog einen Colt und zielte auf sie.
»Keine Bewegung!«, keuchte ich.
Sie lag auf die Ellbogen gestützt, bereit, sich wieder auf mich zu stürzen. Aber beim Anblick des Revolvers ließ sie sich zurücksinken und blieb keuchend liegen. Aus ihrem Mundwinkel sickerte Blut.
Ihr Hemd klaffte weit. Ihre gebräunte Haut sah im Sonnenlicht heller aus. Wo meine Schläge getroffen hatten, prangten rote Flecken.
Sie raffte ihr Hemd in die Hose. »Wenn du glaubst, du könntest mit mir rummachen … dann hast du dich verrechnet. Vorher musst du mich erschießen.«
»Ich habe jedes Recht, dich zu erschießen«, sagte ich. »Du wolltest mein Pferd stehlen.«
»Bitte, es gehört ganz dir.« Sie richtete sich wieder auf die Ellbogen auf, und das Hemd klaffte; es ließ in der Mitte einen Streifen Haut frei und hing in der Bauchgegend über der Hose, bedeckte aber die Brüste, also ließ sie es so. Ihr Atem ging noch immer schnell, sie blinzelte sich Schweiß aus den Augen und starrte mich an.
»Du musst dort nicht liegenbleiben«, sagte ich.
»Dann falle ich nicht so tief, wenn du mich umbringst.«
Als sie das sagte, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Aber es tat weh. Ich tastete meinen Kopf ab und fand hinter dem rechten Ohr eine prächtige Beule.
Mein ganzes Gesicht fühlte sich wund an. Ich betrachtete meine rechte Hand. Da waren ein paar Zahnabdrücke, aber die Haut war nicht verletzt.
»Du hast mich ganz schön lädiert«, sagte ich. »Aber ich werde wohl davon absehen, dich zu erschießen.« Ich
steckte den Revolver zurück ins Holster und fügte hinzu: »Lass bloß mein Pferd in Ruhe.«
»Du willst mich also gehen lassen?«
»Ich kann dich nicht gehen lassen«, sagte ich. »Du bist nicht besser als ein gemeiner Pferdedieb.« Natürlich meldete sich auf der Stelle der Gedanke, dass ich auch nichts Besseres war. »Davon abgesehen hast du mich geschlagen.«
»Du mich auch.« Sie rieb sich mit dem Handrücken Blut vom Kinn. Sie betrachtete es stirnrunzelnd, dann streckte sie mir die Hand entgegen. »Da, siehst du?«
»Mich hat es allerdings wesentlich schlimmer getroffen.«
»Du redest ziemlich geschwollen. Hat dir das schon mal jemand gesagt?«
Ich wurde rot. »An meiner Wortwahl ist überhaupt nichts
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