Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Er roch großartig, während er vor sich hin brutzelte. Langsam nahm er eine wunderschöne, goldbraune Farbe an.
    Ich aß den Hasenbraten direkt vom Spieß, und er schmeckte einfach köstlich. Als ich ihn zur Hälfte verspeist hatte, kam mir die Idee, dass es eine feine Sache wäre, den Rest fürs Abendessen zu verwahren. Also wickelte
ich ihn in ein Tuch und verstaute ihn zusammen mit dem Messer in der Satteltasche.
    Dann saß ich wieder auf und ritt zurück in Richtung Trail.
    Ich hatte ihn fast erreicht und lenkte General gerade durch eine Lücke zwischen zwei hohen Felsen, als ich einen Schlag auf den Kopf erhielt. Was für ein Gegenstand auch immer dafür verantwortlich war, er zerknautschte meinen Hut und schüttelte mir das Hirn durch. Rote Schlieren tanzten mir vor den Augen, ich fiel aus dem Sattel und landete auf dem steinigen Boden. Mein Blick klärte sich rechtzeitig, um sehen zu können, wie General tänzelte, um nicht auf mich zu treten.
    Ich versuchte, mich aufzusetzen und fragte mich, was zum Teufel eigentlich passiert war. Und in genau diesem Augenblick sprang eine Gestalt von dem Felsblock und landete in meinem Sattel.
    General stieg erschrocken auf die Hinterbeine. Der Fremde schrie auf und kippte nach hinten, dann landete er mit voller Wucht auf mir und trieb mir die Luft aus den Lungen. In der Wunde an meiner Seite explodierte der Schmerz.
    Der Schuft kämpfte sich schnell wieder in die Höhe; ich griff zu und vergrub meine Faust in zotteligem Haar. Das rief ein Grunzen hervor, das sich anhörte, als käme es von einem Jungen, der nicht älter als sieben oder acht Jahre sein konnte.
    Ich war von einer Rotznase angegriffen worden?
    Flüchtig schoss mir durch den Kopf, dass er für sein Alter ganz schön groß war - er hatte fast meine Größe. Aber ich zweifelte keinen Augenblick lang, dass es sich um ein Kind handelte. Also verzichtete ich lieber darauf, ihn zu erschießen - es sei denn, er ließ mir keine Wahl.

    Statt nach dem Colt zu greifen, hielt ich den Jungen an den Haaren fest und schlug ihm die rechte Faust in die Seite. Er grunzte und zuckte bei jedem meiner Boxhiebe zusammen, aber sie schienen ihm nicht viel auszumachen. Sich wild sträubend und windend stieß er mir schließlich einen Ellbogen in die Seite - und traf die Wunde.
    Der Schmerz raubte mir jegliche Kraft; ich ließ ihn los, und er setzte sich auf. Ich griff erneut nach ihm, bekam allerdings nur sein Hemd zu fassen. Davon ließ er sich nicht aufhalten. Er stemmte sich stöhnend gegen meinen Griff. Ein Reißgeräusch ertönte, und das Hemd klaffte an einer Schulter weit auf. Dann schlug ein Ellbogen meinen Arm beiseite, und der Junge kroch wieselflink auf allen vieren von mir fort.
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen kam er taumelnd auf die Beine und stürmte auf General zu, der uns von jenseits der Felspassage zusah.
    Ich sprang auf und jagte hinterher.
    »Bleib stehen, oder ich schieße!«, brüllte ich.
    Er blieb nicht stehen.
    Ich schoss nicht.
    Ich brachte es einfach nicht fertig, ein Kind niederzuschießen. Außerdem war ich schneller als der Kleine und kam immer näher, also war das auch nicht notwendig.
    Er war noch ein paar Schritte von General entfernt, das blonde Haar wehend, das Hemd wie ein Umhang hinter ihm her flatternd, als ich sprang und ihn an den Beinen erwischte. Er stürzte schwer zu Boden, die Luft wurde ihm aus den Lungen getrieben. Wir rutschten beide durch den Staub. General sprang mit ein paar erschrockenen Sätzen beiseite.

    Der Kleine war noch nicht am Ende. Er trat um sich, bekam die Beine frei und donnerte mir einen Stiefelabsatz vor den Kopf.
    Nun, da war es um meine Beherrschung so gut wie geschehen.
    »Zur Hölle mit dir!«, schrie ich und packte den Stiefel, der mich getreten hatte. Auf den Knien hockend, riss ich kräftig daran. Er löste sich zwar nicht vom Fuß, aber das Manöver brachte seinen Besitzer näher an mich heran. Dann drehte ich den Fuß ruckartig um. Mit einem Aufschrei kippte die Rotznase auf den Rücken.
    Wenn Sie ein aufmerksamer Leser sind, wird es Sie sicher nicht überraschen, dass die Rotznase alles andere als ein kleiner Junge war.
    Für mich war das jedoch nicht irgendeine Geschichte, die ich las. Ich war mittendrin im Geschehen, und ich kann Ihnen sagen, ich wäre kaum überraschter gewesen, hätte er sich als Zirkusaffe entpuppt.
    Er lag noch nicht richtig auf dem Rücken, als ich schon den Stiefel losließ und mich auf ihn stürzte; ich wollte den kleinen

Weitere Kostenlose Bücher