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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sagte ich ihr.
    »Du bist ein Lügner, das bist du.« Sie nahm den Wasserbeutel. »Ich wette, du bist gerade mal dreizehn.«
    »Achtzehn.«
    »Wohl eher zwölf.« Sie öffnete den Beutel, legte den Kopf in den Nacken und trank in großen Schlucken von meinem Wasser.
    Sie hatte eine kleine Narbe unter dem Kinn. Ihr Hals war ganz glatt, und die Haut hatte dieselbe gesunde Tönung wie unter ihrem Hemd. Ich starrte die Stellen an,
die sich meinen Blicken bereits dargeboten hatten, und verlor ganz plötzlich die Lust am Streiten.
    »In Wirklichkeit bin ich fast sechzehn.«
    Sie senkte den Wasserbeutel und lächelte. »Das hört sich schon eher nach der Wahrheit an.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit ist, dass ich gewonnen habe. Im Oktober werde ich siebzehn.«
    »Also bist du sechzehn.«
    »Ich bin so viel älter als du, dass du mich nie einholen kannst. Zieh das Hemd aus.«
    Sie nahm noch einen Schluck, während ich aufzuknöpfen begann. »Wie heißt du?«, fragte ich.
    »Und du?«
    »Trevor. Trevor Bentley.«
    »Ganz schön pompös.«
    Ich war mit den Knöpfen fertig und zog das Hemd aus.
    »Her damit.« Sie zeigte auf das Hemd.
    Ich gab es ihr. Sie knüllte ein Ende zusammen und machte es nass.
    »Welcher Name passt denn zu mir?«, fragte sie. Sie trat näher an mich heran und tastete mit dem nassen Stoff nach der Wunde. »Heb den Arm.«
    Ich gehorchte und vergaß, den Colt zu ziehen. Als ich es bemerkte, tupfte sie bereits über die Schramme. Und zwar ganz vorsichtig. Da sie beide Hände voll hatte, würde es ihr schwerfallen, nach einem meiner Colts zu greifen, also beschloss ich, mir keine Sorgen zu machen.
    »Ich soll also deinen Namen raten?«, sagte ich.
    »Wetten, du kommst nicht drauf?«
    »Rumpelstilzchen.«

    Sie lachte leise. »Genau. Beim ersten Mal erraten. Kannst Rumpel sagen, das ist die Kurzfassung.« Sie war fertig mit dem Reinigen der Wunde und gab mir das Hemd zurück.
    Während ich es anzog, trat sie zurück und schob sich den Halteriemen des Wasserbeutels über die Schulter.
    »Ich habe gesehen, wie du den Hasen gebraten hast. Wenn du mir ein Stück abgibst, verrate ich dir meinen richtigen Namen.«
    »Der ist doch Rumpel.«
    »Du willst doch sicher nicht sehen, wie ich mich selbst zerreiße«, sagte sie und ging um mich herum.
    Geht das schon wieder los, dachte ich und stellte mich darauf ein, sie zu Boden zu werfen. Aber sie versuchte nicht, in den Sattel zu steigen. Stattdessen tätschelte sie General, öffnete die Satteltasche und holte den Rest des Hasen heraus. Dann drehte sie sich um und sagte lächelnd: »Vielen Dank.«
    »Das ist mein Abendessen.«
    »Jetzt nicht mehr.« Sie wickelte das Tuch ab, in das ich das Fleisch eingeschlagen hatte. »Oder willst du mich deshalb erschießen?«
    »Tust du immer das, was dir gerade in den Sinn kommt?«
    »Meistens.« Sie bleckte die Zähne und biss ein Stück Fleisch ab. Sie kaute ein paarmal, dann seufzte sie. »Wirklich gut, Trevor.« Ihre Worte waren kaum zu verstehen. »Es wird ein reines Vergnügen sein, mit einem Burschen zu reiten, der so gut kochen kann.«
    »Du willst also mit mir reiten, habe ich dich da richtig verstanden?«
    »Ich heiße Jesse. Jesse Sue Longley.«

39
    Partner
    »Wo willst du denn hin?«, fragte ich in der Hoffnung, dass mich das vom Haken ließ.
    »Ich habe kein festes Ziel«, sagte Jesse Sue Longley.
    »Aber du musst doch irgendwo hinwollen?«
    »Nein. Ich will nur von da weg, wo ich hergekommen bin.«
    »Und wo ist das?«
    »Das ist meine Sache.«
    »Aber es wird meine Sache, wenn du mit mir reiten willst. Wovor läufst du davon? Ist jemand hinter dir her?«
    Sie starrte mich wütend an. »Hinter mir ist niemand her. Und was ist mit dir? Wieso hat man dich angeschossen?«
    »Das ist nun meine Sache.«
    Sie lächelte. »Sieht aus, als wären wir quitt, was?« »Sieht so aus. Soweit ich weiß, habe ich nichts zu befürchten. Diejenigen, die mir Schwierigkeiten gemacht haben, suchen nicht mehr nach mir.«
    »Geht mir genauso.«
    Meine Verfolger waren alle tot. Unwillkürlich stellte sich mir die Frage, ob die von Jesse auch tot waren. Statt mich abzuschrecken, gab mir dieser Gedanke das Gefühl, dass wir viel gemeinsam hatten.
    »Und wo willst du auf keinen Fall hin?«, fragte ich.
    »Texas.«

    »Nun, da will ich auch nicht hin.«
    »Das wusste ich. Ich habe dich auf dem Trail gesehen. Für jemanden, der nach Texas will, bist du in die falsche Richtung geritten. Nicht, dass das etwas ausgemacht hätte, wenn es

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