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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wenn du losziehst und dich umbringen lässt? Ich sage dir, wie mir das gefallen würde - nämlich gar nicht! Also bleibe ich in deiner Nähe. Gewöhn dich lieber an die Vorstellung.«
    Nun, ich sah keinen Sinn darin, die Sache zu diskutieren. Bei vielen Frauen könnte man sich genauso gut mit einem Baumstumpf streiten. Und Jesse war in dieser Beziehung schlimmer als die meisten.
    »Wenn du meinst«, sagte ich.
    Sie warf mir einen Blick zu, der verriet, dass ich sie nicht getäuscht hatte. Aber in diesem Blick lag noch viel mehr: » Versuch doch, Whittle ohne mich zu verfolgen«, sagte er mehr als deutlich.
    Im Lager sammelten wir das Maultierfleisch ein, schoben uns jeder ein Stück in den Mund und kauten darauf herum, während wir den Rest in einen Lumpen wickelten und in einer Satteltasche verstauten.
    Jesse schnitt die Zugriemen vom Planwagen und bastelte daraus Zaumzeug für General.
    Wir legten es ihm an, dann banden wir mit den restlichen Riemen die Wasserschläuche fest. Danach war nur
noch Platz für einen Reiter übrig. Aber wir hatten keine andere Wahl, da wir das Wasser brauchten.
    Wir banden die Gewehrschäfte mit einem Stück Seil zusammen und hängten sie über Generals Rücken.
    Schließlich setzte ich meinen Hut auf, während Jesse ihren Turban umlegte.
    Sie saß auf.
    Wir brachen in Richtung Nordwesten auf, am Fluss entlang; ich ging zu Fuß.
    Es tat mir leid, unser Lager verlassen zu müssen. Es spielte keine Rolle, dass wir hier den Deutschen getötet hatten. Nein, es war der Ort, an dem ich Jesse gegen alle Wahrscheinlichkeit lebend wiedergefunden hatte, wo wir uns gestritten und unsere Meinungsverschiedenheiten aus der Welt geschafft hatten, wo wir uns im Arm gehalten und geküsst hatten, wo wir etwas mehr als nur »Partner« geworden waren.
    Aber wir konnten nicht für immer hierbleiben.
    Whittle wartete auf mich.
    Er würde immer auf mich warten, mir niemals meinen Frieden lassen, bis ich ihn gefunden und zur Strecke gebracht hatte.
     
    Zwei Tage später trafen wir einen Mann, der aus Tombstone kam. Er machte uns keinen Ärger, sondern beschrieb uns den genauen Weg, und wir hörten nur allzu gern, dass unser Ziel nur noch sechzig oder siebzig Meilen entfernt war.
    Jesse behielt auf der ganzen Reise ihr Hemd an. Ich schätze, sie tat es, damit ich nicht an Whittle erinnert wurde.
    Doch ich dachte oft an ihn. Je näher wir Tombstone kamen, desto öfter schlich er sich in meine Gedanken.

    Am dritten Tag nach der Begegnung mit dem Mann erreichten wir gegen Sonnenuntergang eine Hügelkuppe; hinter ihr befand sich in einer Entfernung von vielleicht fünf Meilen eine Stadt.
    »Schätze, das ist Tombstone«, sagte Jesse. Dann glitt sie von Generals Rücken und rieb sich den Hosenboden.
    Seite an Seite blickten wir zur Stadt hinunter. Es gab nicht viel zu sehen. Ein paar Straßenzüge, eine Reihe von Häusern, die sich um den Mittelpunkt drängten, ein paar andere Gebäude, die weiter verstreut lagen. Wir waren zu weit weg, um einzelne Personen ausmachen zu können.
    Nach einiger Zeit wandte sich Jesse ab. Sie gab mir die Zügel und ging zu einem Felsen, auf den sie sich setzte, mit dem Rücken zur Stadt. Sie wickelte den Turban ab und wischte sich damit über das verschwitzte Gesicht.
    »Tja«, sagte sie. »Sieht so aus, als hätten wir es geschafft.« Sie schenkte mir ein eher hartes, schiefes Grinsen. »Was machen wir, wenn wir die Stadt erreicht haben?«
    Ich suchte mir ebenfalls einen Sitzplatz. Nach dem vielen Gehen fühlte sich das Sitzen verflixt gut an. »Wir werden groß essen gehen, in einem Restaurant«, sagte ich.
    Ihr Lächeln hellte sich etwas auf. »Magst du kein Maultier mehr?«
    Ich schnaubte ein »I-Aa«, und Jesse lachte.
    »Ich sehne mich nach einem Bad«, sagte sie. »Ich könnte auch ein paar saubere Sachen brauchen, bevor ich mich zum Essen hinsetze.«
    »Ich werde dir ein schönes Kleid kaufen.«
    »Tu das, und du kannst es selbst anziehen. In so einem Fummel wirst du mich nicht sehen.«
    »Würde ich aber gern.«
    »Niemals, also vergiss es lieber.«

    »Du bist schließlich eine Frau.«
    »Ist nicht meine Schuld. Ich wäre lieber ein Mann.«
    »Ich bin froh, dass du es nicht bist.«
    »Oh, das ist mir nicht entgangen.«
    Als Jesse das sagte, wurde ich rot, aber ich war so verschwitzt, dass sie es nicht bemerken konnte. »Nun, ich werde dich natürlich nicht dazu zwingen , ein Kleid anzuziehen.«
    »Würdest du sowieso nicht schaffen.«
    »Ich schätze, du würdest dein

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