Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Messer ziehen.«
    Ich rechnete mit einer lebhaften Antwort, doch stattdessen betrachtete sie stirnrunzelnd ihre Stiefel. »Ich würde dich nie verletzen«, murmelte sie. »Das solltest du wissen.«
    »Ich weiß.«
    Sie ließ den Kopf hängen und stemmte die Ellbogen auf die Knie.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Jesse?«
    Sie sah zu mir hoch. Ihre grünen Augen blickten schrecklich ernst.
    Es schnürte mir den Hals zu, meine Eingeweide verkrampften sich, und ich eilte zu ihr. Sie stand auf, und ich nahm sie in die Arme. Sie klammerte sich an mich. »Was ist denn los? Stimmt was nicht?«
    »Oh … alles. Nichts.«
    »Was?«
    »Können wir … nicht hierbleiben? Ich will nicht …« Sie schüttelte den Kopf.
    Ich hielt sie und tätschelte ihr den Rücken. »Wir bleiben hier. Na ja, nicht unbedingt hier . Wir suchen uns einen
schönen Lagerplatz. Wir reiten nicht nach Tombstone. Nicht heute Abend. In Ordnung?«
    Sie nickte.
    »Wir müssen nicht unbedingt nach Tombstone«, sagte ich. »Wir reiten morgen einfach daran vorbei, wenn es das ist, was du möchtest.«
    Sie hielt mich noch eine Zeit lang im Arm, dann löste sie sich von mir. Sie nahm mein Gesicht in die Hände, küsste mich zärtlich und sah mir in die Augen.
    »Wir gehen in die Stadt«, flüsterte sie. »Morgen. Aber jetzt bin ich einfach nicht bereit. Noch nicht.«

FÜNFTER TEIL
    Das Ende des Trails

47
    Wir meiden Tombstone
    Wir schlugen unser Lager in einem trockenen Flussbett an der Nordseite des Hügels auf, damit wir Tombstone nicht sehen mussten. Jesse war ungewöhnlich still; vielleicht war es ihr peinlich, dass sie sich nicht getraut hatte, die Stadt zu betreten, vielleicht hatte sie auch zu viel nachzudenken. Doch ich bedrängte sie nicht.
    Wir setzten uns an unser kleines Lagerfeuer und aßen schweigend unser Trockenfleisch.
    »Ich bin selbst nicht besonders erpicht darauf, nach Tombstone hineinzureiten«, sagte ich schließlich.
    »Das sagst du doch bloß so.«
    »Es ist aber die Wahrheit.«
    »Und was ist mit dem tollen Essen im Restaurant?«
    »Oh, das würde mir schon gefallen. Und ich wage zu behaupten, dass dir dein Bad gefallen würde.«
    »Warum also willst du nicht mehr?«, fragte sie.
    »Ich kann es nicht genau sagen, wirklich nicht. Ich schätze, dann wäre alles anders. Vermutlich habe ich mich daran gewöhnt, mit dir herumzureisen. Das würde ich wirklich vermissen. Andere Leute wären in der Nähe. Wir wären nicht allein. Es wäre einfach nicht das Gleiche. Mir hat es so gefallen, wie es war.«
    Jesse starrte mich eine Zeit lang an, dann stand sie auf und setzte sich neben mich und legte einen Arm um meine Schultern.

    »Du hättest ein richtiges Bett.«
    »In einem Hotel. Wo uns der Wind nicht in Eiszapfen verwandelt und du deshalb keinen Grund mehr hast, dich beim Schlafen an mich zu schmiegen, um dich zu wärmen.«
    »Vielleicht würde ich ja trotzdem an deiner Seite liegen.«
    »Würdest du das?«
    »Wer weiß? Solange du dich benimmst.«
    »Dann wäre Tombstone ja vielleicht doch in Ordnung.«
    Jesse hielt wieder inne, doch nicht für lang. »Vielleicht würdest du lieber mit Sarah im Bett liegen als mit mir.«
    »Jesse!«
    »Und? Auch wenn du nicht darüber nachgedacht hast, ich schon. Sie könnte in der Stadt sein und dort auf dich warten. Was würdest du dann tun? Mir einen Tritt geben?«
    »Nein! Grundgütiger! Darum bist du die ganze Zeit so mürrisch, richtig?«
    »Ich weiß, du hast behauptet, ich sei hübscher und alles, und dass du mit ihr fertig bist, aber wenn ihr euch gegenübersteht, könntest du die Dinge ganz anders sehen. Vielleicht hast du vergessen, wie hübsch sie ist. Vielleicht fällt es dir dann ganz schnell wieder ein, genau wie andere Sachen. Zum Beispiel, wie es war, mit ihr zusammen zu sein. Du bist mit ihr zusammen gewesen, Trevor. Aber du bist noch nie mit mir zusammen gewesen.«
    Ich sah Jesse an.
    »Komm bloß nicht auf komische Ideen, Freundchen!«
    »Du hast es doch selbst zur Sprache gebracht.«

    »Na ja, schlag das dir sofort aus dem Kopf. Ich werde mich für den Mann aufheben, der mich heiratet, oder bei dem Versuch, mich zu wehren, sterben.«
    »Vielleicht bin ich der Mann«, sagte ich, und mein Herz hämmerte plötzlich wie verrückt.
    »Und vielleicht auch nicht. Vielleicht läuft dir morgen deine hübsche Sarah über den Weg, und das war es dann für Jesse Sue Longley.«
    »Das wird nicht geschehen.«
    »Ich schätze, das werden wir bald

Weitere Kostenlose Bücher