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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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herausfinden.«
    »Es würde mich wirklich wundern, wenn Sarah in Tombstone ist«, sagte ich.
    »Wie ich sagte, wir werden es morgen herausfinden.«
    »Und selbst wenn, ist das kein Grund für dich, schlechte Laune zu haben.«
    »Wenn du meinst.«
    »Wenn dir das solche Sorgen bereitet, warum lassen wir die Stadt nicht einfach hinter uns und ziehen weiter?«
    »Wie sollen wir Whittle aufspüren, wenn wir nicht in Tombstone herumfragen? Wenn wir seine Spur aufnehmen wollen, dann müssen wir dorthin.«
    »Ehrlich gesagt habe ich meine Zweifel, dass es überhaupt eine Spur gibt. Seit dem Mord an den Clemons’ sind zwei Monate vergangen. Vermutlich ist er schon vor langer Zeit untergetaucht.«
    »Er ist ja auch nicht sofort aus London geflohen.«
    Das war richtig, im East End war er seinem schaurigen Handwerk länger als zwei Monate nachgegangen und hätte ohne mein Eingreifen bestimmt nicht aufgehört. »Das war auch eine ganz andere Situation«, stellte ich fest. »London ist eine Großstadt mit vielen Menschen
und Hunderten Straßen und Gassen. Dort kann ein Mann um eine Ecke biegen und ist für alle Zeiten verschwunden. Whittle hätte dort ewig weitermachen können. Aber nicht in einer Stadt wie Tombstone. Er hat sogar Glück gehabt, dass man ihn nicht erwischt hat. Schließlich ist er ein Fremder, und dann auch noch einer ohne Nase. Ich bezweifle, dass er lange genug in der Stadt geblieben ist, um dort den Sonnenaufgang zu erleben.«
    »Vielleicht«, sagte Jesse. »Vielleicht auch nicht. Wenn es bei dem Mord an den Frauen keine Zeugen gab, warum sollte er dann fliehen? Er könnte noch in der Stadt sein, jetzt, in dieser Minute.«
    » Darum wolltest du nicht nach Tombstone!«, stieß ich hervor, aber ich wollte sie nur aufziehen.
    »Das ist nicht der Grund, und das weißt du auch.«
    »Dort unten sind Whittle und Sarah, die nur darauf warten, mich in die Finger zu bekommen!«
    »Whittle macht mir überhaupt keine Sorgen.«
    »Nun, das sollte er aber.«
    »Ich hoffe, er ist in der Stadt. Wir können ja einen Wettkampf veranstalten, wer von uns beiden ihn als Erster voll Blei pumpt. Und mit ein bisschen Glück gerät deine Sarah ins Kreuzfeuer.«
    Die letzte Bemerkung war wirklich hässlich, aber ich musste lachen. Ich streckte den Arm aus und nahm Jesse in den Schwitzkasten, aus dem sie sich mit einem heftigen Ruck befreite. Dabei fielen wir beide um, aber wir blieben liegen und hielten einander fest.
    Es war ein schönes Gefühl, aber es hielt nicht lange an. Ehe ich mich versah, fühlte ich mich wie ausgehöhlt, voller Unbehagen. Das hier würde unsere letzte gemeinsame Nacht auf dem Trail sein. Morgen würden wir nach Tombstone
reiten. Ganz egal, was geschehen würde, es bedeutete das Ende unserer gemeinsamen Zeit in der Wildnis. Der Zeit, wo es nur uns beide gegeben hatte.
    Alles würde vorüber sein.
    Mit dem Beginn des morgigen Tages würden die Dinge sich verändern, und das wollte ich nicht.
    Vielleicht würde ich nie wieder am Lagerfeuer liegen und Jesse in den Armen halten.
    Allein dieser Gedanke verursachte mir Gänsehaut.
    Dabei gab es dafür gar keinen Grund. Wir würden auch in Tombstone noch immer zusammen sein. Aber ich konnte die Ahnung, dass unsere schöne gemeinsame Zeit kurz vor ihrem Ende stand, einfach nicht verscheuchen.
    Ich drückte Jesse fester an mich, und sie erwiderte die Umarmung.
    »Es wird alles gut«, flüsterte ich.
    »Schön, dass du das glaubst.«
    »Grübelst du noch immer über Sarah nach?«
    »Es ist nicht nur sie.«
    »Whittle?«
    »Ich will dich einfach nicht verlieren«, sagte sie. »Ich habe einfach ein dummes Gefühl, was den morgigen Tag betrifft.«
    »Wir müssen ja nicht sofort in die Stadt reiten«, sagte ich und wurde plötzlich von einem Gefühl unbändiger Freude ergriffen. » Wir werden überhaupt nicht in die Stadt reiten! Wir ziehen einfach weiter. Wie wäre es mit Tucson?«
    Jesses Finger gruben sich in meinen Rücken. »Ich weiß nicht«, murmelte sie, aber ich merkte, dass ihr die Idee gefiel. »Was ist mit Sarah? Was ist mit Whittle?«

    »Die sind vermutlich sowieso nicht hier.« Ich hatte diese Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als mir bewusst wurde, dass ich nicht so recht daran glaubte. Ich machte mir etwas vor, und ich machte Jesse etwas vor. Sie konnten durchaus in Tombstone sein. Und dann erkannte ich, dass Sarah und Whittle daran schuld waren, dass ich dieser Stadt ausweichen wollte. Nur sie allein. »Ich will mit keinem von ihnen mehr etwas zu tun

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