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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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haben«, sagte ich. »Eigentlich will ich mit niemandem mehr etwas zu tun haben, außer mit dir.«
    »O Trevor«, murmelte Jesse und rieb ihre Wange an der meinen. »Du kannst doch nicht einfach so tun, als würde es sie nicht geben. Und ich kann es auch nicht. Wir müssen uns ihnen stellen.«
    »Willst du morgen nach Tombstone reiten?«
    Ich spürte, wie Jesse den Kopf schüttelte.
    »Dann ist es abgemacht.«
    Danach schwieg Jesse eine Zeit lang, und ich glaubte sie schon eingeschlafen. Aber dann hob sie den Kopf, strich sanft mit ihren Lippen über meinen Mund und flüsterte: »Trevor Wellington Bentley, ich liebe dich.«
    »Nicht so sehr, wie ich dich liebe, Jesse Sue Longley.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich.«
    »Na ja, zumindest hast du mich nicht an den Deutschen verkauft.«
    Dann küsste sie mich noch einmal und schmiegte sich an mich. Und bevor ich mich versah, war ich eingeschlafen.
    Am Morgen besprachen wir erneut die Sache mit Tombstone. Jesse meinte, wir sollten wenigstens einen kurzen Abstecher in die Stadt machen, um ein Pferd und Ausrüstung
zu erstehen. Ich musste zugeben, dass solche Dinge unsere Reise erleichtern würden. Es war ja nicht nötig, sich länger als ein oder zwei Stunden in der Stadt aufzuhalten.
    Also beschlossen wir, genau das zu tun.
    Jesse bestieg General, ich ging zu Fuß, und so machten wir uns auf den Weg nach Tombstone, gingen direkt auf die Stadt zu, die wir eigentlich hatten meiden wollen.
    Wir werden ja nicht lange dort bleiben, sagte ich mir. Und selbst wenn sich Sarah in Tombstone aufhielt, war es doch ziemlich unwahrscheinlich, dass wir ihr begegnen würden. Whittle war vermutlich noch in der Nacht, in der er die Clemons’ umgebracht hatte, geflohen.
    Das zumindest sagte mir mein gesunder Menschenverstand.
    Aber mein Bauch war entschieden anderer Meinung.
    Wir hatten etwa eine Meile auf der Straße nach Tombstone zurückgelegt, als ich plötzlich sagte: »Jesse, halt an.«
    Sie brachte General zum Stehen und wandte mir den Kopf zu.
    »Ich will da nicht hin«, sagte ich.
    »Ich kann mir auch was Schöneres vorstellen.«
    »Warum tun wir es dann?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Dann breitete sich ein Grinsen über ihr ganzes Gesicht aus. »Wie viele Tage sind es bis Tucson, was glaubst du?«
    »So lange, wie es halt dauert.«
    Sie ließ General umdrehen.
    Wir kehrten Tombstone den Rücken zu.
    Ich beschleunigte meinen Schritt, um Jesse einzuholen, und dabei kam es mir so vor, als würde ich alles Elend dieser Welt hinter mir lassen.

    Es ist schon seltsam, wie sich die Dinge ergeben. Wären wir an diesem Morgen nach Tombstone hineingeritten, hätten wir Barney Dire nicht kennengelernt. Und vermutlich wären wir Whittle niemals wieder begegnet.
    Stattdessen brachte uns unsere Umkehr auf einen Trail, der uns direkt zu Whittles Unterschlupf führen sollte.

48
    Apachen-Sam
    »Hallo, ihr am Feuer!«, ertönte eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Ich hatte am Nachmittag einen Hasen geschossen, was uns das zähe Mulifleisch ersparte. Als der Mann rief, hatten wir unsere Mahlzeit gerade beendet.
    Wir schreckten beide ordentlich zusammen.
    Ich riss meinen Colt heraus. Jesse legte mir die Hand aufs Knie, um mich zu beruhigen.
    »Sag ihm, er soll näher kommen«, flüsterte sie.
    »Treten Sie ins Licht, wo ich Sie sehen kann«, rief ich. »Und ich will in Ihren Händen kein Schießeisen sehen.«
    »Wenn Sie mich erschießen wollen, ziehe ich einfach weiter und lasse Sie in Ruhe. Ich will keinen Ärger.«
    »Sie sind uns willkommen«, rief Jesse.
    »Das ist nett, Miss.«
    Mit diesen Worten führte Barney Dire sein Pferd in den Lichtschein des Feuers. In der einen Hand die Zügel, hielt er die andere hoch, um zu zeigen, dass sie leer war. Ihr fehlten zwei Finger: Ringfinger und kleiner Finger.
    »Ich habe Ihr Licht gesehen«, sagte er. »Hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste.«
    »Solange Sie sich benehmen«, sagte Jesse.
    »Das tue ich meistens«, erwiderte er. »Gott weiß, dass ich nicht zu der gewalttätigen Sorte gehöre, obwohl ich
Vertretern davon dann und wann begegnet bin, so sehr ich das auch hasse.« Er band die Zügel an einem großen Kaktus fest und kam dann näher.
    Obwohl seine Stimme auf einen ziemlich großen Burschen schließen ließ, war er so winzig, dass er fast in seiner Hose versank. Sämtliche Kleidungsstücke schienen ihm zu groß zu sein. Die Hutkrempe reichte ihm bis auf die Schultern. Sein Halstuch wirkte wie eine Tischdecke,

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