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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Fingern, mich auf den Weg zu machen.«
    Whittle stand mit dem Rücken zur Tür. Er trug seinen Mantel, der offen stand. Weder auf seiner Kleidung noch an seinen Händen war Blut. Die Griffe der beiden Messer in seinem Gürtel waren sauber. Ich hielt das alles für ein gutes Zeichen. Es machte mir Hoffnung, aber die verging schnell wieder, denn mir fiel ein, dass er sich für eine Schlächterei wie seinerzeit in Marys Zimmer bestimmt nackt ausgezogen hatte. In seiner Kabine war darüber hinaus immer ein Krug Trinkwasser gewesen, so dass er sich hätte waschen können. Meine Hoffnung schwand.
    Michael setzte sich auf und sah zur Tür.
    »Trudy schläft tief und fest«, sagte Whittle. »Wir brauchen ihre Hilfe nicht.« Dann fügte er lächelnd hinzu: »Ich glaube, sie wird hocherfreut sein, wenn sie aufwacht und von meiner Abreise erfährt. Wenn wir leise sind, können wir vermeiden, sie zu stören.«
    Ich wünschte, ich hätte ihm glauben können.
    Er hatte die Tür nicht wieder hinter sich verriegelt, aber er blieb davor stehen, während Michael und ich aufstanden.
    Bereits am Nachmittag zuvor hatte er eine große Reisetasche genommen und sie mit Kleidung und Beute vollgestopft. Die Kleidung gehörte Michael, der etwa Whittles
Größe hatte. Die Sachen des toten Vaters waren ihm zu groß gewesen. Die Beute bestand aus dem Geld und den Juwelen, die er an Bord der Jacht gefunden hatte, und sie war beträchtlich. Michael, Trudy und ihr Vater waren reich, denn dem Vater gehörte eine Hotelkette in New York City. Sie hatten Berge von Geld mit auf die Reise genommen, ganz zu schweigen von Unmengen von Halsketten und Ohrringen und Armbändern und Broschen, damit sich Trudy für jede Gelegenheit ordentlich herausputzen konnte. Whittle hatte während der Überfahrt gewissenhaft nach allem gesucht, was von Wert war, und Trudy war ihm beim Öffnen einiger Geheimfächer aus Angst gerne behilflich gewesen. Er hatte nunmehr wahrscheinlich jedes noch so kleine Geschmeide in seiner Tasche.
    Michael trug gehorsam die Reisetasche an Deck, und ich folgte ihm mit leeren Händen. Whittle ließ Michael die Tasche am Heck abstellen. Dann gingen wir zusammen nach vorn.
    Wir lösten die Taue des Bootes und ließen es zu Wasser. Dann gingen wir wieder zurück, und ich zog das Skiff an seiner Bugleine zum Heck.
    Whittle gab mir die Order, es festzumachen. Während ich damit beschäftigt war, befahl er Michael, die Tasche zu nehmen. Als sich Michael bückte und die Hand nach dem Taschengriff ausstreckte, machte Whittle einen Schritt auf ihn zu und schnitt ihm die Kehle durch. Michael richtete sich ruckartig auf und blieb stocksteif stehen. Sein Mund stand offen, als wäre er mächtig überrascht. Blut spritzte. Whittle wich dem Strahl tänzelnd aus und wirbelte zu mir herum.
    Ich sprang zurück und stieß mit den Knien gegen das Schanzkleid. Whittle erwischte mich am Pullover, während
ich nach hinten fiel. Er riss an dem Stoff und versuchte, mich wieder an Bord zu ziehen. Aber der Pullover dehnte sich, und mein Sturz war nicht mehr aufzuhalten. Also stieß Whittle mir das Messer in den Leib. Das heißt, er versuchte es. Denn die Messerspitze ritzte stattdessen meinen Unterarm. Ich stieß einen Schrei aus und trat nach Whittle, er ließ los, und ich stürzte kopfüber in die Tiefe.
    Mein Kopf sauste haarscharf am Skiff vorbei. Dafür traf ich es so hart mit der Schulter, dass es abdrehte. Ich stürzte zwischen ihm und der Steuerbordseite der Jacht ins kalte Wasser.
    Die Schnelligkeit, mit der Whittle Michael getötet hatte, entsetzte mich. Meine Schulter schmerzte, als hätte man mir eins mit dem Cricketschläger verpasst. Auch der Arm tat weh. Und das Wasser ließ mich förmlich erstarren. Trotzdem verspürte ich eine wilde Freude, dass ich es lebend von Bord geschafft hatte. Ich war Whittle entkommen, und allein das zählte.
    Nun musste ich dafür sorgen, dass es auch dabei blieb.
    Und so schwamm ich, statt Luft zu holen, unter Wasser weiter in die Richtung, in der ich die Jacht vermutete. Ich befreite mich von meinen Schuhen, dann ließ ich mich mit ausgestreckten Armen in die Höhe treiben. Und tatsächlich stießen meine Finger gegen den Schiffsrumpf, der ganz schleimig und voller Muscheln war. Ich ertastete mir den Weg. Als ich das Ruder fand, konnte ich mich orientieren, drehte mich um und schwamm zum Bug.
    Whittle konnte sich ausrechnen, dass er mich nicht getötet hatte. Er würde dort oben lauern. Also schien es nicht sehr klug, an

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