Der Ripper - Roman
einer Stelle aufzutauchen, an der er mich entdecken konnte.
Ich tauchte an Backbord auf, warf noch einen schnellen Blick in die Runde und konnte weder Whittle noch das Boot entdecken. Ich tauchte wieder unter und blieb so lange unten, wie ich die Luft anhalten konnte. Und das wiederholte ich so etwa zwanzigmal. Irgendwann hörte ich dann beim Auftauchen das Plätschern von Rudern. Ich tauchte wieder unter.
Aber unter Wasser konnte ich die Ruder nicht länger hören. Ich schwamm zur Steuerbordseite herüber und tauchte vorsichtig auf.
Keine Spur von Whittle.
Es gab auch keine Rudergeräusche.
Ich verweilte eine Zeit lang, dann spähte ich um den Bug herum.
Whittle ruderte in einer Entfernung von hundert Fuß auf die Küste zu.
15
Allein
Whittle hatte den Strand fast erreicht, als ich die Ankerkette emporklomm und mich an Deck zog. War es im Wasser schon kalt gewesen, so war es an der Luft doppelt so schlimm. Ich trödelte nicht herum, sondern eilte geduckt zum Heck, für den Fall, dass Whittle ein Auge auf die Jacht hatte.
Michael lag reglos da. Für ihn konnte ich nichts mehr tun. Ich vergewisserte mich, dass Whittle nicht zurückkehrte, und eilte unter Deck.
Der Ofen war noch an, aber er verbreitete nicht genug Wärme, um mein Zittern zu beheben. Ich streifte mir die nassen Sachen vom Körper und holte mir ein Handtuch. Während ich mich trockenrieb, schaute ich immer wieder zur Tür zur Vordeckskabine. Ich wollte gar nicht wissen, was hinter ihr verborgen lag.
Mit einem Streifen, den ich vom Laken meiner Koje abriss, bandagierte ich meinen Unterarm. Dann zog ich trockene Kleidung an. Sie hatte Trudys Vater gehört und war mir viel zu groß, aber ich hatte mich während der Reise daran gewöhnt. Wie gewöhnlich krempelte ich die Hemdsärmel hoch und schnallte den Gürtel eng genug, dass er die Hose hielt. Dann schlüpfte ich in das beste Paar Schuhe, das ich finden konnte.
Zum Schluss zog ich noch den schweren Mantel des Vaters an.
Und damit war ich wieder trocken und warm. Blieb mir also nur noch übrig, nach Trudy zu sehen.
Angespannt und mit einem üblen Gefühl in der Magengrube begab ich mich zur Tür. Ich klopfte. Trudy antwortete nicht, also klopfte ich lauter. Dann rief ich ein paarmal ihren Namen.
Keine Reaktion.
Ich packte die Klinke und versuchte mich dazu zu überwinden, sie herunterzudrücken. Aber ich schaffte es nicht. Ich gab auf.
Wieder an Deck, suchte ich das dunkle Wasser nach Whittle und dem Skiff ab. Sie waren nirgendwo in Sicht.
Also holte ich den Anker ein und setzte das Hauptsegel. Das war alles andere als einfach, aber immer noch besser als eine Schwimmpartie. Ich steuerte auf ein Stück Küste zu, das in entgegengesetzter Richtung von Whittles Kurs lag.
Als Landeplatz wählte ich ein langes Stück Strand, in dessen Nähe keine Lichter brannten. Es dauerte seine Zeit, aber schließlich lief die True D. Light auf. Sie kratzte über den Grund und kam mit einem heftigen Ruck zum Stehen.
Ich eilte zum Bug, bereit, an Land zu springen und mich zu verdrücken, bevor jemand auftauchen konnte.
Aber dann musste ich wieder an Trudy denken.
Ich nahm an, dass sie tot war. Aber ich wusste es nicht mit letzter Sicherheit.
Also eilte ich erneut unter Deck, aber diesmal überwand ich mich, riss die Tür auf und spähte in die Kabine.
Ich hatte gesehen, was Whittle mit Mary gemacht hatte. Trotzdem war ich nicht auf den Anblick vorbereitet, der sich mir bot.
Mit einem Aufschrei wirbelte ich auf dem Absatz herum und ergriff die Flucht, und zwar mit einer solchen Geschwindigkeit, dass ich auf dem Niedergang stolperte und mir das Schienbein stieß. Ich warf Michael einen letzten Blick zu und gestand mir ein, dass er froh sein konnte, tot zu sein.
Dann rannte ich zum Bug und sprang.
Der Aufprall riss mir die Beine weg. Ich landete auf kaltem, feuchtem Sand, rappelte mich auf und stürmte auf die Bäume in der Ferne zu. Dann blieb ich stehen.
Statt landeinwärts zu eilen, rannte ich nach rechts.
Auf die Stelle zu, an der Whittle mit seinem Ruderboot gelandet sein musste.
Die ganze Zeit über war ich davon überzeugt gewesen, dass ich diese Reise nur mit Hilfe eines Wunders überleben könnte. Falls der Ozean mich nicht erwischte, dann eben Whittle mit seinem Messer. Nun war ich beiden entkommen. Ich war heil an Land gegangen, in Amerika.
Aber Whittle befand sich ebenfalls hier.
So sehr ich auch den Wunsch verspürte, ihm niemals wieder gegenüberstehen zu müssen - ich war
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