Der Ripper - Roman
derjenige, der ihn an Bord der True D. Light gebracht hatte, der die Schuld am Tod Michaels und des Vaters trug. Ich war derjenige, der Trudy nicht hatte retten können.
Während ich mit weit ausholenden Schritten den Strand entlangeilte und die Jacht mit ihrer schrecklichen Ladung hinter mir ließ, wusste ich, dass es meine Aufgabe war, Jack the Ripper aufzuspüren und zu töten.
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Der General und seine Ladys
16
Das Haus im Schnee
Ich war noch nicht lange unterwegs, als es zu schneien begann. Zuerst nur leicht, aber bald war die Nachtluft voller dicker weißer Flocken, so dass ich nur noch wenige Yards weit sehen konnte.
Das schien eine gute Sache zu sein. Falls Whittle vor mir lauerte, würde er mich in dem schweren Schneefall nur mit viel Glück entdecken können. Vielleicht konnte ich mich ja an ihn heranschleichen.
Ich hob ein Stück Treibholz auf, das ich als Keule benutzen konnte, und schob ein paar Steine in die Manteltaschen. Das war nicht unbedingt eine großartige Bewaffnung, doch sie würde bestimmt ausreichen, vorausgesetzt, ich konnte ihn überraschen.
Außerdem gaben mir diese Dinge ein Gefühl von Kraft, durch das mir klarwurde, wie hilflos ich mich während all der Wochen auf der Jacht gefühlt hatte.
Ich war frei. Kein Gefangener auf einem Schiff. Kein Laufbursche, der jedem Befehl gehorchen musste, ständig in Sorge, dass Whittle Trudy für meinen Ungehorsam bestrafen würde.
Er konnte ihr nicht länger wehtun. Er hatte ihr alles angetan, was nur möglich war. Und so schrecklich das auch war - es hatte ihm gleichzeitig seine Macht über mich genommen.
Ich war nicht länger sein Sklave. Ich war wieder ich
selbst, Trevor Wellington Bentley. Ein freier Mann. Wenn mir der Sinn danach stand, konnte ich einfach fortgehen und würde Whittle nie wieder begegnen.
Wenn mir der Sinn danach stand. Was nicht der Fall war.
Das Ende meiner Versklavung bedeutete, dass ich nun ein Jäger sein konnte. Mehr wollte ich gar nicht sein - Whittles Jäger. Ich würde ihn so lange jagen, bis ich ihn hatte, und wenn es bis in alle Ewigkeit dauerte.
Schließlich hoffte ich sogar, dass er irgendwo an der Küste lauerte und beobachtet hatte, wie ich die True D. Light auf Grund setzte. Ich hoffte, er würde mir einen Hinterhalt legen. Ich hoffte, er würde sich im Schnee auf mich stürzen. Sollte er es nur versuchen! Er würde ein paar Steine ins Gesicht bekommen, und sobald er am Boden lag, würde ich ihm den Schädel zu Brei schlagen.
Doch mein Mut ließ mich allmählich im Stich, als ich plötzlich vor dem Skiff stand. Sein Anblick ließ mich erzittern. Ich nahm einen Stein in die Hand und drehte mich im Kreis, von Todesangst erfüllt, Whittle könne sich jeden Augenblick auf mich stürzen, und von dem Wunsch beherrscht, der Schneefall solle aufhören, damit ich ihn sehen konnte.
Als nichts geschah, beruhigte ich mich wieder und schaute mir das Boot genauer an. Es war auf den Strand gezogen worden und bis auf die Ruder leer.
Ich umrundete es einmal, auf der Suche nach Fußabdrücken. Doch ich fand nur meine eigenen. So nahe am Wasser war der Sand ganz hart, so dass Whittle kaum Abdrücke hinterlassen haben konnte, und die, die es möglicherweise gab, lagen jetzt unter einem Zentimeter Schnee verborgen.
Da er keine Spuren hinterlassen hatte, versuchte ich, mich in ihn hineinzuversetzen und kam zu dem Schluss, daß er direkt landeinwärts gegangen war. Er würde ein ordentliches Stück Weg zwischen sich und die Bucht legen wollen, da er sich denken konnte, dass man die Jacht bei Tagesanbruch entdecken würde. Mit den Leichen an Bord war es durchaus wahrscheinlich, dass jeder Fremde in der Gegend für den Mörder gehalten und verfolgt werden würde.
Und plötzlich erkannte ich, dass das auch für mich galt.
Kein angenehmer Gedanke.
Ich kehrte der Bucht den Rücken zu und marschierte los. Während ich durch die Dünen stapfte, drängte sich mir die Erinnerung an die Nacht in Whitechapel auf, und zwar mit einer Klarheit, als wäre es gestern gewesen. Wie mich der Lynchmob für Jack the Ripper gehalten und gejagt hatte. Nur durch pures Glück hatte ich mich retten können. Ich benötigte keine große Vorstellungskraft, um zu erkennen, dass man mich für Michaels und Trudys Mörder halten könnte.
Was, wenn man mich deshalb gefangen nahm? Wie sollte ich beweisen, dass es Whittle und nicht ich war, der die Verantwortung für diese schrecklichen Taten trug? Vielleicht musste ich dafür den Kopf in
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