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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Zuschauer war Michael.
    Der jedoch starrte finster drein und schüttelte den Kopf. »Es ist zu riskant«, sagte er schließlich.
    »Haben Sie denn einen Plan?«, stieß ich hervor.
    »Das einzig Vernünftige ist, Whittle in Ruhe zu lassen. Er hat versprochen, Trudy nichts anzutun. Am Morgen wird er zur Küste rudern, und damit wird die Sache ein Ende finden.«
    »Bevor es dazu kommt, wird Trudy ihr Ende finden.«
    »Wir haben keine andere Wahl, als Whittle zu vertrauen und auf das Beste zu hoffen.«
    »Dann tue ich es eben allein.«
    Ich eilte zum Ofen und schnappte mir ein paar Streichhölzer. Michael kam mir in den Salon nach. Dort riss ich ein Buch aus dem Schrank. Es war von Emerson, einem Autor, mit dem ich ohnehin noch nie etwas anfangen konnte. Ich riss Seiten heraus, zerknüllte sie und häufte sie zwischen den Kojen auf. Während ich damit beschäftigt war, schlich Michael um mich herum und redete wütend
auf mich ein, aber in gedämpftem Tonfall, damit Whittle nichts davon hören konnte. Aber ich machte weiter. Ich schlug gerade die Decke von einer der Kojen, als er mich von hinten ansprang.
    Er legte mir einen Arm um die Kehle und würgte mich. Ich geriet außer mir und schlug und trat um mich. Ich versuchte seinen Arm wegzureißen, um atmen zu können, hatte aber keinen Erfolg. Michael ließ nicht los. Er drückte, bis ich dachte, mir würden die Augen aus dem Kopf quellen. Ich sah Sterne.
    Nun, das war wohl das Ende. Es war schon seltsam, dass ich von Michaels und nicht von Whittles Hand sterben würde, dabei hatte ich doch nur die Haut seiner Frau retten wollen.
    Dann fand ich mich plötzlich auf dem Rücken liegend wieder. Michael beugte sich über mich und zog meinen Gürtel aus der Hose. Ich konnte nichts dagegen tun, denn ich war krampfhaft mit Luftholen beschäftigt. Er setzte mich unsanft auf, kreuzte meine Hände vor der Brust und schlang den Gürtel darum. Er zog ihn zusammen und schnallte ihn zu. Dann stemmte er mich auf die Koje.
    Ich blieb dort liegen, erleichtert, noch am Leben zu sein. Michael war der größte Narr dieser Welt.
    Er hätte mir helfen sollen, statt mir die Luft abzuschnüren.
    Er stellte den zerfledderten Emerson zurück in den Schrank. Dann hob er jedes einzelne Papierknäuel auf und trug die Seiten an Deck, wo er sie vermutlich über Bord warf. Er wollte wohl keine Beweise herumliegen lassen, die Whittle hätten stutzig machen können.
    Als er zurückkam, beugte er sich über mich und vergewisserte sich, dass ich mich nicht von dem Gürtel befreit
hatte. »Bleib jetzt still liegen«, sagte er. »Wenn du mir noch mehr Ärger machst, schlage ich dich bewusstlos.«
    Er schlüpfte unter seine Decke. Aber er ließ die Gaslampen brennen, um mich weiterhin im Auge behalten zu können.
    Hinter der Tür regte sich nichts. Wenn Whittle Trudy bereits getötet hatte, dann ganz leise und so schnell, dass sie keine Gelegenheit mehr zu einem Aufschrei gehabt hatte.
    Trudy war herrisch und nervtötend gewesen und hatte verhindert, dass ich Whittle erdrosselte. Außerdem war sie mir gegenüber immer unfreundlich gewesen. Trotzdem hatte ich sie nie gehasst, sondern fast immer nur bemitleidet, und ich gab mir beinahe ebenso viel Schuld an ihrem Elend wie Whittle.
    Als ich dort auf der Koje lag, wollte ich noch immer einen Rettungsversuch unternehmen. Aber ich wusste nicht, wie das gehen sollte, nicht, nachdem Michael entschlossen war, sich mir in den Weg zu stellen. Außerdem hatte Whittle bereits mehr als genug Zeit gehabt, um sie umzubringen.
    Ich kam zu dem Schluss, dass ich sie wohl abschreiben musste; jetzt galt es, das eigene Leben zu retten.
    Von dem Gürtel hatte ich mich schnell befreit. Michael wandte mir den Kopf zu. Im Dämmerlicht konnte ich nicht sehen, ob seine Augen nun geschlossen oder geöffnet waren. Er bewegte sich nicht und sagte auch kein Wort, also war er wohl eingeschlafen.
    Nachdem ich die Arme frei hatte, setzte ich mich auf und schnallte mir den Gürtel wieder um. Ich wollte gerade aus der Koje schlüpfen, als sich ein Schlüssel im Schloss drehte.

    Ich huschte schnell wieder unter die Decke, schloss die Augen und tat so, als würde ich schlafen.
    Die Tür wurde wieder zugeschlagen. »Aufstehen, Matrosen«, sagte Whittle so fröhlich, wie man nur sein konnte. »Der Zeitpunkt meiner Abreise ist da.«
    Ich gähnte und rieb mir die Augen. »Ist es schon Morgen?«, fragte ich, obwohl ich wusste, dass es nicht so war.
    »Warum noch länger warten? Mich juckt es in den

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