Der Ripper - Roman
hier los«, sagte Mable laut und triumphierend. »Ich wusste es. Ich habe es in den Knochen gespürt. Ein Mörder im Haus. Nun, er wird den Tag bereuen, an dem er Matthew Forrests Pfad gekreuzt hat.«
Sie wurde in einer Weise lebendig, die höchst erstaunlich war.
Grinsend rieb sie sich die Hände. »Jetzt hat er seinen Meister gefunden, dieser Whistle.«
»Ich hoffe es inständig«, meinte ich.
Sarah wirkte nicht so schadenfroh wie ihre Großmutter. Sie sah besorgt aus. »Er ist nicht mehr so jung wie in den Indianerkriegen«, sagte sie. »Er hört nicht mehr so gut.«
»Unsinn. Seine Ohren sind völlig in Ordnung. Er hört, was er hören will, kein Zweifel.«
Danach blieben wir alle still stehen, behielten die Tür im Auge und lauschten. Ich hoffte, Mable hatte Recht, was die Ohren des Generals betraf. Als die Zeit jedoch verstrich, machte ich mir zunehmend Sorgen. Der Revolver würde nicht viel helfen, wenn Whittle dem General von hinten den Hals durchschnitt. Dann war Whittle der mit dem Revolver.
»Vielleicht sollte ich hinausgehen und ihm helfen«, schlug ich vor.
»Ich begleite dich«, sagte Sarah.
»Seid still, alle beide. Matthew ist durchaus in der Lage, mit diesem Whistle fertigzuwerden.«
»Whittle«, korrigierte ich sie diesmal. »Roderick Whittle.«
»Wie kommt es, dass du überhaupt so einen Mann kennst?«, fragte mich Sarah.
Es war viel zu viel geschehen, als dass Lügen einen Sinn gehabt hätten, darum sagte ich: »Er hat mich aus England entführt. Wir sind zusammen gesegelt. Er hat die anderen auf der Jacht ermordet, aber ich konnte entkommen. Zweifellos glaubt er, ich sei ertrunken, sonst hätte er mir aufgelauert, um die Sache zu Ende zu bringen. Da er
nicht weit von hier an Land gegangen ist, fürchtete ich, er könnte dieses Haus hier betreten haben. Und so habe ich mich selbst hineingeschlichen, auf der Suche nach ihm.«
»Du bist gekommen, um uns zu retten?«, fragte Sarah.
»Ja, Ma’am.«
»Das war aber schrecklich anständig von dir.«
Mir wurde bei diesem Worten ganz warm ums Herz.
»Das ist nur dann anständig, wenn er nicht einen Haufen Lügen erzählt«, sagte Mable.
»Grandma!«
»Für mich hört sich das wie Seemannsgarn an. Vermutlich wollte er uns ausrauben oder im Schlaf ermorden, bis er Matthew über den Weg lief, dann hat er es sich anders überlegt und sich diese lächerliche Geschichte einfallen lassen, um mit heiler Haut davonzukommen.«
»Ich glaube ihm«, sagte Sarah.
»Das wundert mich nicht. Du bist genau wie Matthew. Ihr seid so leichtgläubig, wie ein Mensch nur sein kann. Es würde mich nicht im mindesten überraschen, wenn ihr …«
Ein lautes Klopfen an der Tür ließ uns alle zusammenzucken. »Macht auf.«
Es war die Stimme des Generals.
Ich war unglaublich erleichtert und verschwendete keine Zeit, sondern eilte zur Tür und riss sie auf.
18
Die Gastfreundschaft der Forrests
»Ich habe alle Räume im Obergeschoss durchsucht«, sagte der General, als er eintrat. »Hier scheint es keinen Eindringling zu geben, aber es ist sicher vernünftiger zusammenzubleiben, bis ich davon überzeugt bin, dass er nicht im Haus ist.«
»Ich glaube, er existiert nur in Trevors Vorstellung«, meinte Mable.
»Und ob er existiert«, widersprach ich ihr. »Es ist allerdings durchaus möglich, dass er dieses Haus gar nicht betreten hat. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er an Land gerudert ist. Er könnte auch in eine andere Richtung gegangen sein.«
Mable warf mir einen vernichtenden Blick zu, so als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich mit einer derartigen Entschuldigung kam.
»Es hat noch nie geschadet, auf Nummer sicher zu gehen«, sagte der General. »Kommt mit.«
Sarah zog ihre Pantoffeln an. Dann nahm sie die Lampe. Wir gingen nach unten ins Wohnzimmer. Hier war es beträchtlich wärmer als im Rest des Hauses.
Mable ließ sich in den Sessel des Generals fallen und zog sich die Wolldecke über die Beine. Sarah stellte die Lampe auf den Kaminsims. Dann legte sie Holz nach und hockte sich vor das flackernde Feuer. »Oh, tut das gut«, sagte sie.
Meine Aufmerksamkeit hatte ihr und nicht dem General gegolten, und so hatte ich nicht mitbekommen, was er tat. Er überraschte mich, als er plötzlich an meine Seite trat. »Nimm das hier«, sagte er. Er reichte mir eine Pistole. Sie war winzig, kaum größer als meine Handfläche, mit einem etwa fünf Zentimeter langen Lauf. »Wenn sich der Mörder zeigt, während ich nicht da bin …«
»Matthew!
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