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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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als Erstes in Angriff nehmen. Ich habe zwar selbst keine Kinder, aber ich kann mir gut vorstellen, welch schreckliche Sorgen sich deine Mutter machen muss.«
    Ich brachte ein ersticktes »Vielen Dank« zustande.
    Wir betraten eines der Zimmer in der Nähe des Treppenhauses.
    »Ich hoffe, du wirst es hier einigermaßen bequem haben. Wir halten das Zimmer immer für gelegentliche Gäste bereit - in der Hauptsache Grandpas alte Kameraden aus West Point.«
    Mein Blick wurde sofort von dem großen Bett angezogen - es sah großartig aus.
    Sarah entzündete die Lampe auf dem Nachtschränkchen, dann wandte sie sich mir zu. »Ich fürchte, wir besitzen keine passende Kleidung für einen jungen Mann deiner Größe. Wie alt bist du?«
    »Fünfzehn, Ma’am. Nächsten Juni werde ich sechzehn.«
    »Du bist so lieb«, sagte sie, streckte mit einem irgendwie traurigen Lächeln die Hand aus und tätschelte mir die Wange. »Ich hoffe, du hast es nicht eilig, uns zu verlassen.«

    Meine Wangen brannten förmlich.
    »Ich bin ziemlich froh, dass ich hier sein darf«, murmelte ich.
    »Dann gute Nacht. Schlaf gut. Wir sehen dich morgen früh.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Sarah. Bitte sag Sarah zu mir.«
    »Sarah.«
    Sie beugte sich vor und gab mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Dann drehte sie sich um und ließ mich allein.
    Dabei erinnerte sie mich mit ihrem anmutigen Gang so sehr an meine Mutter, dass ich mich zugleich einsam und geborgen fühlte.
    Ich zog mich bis auf den Pullover aus. Er war mittlerweile trocken und hatte die nötige Länge, um mich züchtig zu bedecken, falls ich aus irgendeinem Grund schnell aufstehen musste. Dann blies ich das Licht aus, zog die Decke zurück und ging zu Bett.
    Laken und Decke waren aus Seide. Sie fühlten sich zuerst ganz glatt und ziemlich kalt an, aber das legte sich bald.
    Das Bett war so weich, dass es sich förmlich an mich schmiegte. Es hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit meiner Koje an Bord der True D. Light und schaukelte auch nicht hin und her.
    So bequem hatte ich schon lange nicht mehr gelegen.
    Ich fühlte mich geborgen.
    Und in Sicherheit.
     
    Am nächsten Morgen wachte ich von allein auf. Ich blieb noch eine Weile in der warmen Behaglichkeit liegen, heilfroh,
nicht mehr an Bord der Jacht zu sein. Aber dann musste ich an Trudy denken.
    Ich stand auf, zog den Pullover so weit herunter, wie es nur ging, und trat ans Fenster. Der Anblick des Schnees raubte mir den Atem. So viel davon hatte ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Allerdings hatte es inzwischen aufgehört zu schneien. Der Himmel war klar und hell, und der Schnee leuchtete im Licht der Sonne so blendendweiß, dass meine Augen schmerzten.
    In der Ferne sah ich andere Häuser, und ich fragte mich, ob Whittle ihnen womöglich einen Besuch abgestattet hatte. Das schien durchaus vorstellbar. Bevor sich diese Befürchtung jedoch in mir festsetzen konnte, fiel mir ein, dass der General eine Pistole gleich griffbereit gehabt hatte. Vielleicht war das in dieser Gegend allgemein üblich, und Whittle war mordlüstern in ein Haus eingebrochen und sofort erschossen worden. Ich klammerte mich an diese Vorstellung. Sie half, zumindest ein bisschen.
    Von meinem Fenster aus konnte ich einen schmalen Streifen der Bucht sehen. Das Wasser war hellblau, von weißer Gischt gekrönte Wellen rollten auf den Strand zu. Die Jacht war natürlich nicht in Sicht. Vermutlich konnte man sie von einem anderen Fenster des Hauses deutlich erkennen. Nicht, dass ich Lust auf ihren Anblick verspürt hätte.
    »Guten Morgen, Trevor.«
    Erschrocken zerrte ich meinen Pullover hinunter bis zu den Knien. Dann drehte ich mich um.
    »Ich hoffe, du hast gut geschlafen«, sagte Sarah und betrat das Zimmer.
    Im Tageslicht war sie sogar noch hübscher. Ihr glänzendes schwarzes Haar war hochgesteckt, ihr Gesicht rosig,
ihre Augen strahlten glücklich. Sie trug ein Kleid aus Samt, mit weißer Spitze am Kragen und den Ärmeln.
    »Ich … ich habe gut geschlafen, vielen Dank, Ma’am.«
    Sie kam direkt auf mich zu. »Du sollst mich doch Sarah nennen.« Ihr Blick huschte zu meinen nackten Beinen hinunter. »Dir ist bestimmt kalt.«
    Davon konnte überhaupt keine Rede sein. Ich kochte förmlich. Unter dem Pullover tropfte der Schweiß nur so.
    »Ich habe dir das hier mitgebracht.« Erst jetzt fiel mir auf, dass sie einen Morgenmantel und Pantoffeln dabeihatte. »Die Sachen haben meinem Vater gehört. Vermutlich sind sie zu groß für dich, aber sie werden reichen

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