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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Fenster zu. Ich winkte zurück. Einen Augenblick später rollte die Lokomotive Dampf spuckend vorbei, gefolgt vom Kohlentender und einer Reihe Passagierwaggons.
    Nachdem sie quietschend zum Stehen gekommen waren, nahm ein Träger unser Gepäck, und wir stiegen ein. Sarah überließ mir den Fensterplatz.
    Als wir den Bahnhof hinter uns ließen, sah ich Sarah an. Lächelnd griff sie nach meiner Hand.
    »Jetzt geht es los«, sagte sie.
    Danach drückte ich mir das Gesicht fast am Fenster platt.
    Alles war wunderbar: das Land, die Brücke über den East River, die Hochhäuser von New York. Aber ich habe nicht vor, mich darüber in allen Einzelheiten auszulassen; ich will Ihnen schließlich von meinen Abenteuern berichten.
    Eine Zeit lang geschah nichts Erwähnenswertes, deshalb werde ich diesen Teil der Geschichte straffen.
    Im Bahnhof Grand Central wechselten wir den Zug und fuhren in einem Pullman-Wagen nach Chicago. Es war eine großartige Reise. Wir verbrachten viel Zeit damit, nette Leute kennenzulernen und uns mit ihnen zu unterhalten. Wir aßen vorzüglich im Speisewagen und schliefen in von Vorhängen verhüllten Schlafkojen. Ich sah so oft ich nur konnte aus dem Fenster.
    Wir rasten durch Städte, über Berge und durch Wälder, überquerten auf Brücken tiefe Canyons und Flüsse, bei denen mir der Gedanke einer möglichen Zugentgleisung den Schweiß auf die Stirn trieb.

    Die Nächte waren wunderschön. Ich verbrachte viele Stunden in meiner Koje, verborgen in der Dunkelheit hinter dem Vorhang, betrachtete die vom Mondschein erhellte Landschaft und dachte über das Leben der Leute hinter den erleuchteten Fenstern der Farmhäuser nach. Ich lag einfach da und schaute hinaus, während mich der Zug sanft schaukelte und seine Räder rhythmisch über die Gleise klackten.
    Sarah hatte die Koje unter mir. Abends wartete ich eine Weile und streckte dann den Kopf durch den Vorhang. War die Luft rein, kletterte ich nach unten und leistete ihr Gesellschaft. Wir erlebten ein paar tolle Nächte, bemühten uns aber, nicht zu laut zu werden, da wir den Mitreisenden weisgemacht hatten, dass ich ihr Diener sei. Sie wären mächtig schockiert gewesen, hätten sie gesehen, wie ich mich in ihre Koje schlich.
    Ehe wir es uns versahen, waren wir in Chicago. Wir verbrachten die Nacht in einem feinen Hotel am Ufer des Michigansees, kehrten am nächsten Morgen zum Bahnhof zurück und bestiegen den Zug nach St. Louis.
    Hinter Chicago fuhren wir durch das flachste Land, das man sich nur vorstellen konnte. Von einer Reihe kleiner Städte abgesehen, die mehr Kornspeicher ihr Eigen nannten, als ich mir in den kühnsten Träumen hätte ausmalen können, gab es nichts als Felder, so weit das Auge reichte. Gelegentlich zeichnete sich in der Ferne eine Farm mit Scheune und Speicher ab, aber das war es dann auch schon.
    Schließlich kamen wir zum Mississippi. Sein Anblick raubte mir den Atem. Das war der Mississippi ! Mark Twains Fluss! Wir kamen immer näher heran, dann überfuhren wir ihn auf einer Brücke. Ich konnte nicht glauben,
dass ich auf den Fluss niederblickte, den Mark Twain als Dampfschiffskapitän befahren hatte, in dem Tom Sawyer und Huck Finn und Jim geschwommen waren. Ich konnte keine Schaufelraddampfer entdecken, aber es gab genug Schiffe, und schließlich sah ich sogar ein paar Kinder, die aus einem Kanu heraus fischten. Wie schön wäre es gewesen, jetzt bei ihnen sein zu können.
    Vielleicht würde ich eines Tages hierher zurückkehren.
    Wir übernachteten in St. Louis, und Sarah lud mich in ein Restaurant ein, das sich direkt am Mississippi befand. Vor der Rückkehr ins Hotel spazierten wir am Ufer entlang. Wir beobachteten die in der Ferne vorbeifahrenden Schiffe. Es war einfach großartig.
    Am nächsten Morgen bestiegen wir den Zug, der uns durch Missouri und Kansas nach Denver in Colorado bringen würde.
    Jetzt ging es tage- und nächtelang nach Westen, quer über die großen Prärien. Ich sah gewaltige Viehherden. Und Cowboys . Als ich meinen ersten Cowboy entdeckte, der abseits des Schienenstrangs auf seinem Pferd einen staubigen Pfad entlangritt, wusste ich, dass wir im Wilden Westen angekommen waren. Eine aufregende Vorstellung, die mich jedoch zugleich ängstigte, erinnerte sie mich doch daran, dass wir Whittle mit jeder Minute näher kamen.
    Allerdings waren wir noch weit von Tombstone entfernt. Wir hatten nicht einmal Denver erreicht, und von dort aus ging es noch ein paar Tage in südlicher Richtung weiter nach El

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