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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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anzuhalten.«
    »Wenn das so ist, bin ich mächtig dankbar.«
    »Ihr Schaffner hat mich für einen der Banditen gehalten und versucht, mich niederzuschießen.«
    »Sohn, das ist kein Grund, sich dem Leben eines Verbrechers zuzuwenden. Ich bitte dich nicht, uns gehen zu lassen oder dergleichen. Ich sage nur, dass du nicht mit dieser Bande reiten solltest. Wenn man mit Gesetzlosen reitet, endet man früher oder später mit einem Stück Blei im Leib oder am Ende eines Stricks. Das ist nun mal eine Tatsache. Du solltest sie ziehen lassen und hierbleiben. Wir werden dafür sorgen, dass du eine faire Verhandlung bekommst.«

    Bis er die faire Verhandlung erwähnte, hätte er mich beinahe überredet gehabt.
    »Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, Sir. Doch ich ziehe es vor, mein Glück bei der Bande zu versuchen. Von denen hat keiner auf mich geschossen.«
    »Du machst einen schlimmen Fehler, mein Sohn.«
    »Vielleicht. Und nun lassen Sie mich bitte in Ruhe.«
    »Lass ihn zufrieden«, sagte der Heizer. »Er ist ein toter Mann, er weiß es nur noch nicht.«
    »Halten Sie den Mund.« Ich richtete den Colt auf ihn. Er grinste, dann barg er das Gesicht in seinen verschränkten Armen.
    Kurz darauf kamen Chase und Emmet aus dem Waggon, und Emmet hatte eine Reisetasche dabei.
    Sie hatte eine große Ähnlichkeit mit Whittles Ledertasche. Doch Whittles Beute waren nicht Geld und Uhren gewesen, sondern Teile von Marys Körper.
    Als ich zusah, wie Emmet und Chase zum dritten Waggon hinübereilten, musste ich plötzlich an die kalte, regnerische Nacht vor so langer Zeit denken, als ich durch die Straßen von Whitechapel gestreift war - dem Ripper auf der Spur.
    Hätte ich ihn gehen lassen, wäre die Hure gestorben. Dafür würden sich Trudy, ihr Vater und Michael aller Wahrscheinlichkeit nach noch unter den Lebenden befinden. Ich hätte Sarah nie kennengelernt. Ob der General und Mable noch leben würden? Vermutlich nicht. Aber ihnen hatte meine Anwesenheit im Haus vermutlich keinen Schaden zugefügt. Sarah wäre allerdings ohne mich nie nach Westen gereist, und so würde auch das, was sich daraus ergab, auf meinem Gewissen lasten. Das, was Briggs mit ihr anstellen würde.

    Die Damen aus Tombstone und wen immer Whittle in Amerika sonst noch alles getötet hatte, würden ebenfalls noch leben. Andererseits hätte er sicher in London noch mehr Frauen ermordet.
    Und schließlich schoss mir durch den Kopf, dass ich es gewesen war, der die Entgleisung und das daraus resultierende Zugunglück verhindert hatte. Ohne meine Begegnung mit Whittle in jener Nacht säße ich jetzt bei Mutter zu Hause, und der Zug wäre sicherlich ein Haufen Schrott im Flussbett, die Passagiere schwer verletzt oder tot.
    Es ist schon mächtig verwirrend, wie im Leben so viele gute und böse Ereignisse in Gang gesetzt werden können, nur weil ein junger Bursche das Richtige tun will.
    Und jetzt hatte ich mich einer Bande von Gesetzlosen angeschlossen.
    Ich glaubte nicht, dass daraus viel Gutes entstehen würde, aber es war zumindest besser als die Aussicht auf einen Prozess.
    Wie dem auch sei, ich wartete gehorsam und hing meinen Gedanken nach, ohne dabei die Gefangenen oder die Pferde aus den Augen zu lassen.
    Als die Männer zurückkamen, hatten sie drei Taschen dabei, also musste sich die Ausbeute gelohnt haben. Sie gingen langsam und hielten die Augen auf die Fenster gerichtet, bis sie an den Passagierwaggons vorbei waren.
    »Probleme?«, fragte Chase.
    »Nein. Und Sie?«
    »Lief alles glatt wie Wagenschmiere.«
    Sie leerten den Inhalt der Reisetaschen in ihre Satteltaschen, nahmen mir die Zügel aus der Hand und saßen auf.

    McSween lenkte sein Pferd auf mich zu. »Du hast gute Arbeit geleistet, Willy. Steig auf.« Er reichte mir die Hand.
    »Tu es nicht, mein Sohn«, warnte der Zugführer. Er schien ein anständiger Mann zu sein, der mich vor einem bösen Ende bewahren wollte.
    Emmet feuerte eine Kugel ab, die kaum einen Zentimeter vor der Nase des Zugführers in den Boden einschlug und ihm Dreck in die Augen spritzte.
    Ich packte McSweens Hand. Er ließ mich hinter sich aufsitzen.
    Als wir auf die Brücke zu galoppierten, zogen die Banditen ihre Revolver, feuerten in die Luft und stießen Jubelschreie aus. Ich klammerte mich mit den Schenkeln fest, zog meine beiden Colts und schoss ebenfalls wild drauflos.
    Es war einfach großartig!
    Aber ein Teil von mir hörte zu und zählte.
    Der Sechsschüsser, den ich dem Schaffner abgenommen hatte, schoss

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