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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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viermal.

30
    Schießunterricht
    Wir galoppierten den Abhang hinunter und hielten nicht an, als wir das Wasser erreichten, sondern ritten im flachen Ufergrund flussabwärts. So ging es eine Weile in hohem Tempo weiter, bis wir schließlich langsamer wurden.
    Als wir wieder ans Ufer ritten und abstiegen, hatten wir bestimmt etliche Meilen zurückgelegt. Ich befreite meine Füße von den zu engen Stiefeln, watete ins Wasser und stillte meinen Durst, während die anderen ihre Pferde an einem Gebüsch festmachten und die Satteltaschen abnahmen.
    Als ich mich wieder zu ihnen gesellte, hatten sie die Beute auf einen großen Haufen geworfen. Sie saßen auf dem Boden und trennten eifrig die Uhren vom Geld. Ich setzte mich zu McSween.
    Es waren genug Uhren da, um damit einen Laden aufzumachen. Außerdem gab es einen großen Haufen Münzen und ein Bündel Banknoten.
    »Sieht nicht gerade nach einem großen Fang aus«, sagte Breakenridge.
    »Ihr hättet mich mit dem Postbeamten reden lassen sollen«, meinte Snooker.
    »Ich habe ihm mein Schießeisen in die Zähne gerammt«, sagte Chase. »Wenn er den Geldschrank hätte öffnen können, hätte er es getan.«

    »Der arme Kerl hat sich in die Hosen gemacht«, sagte McSween und drehte sich eine Zigarette. Nachdem er sie angezündet hatte, reichte er mir die Utensilien.
    Ich bedankte mich und machte mich an die Arbeit. Die anderen vertieften sich ins Geldzählen und bemerkten deshalb nicht, wie ich mit dem Tabaksbeutel und dem Zigarettenpapier zu kämpfen hatte. Sonst hätten sie auf meine Kosten gelacht, und zwar ausgiebig. Es kostete zwar eine Menge Arbeit, aber schließlich hielt ich eine krumme Zigarette in der Hand, aus deren Spitze Tabakkrümel rieselten.
    McSween, der bis jetzt beim Zählen zugesehen hatte, warf mir einen Blick zu. Er sah die Zigarette und pflückte sie mir von den Lippen. Mit geschickten Fingern machte er das Papier wieder auf, tat etwas mehr Tabak hinein, befeuchtete es mit der Zunge, rollte es neu und fest zusammen und strich die Zigarette glatt.
    Ich wollte gerade erklären, dass ich eigentlich Pfeifenraucher war, als er mir die nachgebesserte Zigarette in den Mund steckte.
    »So ist’s besser«, war alles, was er dazu zu sagen hatte.
    »Vielen Dank«, erwiderte ich.
    Wir saßen da und rauchten. Nach einiger Zeit waren die anderen mit dem Zählen fertig. Das erbeutete Geld belief sich auf die Summe von 985 Dollar und 36 Cent.
    »Tja«, meinte McSween, »das ist immerhin mehr als letzten Monat in Pueblo.«
    »Aber auch nur gerade eben«, meinte Chase.
    »Das mussten wir durch acht teilen«, stellte Breakenridge fest. »Diesmal sind wir nur fünf.«
    Ich fragte mich, was aus den fehlenden drei Männern geworden war. Vielleicht hatten sie sich ja von der Bande
getrennt. Aber vielleicht waren sie auch erschossen oder gefasst worden. Ich hielt es für besser, mich nicht nach ihnen zu erkundigen.
    »Wir sind sechs«, sagte McSween.
    Breakenridge warf mir einen mürrischen Blick zu. »Er gehört nicht zu uns.«
    »Das sehe ich anders, Meriwether«, gab McSween zurück.
    Breakenridge wurde wütend. Anscheinend gefiel es ihm gar nicht, wenn man ihn mit dem Vornamen ansprach. Aber er hielt den Mund. So groß und stark er auch war, wusste er es anscheinend besser, als sich mit McSween anzulegen.
    »Was ist deine Meinung, Chase?«
    »Ihr braucht mir nichts zu geben«, sagte ich. »Das geht schon in Ordnung.«
    »Ich glaube, der Junge verdient einen Anteil«, sagte Chase. »Er hat für uns den Schaffner aus dem Weg geräumt, sich um die Pferde gekümmert und die Gefangenen bewacht.«
    »Hat auf diesen Hitzkopf von Passagier geschossen«, fügte Snooker hinzu.
    »Und verfehlt«, mischte sich Emmet ein. Es machte ihm Spaß, jeden an meine miserablen Schießkünste zu erinnern.
    »Er hat das gut gemacht«, sagte Snooker.
    »Wir teilen durch sechs«, sagte Chase. Und so geschah es auch. Ich bekam 150 Dollar. Ich rechnete nach und kam zu dem Schluss, dass man mich um etwa 14 Dollar betrogen hatte, behielt das aber für mich.
    So viel Geld hatte ich in meinem ganzen Leben nicht mein Eigen genannt.

    McSween suchte eine Uhr für mich aus. Sie war zwar bei weitem nicht so schön wie Sarahs, aber ich nahm sie.
    »Was geschieht mit den anderen Uhren?«, fragte ich.
    »Die werden in Bailey’s Corner verkauft«, erklärte Chase. »Wir kennen da jemanden, der uns einen guten Preis macht.«
    »Bailey’s Corner?«, fragte ich.
    »Das ist etwa ein Wochenritt von hier entfernt«,

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