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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sagte McSween. »Dort können wir dann endlich die Stiefel hochlegen.«
    »Jahuu!«, rief Snooker, dem die Vorstellung, seine Stiefel hochzulegen, offensichtlich sehr zusagte.
    McSween klopfte mir auf die Schulter. »Dort werden wir dich ausstatten, Willy, so wie es sich gehört.«
    »Großartig«, sagte ich.
    Chase warf alle Uhren in eine Satteltasche. Ich zog wieder die engen Stiefel an. Dann saßen wir auf und ritten über den Fluss. Wir ließen ihn hinter uns, genau wie kurz darauf den Wald. Stundenlang ging es danach über Steine und staubigen, gelben Erdboden, der die aufgenommene Hitze wieder abstrahlte; nirgendwo ein Baum, der Schatten spenden konnte. Offenbar gediehen hier nur Kakteen und dürre Büsche.
    Irgendwann am Nachmittag machte ein Hase den Fehler, sich zu zeigen. Er war noch nicht richtig hinter dem Busch hervorgekommen, als Snooker vom Pferd sprang, die Winchester zog und zielte. Als er seinen ersten Schuss abgab, war der Hase schon ein ganzes Stück weit gelaufen. Die Kugel prallte sirrend von einem Felsbrocken ab. Die nächste wirbelte eine Staubfontäne auf. Nun, insgesamt wich der Hase vier Kugeln aus. Aber die fünfte streckte ihn nieder. »Jahuu!«, brüllte Snooker.

    »Guter Schuss!«, rief McSween. »Dachte mir, dass du ihn erwischst, wenn du es lange genug versuchst.«
    Die Bemerkung schien Snooker nicht zu stören. Er grinste bloß, schob das Gewehr in den Schaft, schwang sich in den Sattel und galoppierte zu der Stelle, wo der Hase lag. Sein Pferd war noch nicht zum Stehen gekommen, da sprang er ab, ergriff seine Jagdbeute, schwang sich wieder in den Sattel und raste unter schrillem Jubelgeschrei auf uns zu, wobei er den toten Hasen an den Ohren gepackt über dem Kopf schwang. Als er näher kam, konnte man das umherspritzende Blut sehen. Snooker bekam davon etliches ab, achtete aber nicht darauf.
    Ich nahm an, dass der Hase unser Essen darstellen sollte und Snooker nun absteigen und ihn säubern würde. Dann hätten wir Gelegenheit gehabt, mal aus dem Sattel zu kommen. Von dem langen Ritt war ich schon ganz wund, von den schmerzenden Beinen ganz zu schweigen. Aber als Snooker wieder bei uns war, ging es ohne Unterbrechung weiter.
    Er säuberte tatsächlich seine Beute, während er im Sattel saß, hielt den Hasen ein Stück von sich ab und säbelte mit dem Messer daran herum. Bei dem Anblick zu Boden fallender Eingeweide musste ich sofort an Whittle denken. Ich wandte mich ab und konzentrierte mich auf McSweens Hemdrücken.
    »Der gehört mir!«, rief Emmet plötzlich.
    Er jagte hinter einem weiteren Hasen her, die Zügel zwischen die Zähne geklemmt, in jeder Hand ein Schießeisen. Er gab nur zwei Schüsse ab. Seine erste Kugel riss dem Tier den halben Kopf ab. Die zweite, die fast in demselben Augenblick abgefeuert wurde, traf es in den Rücken.

    Es war das erstaunlichste Beispiel von Schießkunst, das ich je gesehen hatte.
    »Unglaublich«, murmelte ich.
    »Hab schon Schlechteres gesehen«, meinte McSween.
    »Ich wünschte, ich könnte so schießen.«
    »Nun, dann frag ihn doch artig, vielleicht verrät er dir ja ein paar Tricks.«
    Ich beschloss, genau das zu tun.
    Am späten Nachmittag machten wir neben einem Bach Rast, wo Gras und ein paar Cottonwood-Bäume wuchsen. Chase schickte mich los, um Feuerholz einzusammeln, während sich die anderen um die Pferde kümmerten. Als ich mit einer Armvoll Holz zurückkam, breiteten die Männer unter den Bäumen ihre Sättel und Decken aus. McSween lieh mir seine Satteldecke für die Nacht. Ich nahm sie und legte sie zum Auslüften hin.
    Ich war noch nicht ganz fertig damit, als McSween zu Emmet herüberrief: »Der Junge bewundert dein Talent mit dem Colt. Du solltest ihn beiseitenehmen und ihm ein paar Tricks zeigen.«
    Ich wurde knallrot, sagte aber: »Würde mich mächtig freuen.«
    Emmet grinste. »Du findest, ich bin gut?«
    »Der Beste, den ich je gesehen habe.«
    Er lachte, dann bückte er sich, wühlte in einer seiner Satteltaschen herum und holte eine Schachtel Munition heraus. »Na gut. Komm mit, Willy.«
    Die anderen blieben zurück. Wir gingen den Bach ein Stück entlang. Dann blieb Emmet stehen und deutete mit dem Kopf auf einen abgestorbenen Baumstumpf am anderen Ufer, etwa dreißig Fuß entfernt. »Pass auf«, sagte er.

    Er legte die Schachtel Munition auf den Boden, stellte sich ganz entspannt hin, ließ die Arme an den Seiten herabhängen, und starrte den Stumpf an. »Da steht ein Hombre, der mich mit Blei vollpumpen will.

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