Der Ripper - Roman
umgehen konnte und der in ein großes Abenteuer verstrickt war. Fantastisch!
Nach dem Essen meldete ich mich freiwillig zum Spülen. Ich ging allein den Bach ein Stück hinauf und machte mich an die Arbeit. Die Nacht war wunderschön, am Himmel schimmerten die Sterne, der volle Mond spiegelte sich silbern im Wasser und ließ alle Felsen und Büsche aussehen, als wären sie mit Milch bepinselt. Der Bach plätscherte leise vor sich hin. In der Ferne konnte ich die Jungs reden hören. Ein Coyote heulte.
Ich weiß nicht, ob ich je so glücklich wie in diesem Augenblick gewesen bin.
Als alles sauber war, ging ich zurück zum Feuer.
Eine Flasche Whiskey wurde herumgereicht. Ich setzte mich neben McSween. Er gab mir die Flasche, ich trank einen Schluck und reichte sie an Chase weiter.
»Emmet hat erzählt, dass du jemanden getötet hast«, sagte McSween.
»Aber nur einen«, erwiderte ich, da mir wieder einfiel, dass Emmet für sich vier in Anspruch genommen hatte. »Und du?«
»Keinen, der es nicht herausgefordert hätte.«
»Meiner hat es herausgefordert, schätze ich. Er hat mich angegriffen, und ich habe mich nur verteidigt.«
»Hat sich das Gesetz auf deine Fersen geheftet?«, wollte Emmet wissen.
»In der Tat wurde ich von Bobbies und einem schrecklichen Lynchmob verfolgt. Wenn die mich erwischt hätten …«
»Was zur Hölle sind Bobbies?«, fragte Snooker.
»Das sind Konstabler. Polizisten.«
»Also war eine Posse hinter dir her«, sagte Chase. Ich sah ihn begriffsstutzig an. »Na, eine Bürgerwehr. Ist auch uns schon des Öfteren passiert. Wie bist du sie losgeworden?«
»Ich bin in einen Hinterhof geflohen und habe mich versteckt.«
»Das war drüben in England?«, fragte McSween.
»Ja. Hätte ich den Kerl nicht niedergestochen, wäre ich noch immer dort.«
»Also bist du deshalb abgehauen?«
»Eigentlich bin ich Jack the Ripper über den Weg gelaufen.« Offenbar hatten sie noch nie von ihm gehört, aber meine Geschichte schien sie zu interessieren. Und so erzählte ich weiter und machte nur eine Pause, um mir ihre
Kommentare anzuhören und ihre Fragen zu beantworten und einen Schluck Whiskey zu trinken, wenn die Flasche bei mir landete.
Ich erzählte, wie der Ripper sich im East End herumgetrieben und Huren ermordet hatte. Ich erzählte, wie ich dem Lynchmob entkam und mich in Marys Zimmer versteckte. Wie ich unter ihrem Bett gelegen hatte, als der Ripper über sie hergefallen war. Und wie ich ihn danach verfolgt und angegriffen hatte.
Irgendwann war die Flasche leer, und Breakenridge holte aus seiner Satteltasche Nachschub.
Ich erzählte, wie ich Whittle die Nase abgeschnitten hatte, erzählte von der Jacht und von Trudy und Michael. Dabei behielt ich einige Einzelheiten für mich, so wie den Morgen, an dem Trudy mit Patricks Kopf an Deck erschienen war, oder wie ich sie vor dem Erhängen gerettet hatte. Nicht, dass ich diese Dinge absichtlich verschwieg; sie kamen einfach nicht über meine Lippen, wofür ich ganz froh war.
Ich erzählte und trank. Dann war es plötzlich Morgen. Ich fand mich neben McSween liegend in die Decke eingewickelt wieder, während mein Kopf zu platzen drohte.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Die anderen schnarchten noch.
Ich versuchte mich daran zu erinnern, wann ich schlafen gegangen war, doch es fiel mir schwer. Erst mit der Zeit fielen mir die Einzelheiten des vergangenen Abends wieder ein. Meine letzte Erinnerung war, dass ich beschrieben hatte, wie wir an der Küste New Yorks vor Anker gegangen waren.
Danach war alles dunkel.
War ich in Ohnmacht gefallen? Oder hatte ich weitererzählt? Eine Zeit lang plagte mich diese Sorge mehr als die
Schmerzen in meinem Kopf, denn ich befürchtete, alles über Sarah und mich verraten zu haben.
Einfach so dazuliegen fühlte sich gar nicht gut an, also setzte ich mich auf. Meine Stiefel lagen neben meinem Kopf, zusammen mit dem Revolvergürtel und den beiden Colts. Ich konnte mich nicht erinnern, irgendetwas davon abgelegt zu haben.
Oh, ich kam mir wie der letzte Dummkopf vor.
Mein Mund war so trocken, dass ich kaum schlucken konnte, und so zog ich die Stiefel an und ging zum Bach hinüber. Ich trank, bis nichts mehr hineinging, setzte mich auf einen Stein und hielt mir den Kopf.
Ich hatte nicht übel Lust wegzulaufen, denn ich freute mich gar nicht darauf, den Jungs gegenüberzutreten.
Selbst nachdem ich ihre Stimmen gehört hatte, blieb ich dort sitzen.
Schließlich fasste ich Mut und ging zum Lager
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