Der Ripper - Roman
zu groß. Die zu großen gehörten dem Dicken. Sie waren zwar besser als die, die ich getragen hatte, aber ich wollte sie nicht anbehalten. Sie waren so warm
und feucht, dass es sich anfühlte, als würde ich durch einen Sumpf gehen.
Also zog ich sie mir von den Füßen und schüttelte den Kopf. »Passen beide nicht«, sagte ich und zog meine alten Stiefel wieder an.
»Tja, da kann man nichts machen«, meinte McSween.
Ich trug die Stiefel wieder zu ihren Besitzern und ließ sie fallen.
»Schade, Freunde«, sagte McSween an die beiden Männer gewandt. »Da konntet ihr also kein Geschäft machen.«
»Ein Geschäft?«, fragte der Dicke.
»Na klar, wir wollen euch doch nicht ausrauben. Willy hier wird euch einen vernünftigen Preis zahlen für das, was er braucht.«
McSween wandte sich den beiden Pferden zu und sah sie sich genau an. Er blickte ihnen ins Maul, tastete ihre Beine ab, musterte ihre Hufe und dergleichen mehr. Dann trat er vor den Hageren. »Er wird dir achtzig Dollar für dein Pferd geben, Freund. Noch einen Zehner fürs Zaumzeug, und zehn für die Winchester. Willy, du schuldest dem Mann hundert Dollar.«
Ich war zwar nicht besonders versessen auf den Handel, hatte jedoch keine große Wahl. Also zählte ich das Geld ab. Ich trat näher an den Mann heran, der noch immer mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden saß. Er sah wütend zu mir hoch. Ich warf ihm das Geld vor die Füße.
»Wenn du mein Pferd anrührst, bring ich dich um.«
Mir rann ein Schauder über den Rücken. Da zerrissen Schüsse die Stille. Die Kugeln verfehlten den Fremden, ließen jedoch Staubfontänen auf die schwarzen Hosenbeine herabrieseln.
»Passen Sie auf, was Sie sagen, Mister«, sagte Emmet.
Ich sah zu ihm hinüber; von den Mündungen seiner Colts stiegen Rauchwolken auf.
McSween zog seinen Colt. Er ging in die Hocke, richtete die Waffe auf das Gesicht des Fremden und spannte den Hahn. »Nehmen Sie das zurück.«
»Mach schon, Prue«, stieß der Dicke hervor. »Die bringen uns sonst beide um.«
»Das ist mein Pferd.«
»Kein Grund, das Leben eines Jungen zu bedrohen«, sagte McSween. »Er ist mein Freund. Sie sehen wie jemand aus, der auch das tut, was er sagt, also nehmen Sie Ihre Worte entweder zurück oder sterben hier.«
»Prue! Um Gottes willen, Mann!«
Prue sah aus, als würde ihn gleich der Schlag treffen. Nicht vor Angst, sondern vor Wut; sein Gesicht war knallrot, sein Atem zischte durch die zusammengebissenen Zähne.
»Also, wie entscheiden Sie sich?«
Prue nickte.
»Und das heißt?«
»Ich nehme es zurück.«
»Was?«
»Ich werde ihn nicht umbringen.«
»Tja, ich weiß nicht so recht, ob ich Ihnen das glauben soll. Ist jedoch nicht meine Sache, einen Mann kaltblütig niederzuschießen. Ich sag Ihnen was. Hören Sie gut zu. Wir nehmen nichts, wofür wir nicht auch bezahlt haben. Wir lassen Ihnen das zweite Pferd und die Waffen. Gibt kein Gesetz auf der Welt, das uns dazu verpflichtet, aber alles andere wäre einfach nicht richtig. Vergessen Sie das nicht. Wir haben Sie fair behandelt. Also, falls Sie oder Ihr
Freund hier auf die Idee kommen sollten, uns zu verfolgen, passiert Folgendes: Das nächste Mal, wenn ich einen von Ihnen sehe, gehe ich davon aus, dass Sie tun wollen, was Sie dem Jungen angedroht haben. Dann schwirrt Blei durch die Luft. So einfach ist das.«
McSween stand wieder auf und steckte den Colt weg. Er führte das Pferd zwischen die beiden Männer. Während ich die Zügel hielt, lud er die Bettrolle und die Satteltaschen ab, damit wir nichts nahmen, wofür wir nicht bezahlt hatten.
Dann stieg ich in den Sattel und schob meine neue Winchester in den Schaft.
Der Zwischenfall hatte mich bis ins Mark erschüttert, aber es fühlte sich gut an, auf einem eigenen Pferd zu sitzen.
Wir ritten gemächlich los. Ich hätte meinem Pferd am liebsten die Stiefel in die Flanken gestoßen, um schnell wegzukommen. Aber die anderen hatten es wohl nicht eilig. Außer mir sah nur Snooker nach hinten, um die Burschen im Auge zu behalten.
Sie beobachteten uns, gingen aber nicht zum Gebüsch, um sich ihre Waffen wiederzuholen.
Dafür waren sie wohl zu schlau.
Hätten sie auch nur einen Schuss abgegeben, McSween hätte ohne jeden Zweifel sofort kehrtgemacht und die Bande angreifen lassen. Davon war ich überzeugt.
Später an demselben Tag setzte sich McSween von der Gruppe ab und ritt auf einen Hügel. Dort hob er ein Fernglas an die Augen und musterte die Gegend, aus der wir gekommen waren.
Ich
Weitere Kostenlose Bücher