Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
nichts.
    »Wie war’s?«, fragte McSween.
    »Tja«, sagte Emmet, »das war lustig.«
    »Bin froh zu sehen, dass keiner verletzt ist«, sagte McSween.
    »Ihr alle habt echt was verpasst«, verkündete Emmet.
    Alle sahen ihn an, und er zog einen seiner Colts und fummelte eine Patrone aus dem Revolvergürtel. »So wollte Willy laden«, sagte er, hielt sich den Revolver vors Gesicht, runzelte die Stirn, als müsste er angestrengt nachdenken, und stocherte mit der Patrone an der Laufmündung herum. »Ich muss schon sagen«, machte er übertrieben meinen Tonfall nach, »funktioniert das denn nicht so?«
    »Nein!«, quietschte Snooker. »Im Ernst?«
    Nun, es war gelogen, was Emmet auch wusste. Aber ich schätzte, er würde mich besser leiden können, wenn ich ihm den Spaß nicht verdarb.
    »So wahr ich hier stehe!«

    Snooker und Breakenridge wollten sich ausschütten vor Lachen. Emmet auch. Chase lachte nicht und sah mich kopfschüttelnd an.
    McSween sah erst mich, dann die anderen an. Er schien nicht amüsiert, sondern rieb sich die Wange. »Es ist doch unnötig, sich über den Jungen lustig zu machen. Er wusste es nicht besser.«
    »Das schlägt alles!«, stieß Snooker hervor.
    »Tja, das dachte ich auch«, sagte Emmet und beruhigte sich wieder etwas. »Aber dann fand er heraus, wo die Kugeln hingehören, also riss ich mich zusammen und sah ihm bei seinen Schießversuchen zu.«
    »Hoffentlich bist du in Deckung gegangen«, meinte Snooker.
    Emmet drückte meinen Arm. »Zeig es ihnen, Willy.« Mit der Pistole deutete er auf einen Baum jenseits des Lagers. »Versuch mal, den zu treffen.«
    »Erschieß bloß nicht die Pferde«, sagte Snooker.
    Die Pferde standen genau in entgegengesetzter Richtung und befanden sich nicht in Gefahr, selbst wenn ich ein lausiger Schütze gewesen wäre.
    Alle beobachteten mich.
    »Bereit?«, fragte ich.
    »Ganz ruhig«, sagte McSween. »Egal, was Emmet dir auch erzählt hat, das schnellste Ziehen auf der Welt nutzt dir nichts, wenn du dein Ziel nicht triffst.«
    »Schieß mir die Zehen nicht ab«, warnte Snooker.
    Ich zog und schoss. Baumrinde spritzte in alle Richtungen.
    Das Lachen erstarb.
    »Ich werd nicht mehr«, murmelte McSween. »Das war ordentliche Arbeit, Willy.«

    »Ich hab ihm’ne Menge beigebracht, was, Jungs?«, sagte Emmet.
    »Wo hast du so schießen gelernt?«, fragte Chase.
    »Drüben am Bach.«
    »Er behauptet, vor dem heutigen Tag noch nie geschossen zu haben«, erklärte Emmet.
    »Ist das auch die Wahrheit?«, fragte Chase.
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    »Guter Gott«, murmelte Breakenridge.
    »Lass dir das nicht zu Kopf steigen«, meinte McSween. »Zum Leben gehört’ne Menge mehr, als flink mit dem Schießeisen zu sein. Nicht, dass es nicht hilfreich wäre. Aber es kann dich auch in die Klemme bringen, wenn du nicht aufpasst.«
    »McSween weiß’ne Menge darüber, wie man in die Klemme gerät«, sagte Chase ernst.
    »Und ob.«
    »Ich glaube nicht, dass ich schon so gut bin, um es mit richtigen Revolvermännern aufnehmen zu können«, sagte ich.
    »Das höre ich gern«, erwiderte McSween. »Und du hast Recht. Sieht so aus, als hättest du eine Menge Talent, aber du musst weiter üben. Und von uns, die wir schon einiges mitgemacht haben, lernen, so viel du kannst.«
    »Vielen Dank. Das möchte ich gern.«
    McSween und Chase hatten mich von Anfang an anständig behandelt. Aber nach der Demonstration mit dem Colt waren auch die anderen nicht länger abweisend. Plötzlich war ich kein Außenseiter mehr. Sie unterhielten sich mit mir und scherzten, als wäre ich schon ewig bei der Bande. Und jetzt hieß es auch nicht mehr Sir,
sondern Chase, Emmet oder Snooker. Ich fühlte mich akzeptiert und glücklich.
    Es war schon lange dunkel, als der Eintopf endlich fertig war. Wir setzten uns ums Feuer und aßen. Der Eintopf bestand aus Hasenfleisch, Bohnen und Zwiebeln, und da ich seit dem vorigen Abend im Zug keinen Bissen zu mir genommen hatte, aß ich mit großem Behagen.
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals eine Mahlzeit mehr genossen zu haben. Nicht nur, dass es ausgezeichnet schmeckte, ich saß mit fünf neuen Freunden zusammen, die doch tatsächlich echte Desperados waren - richtige Zugräuber. Ich - Mitglied einer Bande von Gesetzlosen.
    Eine Zeit lang vergaß ich all meine Sorgen. Ich fühlte mich sogar wie ein neuer Mensch. Trevor Wellington Bentley schien ein Fremder zu sein, den ich zurückgelassen hatte. Ich war Willy. Ein sattelfester Schurke, der mit dem Colt

Weitere Kostenlose Bücher