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Der Riss im Raum

Der Riss im Raum

Titel: Der Riss im Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Zahllose Menschen gingen unter ihrer Herrschaft zugrunde.«
    »Aber Farandolae … Warum sollten kleine Farandolae wie Sporos … ?«
    »Sie unterscheiden sich offenbar nicht wesentlich von uns Menschen.«
    Ihr schauderte, und sie verstummte. Nun, da Herr Jenkins die Situation begriffen hatte, in der sie sich befanden, verstand er sie besser als Meg.
    Besorgt wandte sich Meg an Senex, der mächtig und stark wie eine Eiche wirkte, sich aber geschmeidiger als jeder Baum dem Ansturm von Wind und Wetter beugen konnte. »Senex, wir wurden ausgesandt, euch zu helfen, aber ich bin zu schwach, um gegen die Echthroi zu kämpfen. Ich kann Sporos und die anderen Farandolae nicht daran hindern, die Fara zu töten. Wenn ihnen das gelingt, Senex, töten sie damit auch sich selbst?«
    »Ja«, erwiderte Senex ungerührt.
    »Das ist Wahnsinn!« rief Herr Jenkins.
    »Jeder Krieg ist Wahnsinn«, bestätigte Proginoskes.
    »Wenn ich recht verstanden habe«, tastete Herr Jenkins sich weiter, »sind wir ein winziger, ein fast nicht mehr meßbar winziger Teil von Charles Wallace … «
    »Das stimmt.«
    »Folgerichtig müßten wir – zumindest solange wir uns in einer seiner Körperzellen befinden – für den Fall, daß Charles Wallace sterben sollte … müßten wir … dann müßten wir ja … hm … «
    »Wir müßten ebenfalls sterben.«
    »Das hieße, daß ich jetzt nicht nur um das Leben von Charles Wallace kämpfe, sondern auch für Margaret, für Calvin und … und … «
    »Und um Ihre eigene Haut.«
    Meg war überrascht, wie gleichgültig Herr Jenkins seinem Leben gegenüberstand, und sie wollte nicht zulassen, daß er sich um das ihre sorgte. »Daran dürfen wir jetzt nicht denken! Unsere Gedanken müssen ausschließlich Charles Wallace gelten.«
    Proginoskes überwand den Widerstand, indem er sich in ihr Denken stahl. »Du warst bereit, dich für Charles Wallace zu opfern. Diese Bereitschaft mußt du nun auch für Sporos aufbringen. Verstehe endlich, daß wir alle Teil eines Ganzen sind und daß die Echthroi versuchen, einen Keil zwischen uns zu treiben, uns voneinander zu trennen! So, und auf keine andere Weise, wollen sie die gesamte Schöpfung vernichten.«
    Die tanzenden Farandolae wirbelten und kreischten, und Meg meinte, Sporos herauszuhören: »Wir sind kein Teil von irgendwas! Wir sind Farandolae, und wir werden ganz Yadah erobern. Und dann … und dann … !«
    Schrilles, triumphierendes Gelächter gellte ihr in die Ohren. Wieder wollte sie sich auf die Tanzenden stürzen und Sporos ihrem Kreis entreißen; aber Senex hielt sie mit der Kraft seines Kythens zurück: »Nicht so, Meg. Nicht mit Gewalt.«
    »Aber Sporos soll sich doch eintiefen! Er muß es doch tun!«
    Plötzlich nahm Meg eine Bewegung, eine Veränderung wahr, und sie erkannte, daß jetzt auch Calvin versuchte, Sporos zu erreichen und mit ihm zu kythen.
    Sporos gab sich betont kratzbürstig, verließ aber immerhin den wirbelnden Reigen und ließ sich an dessen äußerstem Rand wiegen und treiben. »Warum hat mir Blajeny euch lächerliche Kreaturen auf den Weg nach Yadah mitgegeben? Was sollte ich von euch schon lernen? Wir machen unsere eigene Musik. Wir brauchen euch nicht.«
    Meg spürte, wie Proginoskes darauf mit einem wahren Vulkanausbruch reagierte, spürte den schneidenden Windhauch seines Atems, die sengenden Flammenzungen. »Schwachkopf!« brauste er auf. »Jeder braucht jeden! Jedes Atom im Universum ist auf jedes andere angewiesen.«
    »Ich brauche dich nicht.«
    Schlagartig beruhigte Proginoskes sich wieder. Leise und ohne Umschweife kythete er: »Aber ich brauche dich, Sporos. Wir alle brauchen dich. Charles Wallace braucht dich.«
    »Aber ich brauche ihn nicht.«
    »Wirklich nicht?« rief Calvin leidenschaftlich. »Was wird denn aus dir, wenn Charles Wallace etwas widerfährt? Was wird denn dann aus dir?« Sporos zog sich zurück. Meg hatte ihn verloren.
    Calvin strahlte Enttäuschung und Entmutigung aus. »Ich kann ihn nicht mehr erreichen. Jedesmal, wenn ich glaube, ihm näher zu kommen, entgleitet er mir.«
    Die anderen hatten Sporos in den wirbelnden Kreis zurückgerissen. Die bedrohte Fara war bereits erschlafft und gab kaum noch Lebenszeichen. »Bald wird ihr Gesang verstummen«, klagte Senex.
    »Sie wird geext«, kythete Proginoskes. »Ausgelöscht wie eine Kerze.«
    Senex ließ traurig seine Fächerarme hängen. »Sporos und seine Altersgefährten hören nur auf jene, die das Singen zum Schweigen bringen wollen, die der Welt das

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