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Der Riss im Raum

Der Riss im Raum

Titel: Der Riss im Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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zurück. »Erst wenn du den Ort deiner Bestimmung findest, um dich an ihm niederzulassen und dich zu versenken, hast du die endgültige Bewegungsfreiheit erreicht.«
    Sporos begann unentschlossen zu zappeln.
    »So ist es, kleiner Sprößling«, fuhr Senex unbeirrt fort. »Auch ich mußte mich erst verwurzeln, um nicht länger den Beschränkungen des unsteten Herumirrens unterworfen zu sein. Jetzt aber bewege ich mich frei und ungehindert durch das weite All. Ich singe mit den Sternen. Ich tanze mit den Galaxien. Ich teile ihre Freude – und ihr Leid. Solange wir teilhaben am Rhythmus der Mitochondrien, werden wir bestehen. Wenn wir aber nicht länger bestehen können, werden wir vergehen.«
    »Dann müßt ihr sterben?« fragte Meg.
    »Nennt ihr das so? Vielleicht, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß der Gesang des Yadah an Klangfülle und Schönheit verloren hat. Er ist kümmerlich geworden; seine Harmonien haben allen Glanz verloren. Und Yadah muß für unseren Hochmut büßen.«
    Jetzt fühlte Meg Calvin neben Senex. »Sporos!« rief er ihm zu. »Du bist mein Partner; wir müssen zusammenarbeiten!«
    »Warum? Ich brauche dich nicht.«
    »Sporos, wir sind Partner, ob dir das gefällt oder nicht.«
    Meg mengte sich dazwischen. »Sporos, wenn wir Charles Wallace retten wollen, brauchen wir deine Hilfe!«
    »Was kümmert mich dieser Charles Wallace? Er ist nichts weiter als ein stockdummes Menschenkind.«
    »Er ist deine Galaxis. Das allein sollte ihn, selbst für dich, zu etwas Besonderem machen.«
    Grausam schnitt die fremde Stimme in ihr Kythen: »Sporos! Ich bin es! Ich, Herr Jenkins. Ich bin der Lehrmeister aller Lehrmeister. Ich überrage und übertreffe sie alle, denn nur ich, ich allein, bin der wahre Vertraute der Echthroi.«
    Meg fühlte, wie sich etwas – wie Stahlklammern – um Proginoskes schloß und ihn am Kythen hinderte.
    Jetzt drängte der Echthros-Jenkins dicht an Sporos heran, und diesmal redete er honigsüß auf ihn ein: »Achte nicht auf das Geschwätz dieser Menschen! Höre nicht auf die Farae! Sie sind eitel und schwach. Folge mir, und du wirst stark und mächtig sein wie die Echthroi, und das Universum liegt dir zu Füßen.«
    »Sporos!« versuchte Herr Jenkins mit seinem kümmerlichen Kythen gegen sein übermächtiges Ebenbild anzukämpfen. »Er ist nicht, was er vorgibt. Laß dich nicht auf ihn ein!«
    Calvins Kythen war stärker als das von Herrn Jenkins. »Du hast zwei Jenkinse vor dir, Sporos, und kannst dir daher denken, daß einer von ihnen der falsche sein muß. Vertiefe dich, Sporos, und du wirst die Wahrheit erfahren. Nur so findest du deinen wahren Platz und deine wahre Bestimmung im All, nur so findest du deine innere Mitte.«
    Das schreckliche Echthros-Geheul des vermeintlichen Herrn Jenkins gellte Meg in den Ohren. »Die Wahrheit ist ohne Bedeutung. Es gibt keine innere Mitte. Komm! Schließe die Reihen deiner Kampfesgefährten. Nur noch wenige Farae müssen fallen, dann gehört ganz Yadah euch.«
    »Yadah wird sterben!« rief Meg verzweifelt. »Wir alle werden sterben, auch du!«
    »Nichts wirst du, wenn du zu uns kommst!« beschwor der Echthros-Jenkins Sporos mit widerlichem Kythen. »Und dem Nichts kann nichts widerfahren.«
    Sporos war völlig verwirrt. Seine Schnurrhaare zitterten; er schnitt eine hilflose Grimasse. »Ich bin doch noch so jung! Es ist ungerecht, mir eine Entscheidung abzuverlangen, die für ewige Zeiten mein Geschick bestimmen wird.«
    »Du bist alt genug, um auf Senex zu hören«, wies Meg ihn zurecht. »Du bist alt genug, um auf mich zu hören. Immerhin bin auch ich im Vergleich zu dir eine Galaxis. Es wird Zeit für dich, Wurzeln zu fassen und dich einzutiefen.«
    Sporos wand sich in den Klauen des falschen Herrn Jenkins. »Komm, Freund!« rief er. »Fliege mit den Echthroi. Gemeinsam reißen wir den Kosmos in Stücke. Zu viele Mitochondrien wollen sich vermehren. Die Himmel sind mit Sternen übervölkert. Folge uns bis ans Ende im Nichts!«
    »Vertiefe dich, Sporos, mein Kind! Vertiefe dich!«
    »Sporos!« heulte der Echthros gegen den Rhythmus des Yadah an. »Du sollst ein Fürst im Reich der Echthroi werden!«
    Meg spürte einen plötzlichen Windstoß, spürte das vertraute sengende Flackern der Flammenzungen: Proginoskes! Der Cherubim schleuderte sein Kythen über die Leere des Echthros-Jenkins wie ein rettendes Seil, das die tiefsten Abgründe überbrückt. »Sporos, alle Farandolae sind Fürsten im All, geadelt durch ihren Gesang.«
    »Nur dem

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