Der Riss im Raum
Licht rauben.«
Herr Jenkins breitete prophetisch seine mächtigen Schattenarme aus: »Tötet den Gesang, und ihr werdet erlöst!«
»Nein!« brüllte Herr Jenkins Herrn Jenkins nieder. »Sie sind nur ein nichtswürdiger Abklatsch von mir! Sie sind ein Nichts!«
Nichts… nichts…
Das Wort hallte hohl, leer, als endlos wiederkehrendes Echo fort. Wohin Meg auch kythete, überall stieß sie auf einen Widerschein des Jenkins-Echthros.
»Erkennt ihr denn nicht, daß die Echthroi eure Retter sind? Erst wenn alles Nichts ist, wenn Nichts alles ist, gibt es weder Krieg noch Krankheit, weder Schmerz noch Tod. Keine Armut! Keine Not! Keinen Hunger!«
»Keinen Gesang!« übertönte Senex mit seinem Kythen den Echthros.
Und Proginoskes fiel ein: »Keine Sterne! Keine Cherubim! Das Licht des Mondes auf den nächtlichen Wassern wird erlöschen.«
Und Calvin: »Keiner wird den Fremden bewirten. Keiner wird mit ihm Brot und Salz brechen, keiner dem Freund einen Becher Wein anbieten.«
Meg kythete wutentbrannt dem nächstbesten Echthros-Jenkins zu: »Sie sind ein Nichts! Sie müssen sich die Gestalt von Herrn Jenkins borgen, um überhaupt etwas darzustellen. Verschwinden Sie! Sie sind ein Nichts!«
Dann erst wurde ihr bewußt, daß sie den wirklichen Herrn Jenkins vor sich hatte, der hartnäckig versuchte, sie zu erreichen. »Jedes Vakuum ist wider die Natur!« rief er.
»Dann werden wir es eben füllen«, erwiderte Calvin. »Es gibt keine andere Möglichkeit.«
»Wie stellst du dir das vor?«
»Die Echthroi sind das Nichts, die Leere. Wir könnten ihnen mit unserem Sein entgegentreten und sie erfüllen, ausfüllen.«
»Ja, aber wie – und womit?«
»Noch eines!« gab Senex leise zu bedenken. »Ist eure Absicht auch stark genug? Ist euch bewußt, was letztlich auf dem Spiel steht?«
»Selbstverständlich! Das Leben eines Kindes, das Leben meines Bruders. – Was weißt eigentlich du über ihn?«
Senex ließ ziemliche Verwirrung erkennen. Der Begriff Bruder war ihm nicht fremd, da alle Farae Brüder waren – oder es doch sein sollten. Aber unter Kind konnte er sich nichts vorstellen. »Ich weiß, daß mein Gastkörper, meine heimatliche Galaxis, krank ist und vielleicht sterben muß … «
»Das ist Charles Wallace! Das ist mein Bruder! Für dich ist er eine Galaxis, für mich bleibt er ein kleiner Junge, ein Kind – wie Sporos.«
Sie wandte ihr Kythen von Senex ab und den tanzenden Farandolae zu, die indessen eine weitere Fara umkreisten. Diesmal wollte Meg sich vorsichtig herantasten – aber wie sollte sie Sporos aus der Menge herausfinden?
»Kommt es denn darauf an?« Ein Echthros-Jenkins bedachte sie mit höhnischem Gelächter. »Auf nichts kommt es an. Auf nichts!«
Wie ein Peitschenhieb schnitt das Gekreische in die Melodie jener Farae, die nach wie vor sangen. Und wieder war es Meg, als drohe das Mitochondrion der Attacke zu erliegen.
Plötzlich fielen ihr wieder die kleinen Farandolae ein, die sie, als sie mit Proginoskes nach Yadah gekommen war, dem Jenkins-Echthros entrissen hatten. Noch waren nicht alle Farandolae den Echthroi verfallen. Oder sollten jene, die für Meg ihr Leben geopfert und sich geext hatten, die letzten Kämpfer gegen die Echthroi gewesen sein?
Eindringlich begann sie zu rufen: »Sporos! Farandolae! Sagt euch von den Echthroi los! Ihr tanzt euch zu Tode. Kommt zu Senex, faßt Wurzeln und versenkt euch. Dafür seid ihr geboren und bestimmt. Kommt! So kommt doch!«
Einige Farandolae folgten ihrem Drängen. Die meisten aber wirbelten nur um so wilder im Kreis und kicherten: »Wir müssen uns nicht versenken. Das ist ein längst überholter Aberglaube. Und was für ein alberner Gesang! Dieses ewige »Wie herrlich! Wie herrlich!« Die einzige Herrlichkeit sind wir.«
»Die Sterne … « wollte Meg einwenden.
»Aberglaube, nichts als Aberglaube! Es gibt keine Sterne. Wir sind die Größten im All.«
Eine häßliche Stimme übertönte Meg und wandte sich unmittelbar an Sporos: »Wie kannst du nur daran denken, dich eintiefen zu wollen?«
Sporos antwortete ein wenig unsicher: »Dafür sind Farandolae geboren und bestimmt … «
»Narr! Wenn du erst einmal deine Wurzeln ausgestreckt und dich eingetieft hast, kannst du nie wieder herumtollen und Spaß haben.«
»Aber … «
»Dann klebst du für alle Zeiten an einem Platz auf einer langweiligen Fara und kannst nie wieder tanzen. Nie wieder!«
»Aber … «
Die innere Kraft und Stärke von Senex drängte die häßliche Stimme
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