Der Riss
erträumen können?
Spitzenauswahl.
Jessica räusperte sich. „Äh, du hast hoffentlich nicht vor, so schnell zu fahren, wenn die Zeit anhält? Ich persönlich hatte nicht vor, durch die Windschutzscheibe zu fliegen.“
„Midnight ist erst in zehn Minuten. Wenn wir nicht noch eine Finsternis kriegen.“
Sie entzog sich ihm, setzte sich auf und überprüfte ihren Sicherheitsgurt. „Ach ja. Danke, dass du mich daran erinnerst.
Midnight kann inzwischen jederzeit passieren.“
„Genau. Cool, was?“
„Äh, nein, Jonathan. Nicht cool. Was, wenn das dauernd passiert?“
Er zuckte mit den Schultern. „Dann können wir mehr herumfliegen.“
Sie seufzte. „Du fändest das toll, nicht wahr?“
„Was? Mehr Midnight? Wenn die ganze Welt nur uns fünfen gehört? Weniger Zeit im Flächenland? Klar fände ich das toll.“
„Wir wissen aber nicht, was passiert, Jonathan. Am Telefon hat Dess davon geredet, dass sich die blaue Zeit total verändert. Und heute wussten wir nicht, ob die Finsternis je wieder aufhört. Ich kam mir so vor, als wäre die Welt untergegangen.“
„Ja, stimmt. Ungefähr so wird das sein.“ Er prustete. „Und außerdem, sieh es mal so: Wenn die Welt untergeht, brauchst du dir wegen Beth keine Sorgen mehr zu machen.“
Jessica wandte sich ab, starrte aus dem Fenster und sagte kein einziges Wort mehr.
Jonathan runzelte die Stirn und fragte sich, was er jetzt wieder Falsches gesagt hatte.
beute
11.53 Uhr nachts
7
Melissas Augen verschwanden nach oben in ihrem Kopf, ihre Nase kräuselte sich. Rex sah, wie ein Schauder von den Zehen bis in die Fingerspitzen durch ihren Körper lief.
„Was, haben sie schon angehalten?“, fragte Rex.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Flyboy tritt das Gaspedal immer noch bis zum Anschlag durch. Sie werden mehr oder weniger pünktlich hier sein. Aber der Flammenbringer hat keine besonders gute Laune.“
Dess sah von ihrem GPS-Empfänger auf und schnaubte.
Rex schüttelte den Kopf. Genau der richtige Zeitpunkt für Beziehungsknatsch.
Er ließ seinen Blick wieder über die Bahnschienen schweifen. Der Ort war mit Fokus überschwemmt, nichtmenschliche Zeichen verfälschten jedes Kieselsteinchen zwischen den Gleisen, jeder Grashalm schoss messerscharf zwischen den Schwellen auf. Darklinge und Gleiter hatten hier getanzt. Selbst auf den Stahlnägeln in den Eisenschienen sah er die Spuren ihrer Klauen, Schnauzen und gleitenden Bäuche.
Dieser ganze Fokus konnte nicht in einundzwanzig Minuten abgelegt worden sein. Sie mussten vor der Finsternis schon hierhergekommen sein.
Natürlich, dachte Rex, hatte es immer, ein paar Midnightstellen außerhalb der Stadt gegeben. Vielleicht war es einfach ein Zufall, dass diese Schwachstelle schon vorher aufgesucht worden war.
Er kniete nieder, um sich eine Gleiterspur näher anzusehen, eine Schlangenlinie, die sich an den Schienen entlangwand, so weit sein Auge reichte. Sie sah nicht besonders frisch aus, nicht, als ob sie erst vor fünfzehn Stunden hinterlassen worden wäre.
Rex runzelte die Stirn. Seine neuen Räubernerven zuckten wegen des vielen Metalls um ihn herum. Warum sollte ein Gleiter an einer Eisenbahnschiene entlangschleichen, die nach Eisen, Stahlstiften und verborgenen Telegrafendrähten roch?
Die meisten Darklingplätze am Rande der Stadt waren freie Felder oder leere Hinterhöfe, Orte, denen noch kleine Flecken der Wildnis anhafteten – einheimische Pflanzen, Schlangenlöcher oder schmale Rinnsale, die noch nicht von Gebäuden und Beton verdrängt worden waren. Dieser eiserne Weg aber war ein Kunstwerk der Bahnlinie, ein altes und mächtiges Symbol menschlicher Cleverness und Herrschaft. Vor nur hundert Jahren repräsentierte es höchsten technologischen Standard der Menschheit. Trotzdem hatten die Darklinge sich den Ort angeeignet. Sie mussten absichtlich hierhergekommen sein.
Rex sah, wie weit sich der Fokus zu beiden Seiten der Bahnlinie erstreckte, wo er sich im Gestrüpp verlor und sogar bis zu den heruntergekommenen Häusern entlang des Bahngeländes ausdehnte. Er fragte sich, wie weit er in die Süßhülsenbäume hineinführte. Das kleine Örtchen Jenks lag dicht am Arkansas River, und an diesen Stellen war das Gebüsch undurchdringlich und verbarg den größten Teil der Landschaft vor seinen neuen Raubtieraugen.
Aber hier waren alte Darklinge gewesen, da war sich Rex sicher. Er konnte tiefe Abdrücke von Krallenfüßen in der Erde sehen, und ein dicker Ast war unter dem Gewicht von etwas
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