Der Riss
die ein ziemliches Chaos hinterlassen.
„Und wahrscheinlich erinnert ihr euch, dass mein Großvater darüber ziemlich ausgeflippt ist. Schließlich hatte er es ja schon immer mit Bixby und meinte, dass man da einfach nicht wohnt.“
„Ihr seid doch zu ihm nach Broken Arrow gezogen, nachdem das passiert war, oder?“, fragte Liz.
„Sind wir. Und ich kann dir sagen, ich hatte die Nase gestrichen voll, von da aus zur Schule zu pendeln. Und deshalb … “
Constanza rückte näher, um klarzumachen, dass jetzt der Topsecret-Teil kam, und Jessica riskierte einen vorsichtigen Blick zu Dess hinüber, die in ihrer üblichen Ecke saß. Dess hielt sich ihr Trigonometriebuch als Deckung vor das Gesicht, was bedeutete, dass sie jedes Wort mithörte. Trigonometrieübungen hatte sie ungefähr so nötig wie die Darklinge einen Nachhilfekurs im Angsteinjagen.
„Opa müssen die Tränen gekommen sein, als ich nach Bixby zurückgegangen bin“, fuhr Constanza fort. „Wisst ihr, er hat meinen Dad aus dem Familienunternehmen ausgeschlossen, als er mit meiner Mom vor einer Ewigkeit hierhergezogen ist. Er redet kaum mit ihnen, auch nicht, wenn wir da draußen sind. Jedenfalls hat er mich gestern Abend angerufen, um mich zu überreden, dass ich die Stadt verlasse.“
„Was ist denn an Bixby eigentlich so schlimm?“, fragte Maria.
Constanza zuckte mit den Schultern. „Er erzählt nie, was passiert ist. Er ist hier aufgewachsen, es muss aber was Unheimliches passiert sein, als er ein Teenager war. Ich glaube, die Anglos haben die Familie während des Ölbooms aus der Stadt getrieben, weil wir Native Americans sind und so. Er hat seit knapp fünfzig Jahren keinen Fuß mehr auf den Boden von Bixby gesetzt.“
Außer wenn er über die Grenze der Midnight geschlüpft ist, um seine kleinen Nachrichten zu übermitteln , dachte Jessica.
Dann kam ihr ein entsetzlicher Gedanke.
„Er will, dass du in Broken Arrow lebst?“, fragte Jessica. Sie hatte oft darüber nachgedacht, ob der alte Mann wusste, dass sie und Constanza befreundet waren. Vielleicht hatte er vor, seine Enkelin in die wahren Geschäfte der Familie einzuschleusen – für die Darklinge zu arbeiten.
„Mal im Ernst, Jess. Ich soll in dem spießigen kleinen Broken Arrow leben?“ Constanza schüttelte den Kopf und rümpfte die Nase. „Kommt nicht infrage.“
„Aber wo dann?“, fragte Liz. „In Tulsa?“
„Nein.“ Constanza senkte ihre Stimme noch ein bisschen mehr, und Jessica sah, wie Ms Thomas, die Bibliothekarin, die Ohren aufstellte, um zu lauschen. „Ihr wisst doch, dass ich Schauspielerin werden will?“
Alle nickten, einige tauschten vielsagende Blicke aus. Man brauchte Constanza keine zehn Minuten zu kennen, um von diesen Ambitionen zu wissen.
„Also, mein Großvater hat gesagt, wenn ich gleich damit anfangen will, könnte ich bei ihm wohnen. Weil er in ein paar Wochen mit meinen Vettern nach … hört genau hin … L. A.
ziehen wird!“
„Los Angeles?“, rief Maria.
„Nein, Maria“, antwortete Liz abfällig. „Lower Argentina.
Das ist das neue Los Angeles. Wusstest du das noch nicht?“ Sie wandte sich an Constanza. „Los Angeles? Ich hasse dich. So viel Glück ist unverschämt.“
„Du machst wohl Witze“, sagte Jessica. Ihr Mund war ausgetrocknet.
„Opa hat alles durchorganisiert“, sagte Constanza. „Er hat da schon eine Schule für mich gefunden, und dieser Film-agent, der ein Geschäftsfreund von ihm ist, will mich kennenlernen. Und er sagt, dass ich ein Hypertaschengeld kriegen kann, um Schauspielunterricht und all so was zu bezahlen.“
„Das glaub ich einfach nicht. Ich bring dich um. Aber erst, wenn ich dich besucht habe. Ich kann dich doch besuchen, oder?“
„Und warum geht er jetzt nach L.A.?“, fragte Jessica.
Constanza zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht. Da muss es wohl Ölquellen geben, oder?“
„In Los Angeles?“ Das kam ihr ziemlich unwahrscheinlich vor. Zumal es auch ziemlich unwahrscheinlich erschien, dass sich der alte Mann überhaupt noch mit dem Ölgeschäft befasste. Offensichtlich konzentrierte er sich vielmehr darauf, wie er sich und seine Familie so schnell wie möglich so weit wie möglich von Bixby weglotsen konnte.
„Wen interessiert das, warum er da hingeht, Jess? Solange dabei herauskommt, dass“ – Constanza deutete mit beiden Zeigefingern auf sich selbst – „ich Filmstar werde!“
„Mädels!“, rief Ms Thomas von ihrem Schreibtisch aus.
„Könntet ihr bitte dafür
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