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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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sorgen, dass es bei einem gedämpften Lärm bleibt?“
    Jen wandte sich an die Bibliothekarin. „Aber Constanza wird –“
    „Pssst!“, zischte Constanza. „Würden wir uns bitte alle an die Topsecret-Sache erinnern?“ Dann wandte sie sich um und rief in normaler Lautstärke: „Entschuldigen Sie bitte, Ms Thomas. Wir werden uns bemühen, leiser zu sein.“ Sie sah Jen wütend an. „Vor allem du.“
    „Warte mal“, sagte Jessica. „Warum ist das Ganze ein großes Geheimnis?“
    „Also, das könnt ihr glauben oder auch nicht, aber den un-heimlichsten Teil habe ich noch nicht erzählt.“ Sie legte eine Pause ein, wartete, bis alle Augen wieder auf sie gerichtet waren. „Es sieht so aus, als ob diese ganze Umzugskiste mit L.A.
    einfach so aus dem Nichts aufgetaucht wäre. Opa hat noch nicht einmal mit meinen Eltern darüber geredet. Andererseits behauptet er, dass es da diesen Agenten gibt, der jetzt gleich genau so jemanden wie mich braucht, für irgendeine neue TV-Serie oder so. Deshalb werde ich Opa da erst mal besuchen, vermutlich für eine Woche oder so. Dann gehe ich zum Casting, und wenn ich die Rolle kriege, komme ich nicht mehr zurück!“
    Alle schwiegen eine Weile und ließen Constanzas Worte auf sich wirken. Jessica spürte ihren Puls bis in die Fingerspitzen und sah, wie Dess ihr Buch allmählich sinken ließ, damit sie die anderen Mädchen sehen konnte. Sogar Ms Thomas, die ihr plötzliches Schweigen verwunderte, sah zu ihnen herüber.
    Liz melde sich als Erste zu Wort. „Jetzt gleich?“
    „Wann denn ungefähr?“, fragte Maria.
    Constanza schüttelte den Kopf, ihr Mund war leicht geöffnet, als ob sie es selbst kaum glauben könnte. „Das Casting findet in ein paar Wochen statt, genau dann, wenn Opa mit all meinen Vettern da hinzieht. Er hat gesagt, dass ich vor Ende des Monats da sein muss, oder die ganze Sache platzt. Insofern sind es noch ein paar Wochen, und dann heißt es: Leb wohl, Bixby!“
    „Du machst Witze!“, sagte Jen.
    „Du hast so ein psychomäßiges Glück!“, sagte Maria.
    „Ich wiederhole: Ich hasse dich!“, sagte Jen. „Und um die Abschiedparty kommst du nicht drum rum!“
    Jessica sagte nichts. Plötzlich summten die Leuchtstoffröhren in der Bibliothek so laut, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Der alte Mann und seine Familie mit den Umzugsplänen, dieser Agent für Constanza – das alles passierte viel zu schnell, um eine harmlose Erklärung glaubhaft zu machen.
    Constanzas letzte Worte klingelten ihr in den Ohren: Leb wohl, Bixby …
    Jessica sah zu Dess hinüber, als das Universalgenie ihr Trigonometriebuch in den Schoß fallen ließ und ein paar Blätter herauszog. Sie beugte sich darüber, fing wild an zu kritzeln und füllte Seite um Seite mit Gitternetzen in blauer Tinte.
    Eines der Blätter fiel zu Boden …
    Jessica kniff die Augen zusammen und erkannte, dass es in sieben Spalten und fünf Zeilen aufgeteilt war, wie ein Wandkalender. Jede Zelle war mit kryptischen Formeln in einer winzigen, fanatischen Handschrift ausgefüllt.
    Sie schloss ihre Augen und stellte selbst ein paar einfache Berechnungen an.
    Heute war der achte Oktober, und wegen des nervigen Spruchs ihres Vaters fiel ihr sofort ein, dass der Oktober einunddreißig Tage hatte.
    In etwas mehr als drei Wochen war der Monat zu Ende.

massenfütterung
    12.07 Uhr mittags
12
    „Fassen wir zusammen“, sagte Dess. „Es gibt ein paar gute und ein paar schlechte Nachrichten.“
    Die anderen sahen sie müde an. Die unheimlichen Ereignisse der letzten dreiundfünfzig Stunden hatten sie bereits traumatisiert. Dess war froh, dass sie gewartet hatte, bis sie alle fünf beieinandersaßen. Das hier zweimal zu erklären wäre zwecklos gewesen.
    Dess fand es seltsamerweise tröstlich, hier an dem alten Tisch in der Ecke zu sitzen, von den Fenstern so weit weg wie möglich, wo sie mit Rex und dem Scheusal immer zusammengegessen hatte, bis Melissa offenbart hatte, wie bösartig sie tatsächlich werden konnte. In der Mensa rumorte das übliche Chaos vor sich hin, Daylighter drängelten um die besten Sitzplätze, ohne zu ahnen, dass echte Probleme im Anzug waren.
    Wie immer ergriff Rex als Erster das Wort. „Okay. Die schlechten Nachrichten zuerst.“
    Dess schüttelte den Kopf. „Entschuldige, Rex. Hier haben wir eine von den Gelegenheiten, wo die guten Nachrichten Vorrang haben. Sonst gibt es keine Pointe.“

    „Komm schon, Dess“, sagte Jessica. „Das hier ist ernst.
    Meinst du nicht, dass es

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