Der Riss
verloren sich die Scheinwerfer hinter ihm in der Ferne. Aber dann schwenkten die beiden Mercedes von der Straße auf die Wüste zu, um die Verfolgung aufzunehmen.
„Was machst du da?“, schrie Angie, deren Zähne von den Erschütterungen des Wagens klapperten.
„Hier draußen besteht die Chance, dass einer von beiden einen Plattfuß kriegt.“
„Es kann aber doch auch sein, dass wir einen Plattfuß kriegen?“
Rex nickte bloß, er hatte nicht vor, zu erklären, warum der Ford so oder so stehen bleiben würde. „Hast du eine bessere Idee?“
„Meine bessere Idee war, nicht von einem abgehörten Telefon aus zu telefonieren!“
„Das hättest du in deiner Nachricht erwähnen können!“
„Es lag doch auf der Hand, dass wir dich beobachtet haben!
Mann! Wie kann es sein, dass Leute wie ihr jemals eine ganze Stadt kontrolliert haben?“
„ Wir waren das nicht, die … “ Rex Worte verebbten. Vor ihm tauchten ein paar schimmernde Häufchen auf, wie eine Ansammlung aus gespickten Basketbällen, die im Mondlicht glitzerten. Er lächelte bei dem Anblick. Wenn alle drei Wagen aussetzten, dann gab es für ihn und Angie vielleicht eine Chance, zu Fuß zu entkommen.
Er fuhr auf die Hügel zu, ignorierte die ratternden Beschwerden des Fords und nahm so viel Geschwindigkeit auf, wie er konnte. Mit oder ohne Sprit, mit oder ohne Reifen –
wenn Melissas Auto mal in Schwung war, brauchte es eine Weile, bis es zum Stehen kam.
„Rex? Was ist das da vorne?“
„Eine Stelle mit vielen Kakteen.“
„Was soll das? Willst du uns umbringen?“
„Nein. Aber uns geht gleich das Benzin aus.“
„Was?“
„Lange Geschichte. So haben wir wenigstens eine Chance.“
„Was für eine Chance? Auf einen schnellen Tod?“
Seine Antwort ging in einem plötzlichen Schlag unter dem Auto unter, der sich nach einer Wassermelone anhörte, die mit hundertzwanzig Stundenkilometern auf Beton klatscht.
Weitere Kollisionen erschütterten den Ford, Angie schrie jedes Mal auf, wenn ein Kaktus auftraf. Die Erschütterung jedes Aufpralls schoss durch den Autositz hoch, was sich für Rex anfühlte, als würde ihm ständig jemand in den Hintern treten.
Hinter ihnen fiel ein Scheinwerferpaar zurück. Der eine der beiden Mercedes war steckengeblieben, entweder mit einem Plattfuß oder einer gebrochenen Achse. Als Rex den wackeln-den Rückspiegel im Auge behielt, verschwand das Auto in seiner eigenen Staubwolke.
Blieb nur noch einer.
Dann blieb das Kakteenfeld mit einem abschließenden Schlag hinter ihnen zurück. Melissas Ford schwankte, der rechte Vorderreifen gab ein Geräusch wie eine Gummiflagge bei heftigem Wind von sich. Der Motor rumpelte aber unter Rex weiter, und die Wüste raste immer noch im Schweinwerferlicht vor ihnen vorbei.
„Jetzt werden sie langsam nervös“, sagte Angie mit einem Blick nach hinten.
„Nervös?“
„Wenn sie das andere Auto verlieren, haben sie keine Chance mehr, rechtzeitig aus dem Bezirk rauszukommen. Sie sind Grayfoots, denen man beigebracht hat, dass sie lieber sterben, als sich um Mitternacht in Bixby aufhalten.“
Rex blinzelte. Nach all seiner sorgsamen Planung für heute Nacht sollte allein seine verrückte, wild improvisierte Idee, durch ein Kaktusfeld zu stechen, funktionieren? Die Darklinghälfte tief in seinem Inneren triumphierte still vor sich hin.
„Rex, hattest du gesagt, dass uns das Benzin ausgeht?“
„Na ja … “, hob er an, aber plötzlich erschütterte eine neue Explosion den Wagen. Das Lenkrad wurde ihm aus den Händen gerissen, und das Auto schlingerte unkontrolliert über den Wüstenboden, vollführte eine Kehrtwendung, bei der es sich so weit nach rechts neigte, dass Rex fürchtete, es würde sich überschlagen. Das entsetzliche Geräusch von Metall auf Stein und festgebackenem Wüstenboden schrillte in seinen Ohren, und eine Staubwolke flog auf und verschluckte die Welt um sie herum.
Irgendwie überschlug sich der Ford nicht, als er aber endlich zum Stehen kam, neigte er sich wie ein sinkendes Schiff zu einer Seite. Rex war sich ziemlich sicher, dass rechts von beiden Reifen nur noch Gummikonfetti übrig war.
Der Motor erstarb mit einem Husten, als ihm endgültig das Benzin ausging.
Rex wartete darauf, dass ein Scheinwerferpaar im umherwirbelnden Staub auftauchen würde. Der andere Mercedes konnte nicht weit zurückliegen.
Allmählich klärte sich die Sicht und gab den Blick auf einen Sternenhimmel und die dunklen Berge in der Ferne frei – und ein paar
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